OMV-Chef Roiss muss gehen

OMV-Boss: Skandal um 10-Mio.-Ablöse

Teilen

Der Vertrag von Roiss wäre bis März 2017 gelaufen und muss ausbezahlt werden.

 "Jetzt reicht es." Das ist der Tenor in der Regierung angesichts der chaotischen Vorgänge rund um die Ablöse von OMV-Chef Gerhard Roiss. Finanzminister Hans Jörg Schelling warf der Staatsholding ÖIAG "unprofessionelles Verhalten" vor -er drohte der ÖIAG-Führung via ZiB2 mit einer Hauptversammlung, um das Heft an sich zu reißen.

Die OMV ist Österreichs größtes Unternehmen, die Republik ist an ihr über die ÖIAG zu 31,5 %beteiligt. Stets war die OMV ein Paradekonzern, machte Milliardengewinne. Dann kam es zum Streit, der nach außen drang. Gift für den Aktienkurs, der sackte seit Sommer um 30 % ab.

ÖIAG-Chef Kemler ist die Situation völlig entglitten
OMV-Aufsichtsratspräsident und ÖIAG-Chef Rudolf Kemler konnte die Situation nicht steuern. Folge: die chaotische Ablöse von Roiss per Ende Juni 2015 -ohne Nachfolger. Und: Roiss muss der Vertrag (bis März 2017) ausbezahlt werden. Insider schätzen, dass der 62-Jährige mit rund zehn Millionen nach Hause geht. "Unverständlich", wettert VP-Vizekanzler Mitterlehner.

Im Kreuzfeuer: Kemler und die ÖIAG selbst. SP-Kanzler Faymann kritisiert die "chaotischen Zustände". Die Tage von Kemler an der ÖIAG-Spitze sind offenbar gezählt: Es herrscht rasch Handlungsbedarf, denn bis Ende Oktober muss über seine Vertragsverlängerung entschieden werden. Angesichts einer ÖIAG-Reform solle man sich das gut überlegen, so Mitterlehner in Richtung des ÖIAG-Aufsichtsrats. Dessen Präsident Siegfried Wolf, selbst wegen seiner Russland-Connection kritisiert, fordert Sachlichkeit ein. Auch er gibt aber zu: Die ÖIAG sei "verbesserungswürdig".

Die ÖIAG soll neu entstehen
Für die Reform der ÖIAG setzt die Regierung jetzt eine Arbeitsgruppe ein. Die Causa hat hohe Priorität, ist Chefsache. Für die SPÖ gehören neben Kanzler Werner Faymann Arbeiterkammer-Direktor Werner Muhm, ÖGB-Boss Erich Foglar und Ex-Siemens-Managerin Brigitte Ederer dem Team an. Auf ÖVP-Seite sind es die Minister Reinhold Mitterlehner, Hans Jörg Schelling und Wolfgang Brandstetter sowie Berndorf-Chef Norbert Zimmermann. Das Konzept für eine neue ÖIAG soll Anfang 2015 stehen, das Gesetz im Frühjahr beschlossen werden.

Wolf: "Bild in der Öffentlichkeit ist alles andere als positiv"

Sigi Wolf ist Aufsichtsratschef der ÖIAG. Er fordert verantwortungsvollen Umgang mit Börsenunternehmen wie der OMV.

ÖSTERREICH: Zeugt das Chaos um die Roiss-Ablöse nicht von einem völligen Versagen der ÖIAG?
Sigi Wolf: Die OMV hat einen Aufsichtsrat, der ist für Personalfragen zuständig und hat das einstimmig entschieden. Man muss sehr vorsichtig sein: Die OMV ist ein börsennotiertes Unternehmen, solche Diskussionen dürfen nicht öffentlich geführt werden.

ÖSTERREICH: Das werden sie aber seit Wochen...
Wolf: Wegen des Informationslecks wird Anzeige gegen unbekannt erstattet. Das Bild, das durch den Wirbel in der Öffentlichkeit entsteht, ist alles andere als positiv.

ÖSTERREICH: Bei der ÖIAG muss sich einiges ändern?
Wolf: Die Situation ist verbesserungswürdig. Ich habe von Anfang an für ein neues, gut durchdachtes Konzept plädiert. Wir brauchen Sachlichkeit, keine Schlammschlacht, die dem Wirtschaftsstandort Österreich schwer schadet.

A. Sellner

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.