Dafür sei die Gesellschaft noch nicht reif, so Kaltenegger. Zu einem späteren Zeitpunkt aber "werden wir diese Haltung vielleicht überdenken."
Der neue ÖVP-Generalsekretär Fritz Kaltenegger wünscht sich in der Frage gleichgeschlechtlicher Partnerschaften eine Klärung "in den nächsten Monaten". Eine Zeremonie am Standesamt lehnt er ab, die Eintragung der Partnerschaften werde aber wohl dort erfolgen, meint er. Die von ÖVP-Obmann Josef Pröll ausgerufene Programmdebatte soll im Frühjahr starten, Basis wird die Arbeit der parteiinternen "Perspektivengruppe" sein, der Kaltenegger selbst auch angehörte.
"Haltung vielleicht überdenken"
In der Frage, wo
eine eingetragene Partnerschaft für gleichgeschlechtliche Paare geschlossen
werden soll, hatte es in der Vergangenheit parteiintern Differenzen gegeben
- Pröll selbst war für das Standesamt eingetreten, andere hatten etwa die
Bezirksgerichte ins Spiel gebracht. Geht es nach Kaltenegger, dann wird die
Eintragung zwar am Standesamt erfolgen - aber ohne Zeremonie. "Ich glaube
nicht, dass in Österreich die Zeit schon reif ist, eine Zeremonie am
Standesamt abzuführen", so der ÖVP-Generalsekretär. "Sollte sich die
Gesellschaft ändern, werden wir diese Haltung vielleicht überdenken."
Generell bleibe die Volkspartei bei ihrer Position "rechtliche
Gleichstellung ja, Adoption nein".
Will 3 Jahre lang diskutieren ...
Zwei bis drei Jahre Zeit könnte
sich die ÖVP für ihre Programmdiskussion gönnen, die im Frühjahr starten
soll. "Ein Jahr ist sicherlich zu wenig", so der neue Generalsekretär. In
die Debatte will er auch parteiferne Teilnehmer der Perspektivengruppe
einbinden. Ergebnis soll ein neues Parteiprogramm sein. "Ich denke, wir
sollten die Offenheit haben, über ein neues Programm nachzudenken", betont
Kaltenegger. Das aktuelle Programm der ÖVP stammt aus 1995.
... wegen der internen Überzeugungsarbeit
Offenheit wird es
wohl zum Teil auch in der internen Überzeugungsarbeit brauchen: Zwar
bezeichnet Kaltenegger das Ergebnis von 89,6 Prozent für Obmann Pröll beim
Parteitag als "sehr deutlichen Zuspruch", doch gelte es nun - nicht zuletzt
auf einer Bundesländertour mit dem ÖVP-Regierungsteam - "die kritischen
Stimmen zu überzeugen". Wobei für ihn klar ist: "Der Weg in die Große
Koalition war alternativlos."
Keine gegenseitigen Unfreundlichkeiten
Mit seinen Gegenübern in
der SPÖ, Laura Rudas und Günther Kräuter, hofft er auf ein korrektes
Arbeitsverhältnis, betont Kaltenegger einmal mehr. "Ich gehe davon aus, dass
wir unser tägliches Geschäft nicht darin verstehen, sich gegenseitig
Unfreundlichkeiten auszurichten." Inhaltlich will sich die Volkspartei in
den kommenden Monaten auf die Bewältigung der Finanzkrise und ihrer
Auswirkungen konzentrieren. Neben den Konjunkturpaketen und der Steuerreform
auf nationaler Ebene sieht Kaltenegger hier auch die Notwendigkeit,
europaweit "die Besteuerung bestimmter Finanzmarkttransaktionen zu klären".
Wahlen 2009 problemlos
Dass die Wahlen des kommenden Jahres das
Koalitionsklima im Bund belasten könnten, befürchtet Kaltenegger nicht. Im
März wählen Salzburg und Kärnten, im Juni folgt die EU-Wahl und im Herbst
wählen Oberösterreich und Vorarlberg einen neuen Landtag. "Der Wettbewerb
bei Landtagswahlen wird selbstverständlich stattfinden, aber das darf nicht
das große gemeinsame Ziel beeinträchtigen", betont der Generalsekretär. Und
auch bei der EU-Wahl erwartet er sich "eine ordentliche Auseinandersetzung".
Spitzenkandidat für EU noch offen
Wer für die ÖVP als
Spitzenkandidat oder Spitzenkandidatin in die EU-Wahl ziehen soll, stehe
noch nicht fest, es käme "eine ganze Reihe von Persönlichkeiten in Frage".
Auch den Zeitpunkt der Listenpräsentation lässt Kaltenegger offen,
allerdings: "Es muss nicht vor den Landtagswahlen (in Salzburg und Kärnten,
Anm.) am 1. März sein." Noch Zeit lassen will sich die ÖVP in ihren
Überlegungen über eine mögliche Kandidatur zur Bundespräsidentenwahl im Jahr
2010: "Die Entscheidung hängt auch davon ab, ob Heinz Fischer sich wieder
zur Verfügung stellt."