Der neue ÖVP-Generalsekretär will die Partei wieder flott machen, aber ohne Fortsetzung der strapaziösen Missethon-Kalina-Linie.
Der neugewählte ÖVP-Chef Josef Pröll hat seinen früheren Büroleiter Fritz Kaltenegger zum Generalsekretär ernannt. Der neue Parteimanager soll die ÖVP wieder "kampagnenfähig" machen, so Pröll Samstagmittag. Bei der nächsten Nationalratswahl 2013 soll wieder der Sprung ins Kanzleramt geschafft werden. Die ständigen Scharmützel zwischen SPÖ und ÖVP will Kaltenegger einstellen.
Macht nicht auf Wadlbeißer
"Ich werde sicher nicht der
klassische Parteisekretär sein, der im täglichen Hick-Hack den Wadlbeißer
gibt", so Kaltenegger. Dieser Stil habe offenkundig nicht zum Erfolg
geführt. Ihm gehe es vielmehr darum, das Parteimanagement gut zu
organisieren und die interne Kommunikation zu Bünden und
Landesorganisationen zu verbessern.
Treffen mit Kräuter und Rudas
Kaltenegger ist seit September
2005 Direktor des ÖVP-Bauernbundes, davor diente er Pröll eineinhalb Jahre
lang als Kabinettschef im Landwirtschaftsministerium und unterstützte ihn ab
2006 in der ÖVP-"Perspektivengruppe". Seine SPÖ-Kollegen Laura Rudas und
Günther Kräuter kennt er nur "vom Vorbeigehen im Parlament". Er will sich in
der nächsten Zeit mit den beiden roten Geschäftsführern treffen, um die
Zusammenarbeit zu besprechen.
Zukunft mit Perspektiven
Bei der angekündigten Erneuerung der ÖVP
wollen Pröll und Kaltenegger an die innerparteilichen "Perspektivengruppen"
anknüpfen. Allerdings will er hier nichts überhudeln: Wir haben die Zeit,
wir brauchen die Zeit und wir werden sie uns auch nehmen", so der neue
Generalsekretär.
Alte Freunde
Mit dem 37-jährigen gebürtigen Kärntner schickt
der neue ÖVP-Chef einen engen Vertrauensmann in die Parteizentrale in der
Wiener Lichtenfelsgasse. Die beiden verbindet eine enge Freundschaft und
eine langjährige berufliche Beziehung.
Abschied von Missethon
Kaltenegger folgt auf Hannes Missethon,
der sich nach der schweren Wahlniederlage vom 28. September aus der
ÖVP-Zentrale verabschieden wird. Seine Kür wird auch als Zeichen dafür
gewertet, dass wieder Ruhe einkehrt - nach der für alle Seiten strapaziöse
Ära Missethon-Kalina.
Bauernsohn macht Parteikarriere |
Kommen höhere Weihen?
In der ÖVP lässt diese Karriere
durchaus auf höhere Weihen hoffen, gingen doch sowohl Neo-Parteichef Pröll
als auch sein Vorgänger Wilhelm Molterer den Weg vom Büroleiter im
Landwirtschaftsministerium über den Bauernbund-Direktor, bevor sie zum
Sprung an die Spitze ansetzten. Und wie viele aus der neuen Führungsriege
der ÖVP stand auch Kaltenegger seinem neuen Parteichef in der sogenannten "Perspektivengruppe"
bei (als Leiter der Arbeitsgruppe "Lebensräume").
Der Motorradfan ist verheiratet, hat zwei Töchter und baut derzeit ein Haus im niederösterreichischen Gablitz.