ÖVP-Minister

Das steckt wirklich hinter Totschnigs "Schnitzel-Gate"

Das Menü in einer Kantine des Landwirtschaftsministeriums sorgte für Aufregung. Was wirklich dahinter steckt.

Die Vorwürfe gegen Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) wiegen schwer: Keine Bio-Produkte und nur 30 Prozent österreichisches Fleisch in den eigenen Ministeriums-Kantinen. Doch bei genauerem Hinsehen ergibt sich ein deutlich differenzierteres Bild.

Denn der unbefristete Pachtvertrag mit der Betreiberkantine im Stubenbastei 5 wurde bereits vor über zehn Jahren abgeschlossen. Die Lebensmittelbeschaffung wurde damals im Vertrag nicht vorgeschrieben. Das geht auch aus einer Anfrage-Beantwortung von Totschnigs Vorgängerin, Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne), hervor. Totschnig sind hier also die Hände gebunden.

Gewessler vereinbarte Bio-Quote von 25 Prozent

Aber: Bereits Gewessler setzte sich für mehr Bio ein. "Selbstverständlich gab es zur Umsetzung des Aktionsplans für nachhaltige Beschaffung einen regelmäßigen Austausch mit den Betreibern", heißt es auf oe24-Anfrage von den Grünen. So lag der Bio-Anteil 2023 etwa bereits bei 25 Prozent. Auch ein Klima-Teller mit 100 Prozent Bioprodukten sei eingeführt worden. 

100 Prozent Österreich-Anteil bei Eiern und Milch

Und jetzt? Jetzt liegt der Bio-Anteil in der öffentlich zugänglichen Kantine nach wie vor bei 25 Prozent, wie das Umweltministerium auf oe24-Anfrage festhält. Dieser Wert sei 2023 vom damaligen Klimaschutzministerium vereinbart worden und gelte noch immer. Bio-Produkte werden also - entgegen eines Medienberichts - sehr wohl angeboten. Der Klima-Teller wurde allerdings wegen der zu niedrigen Nachfrage und zu hohen Kosten eingestampft - und das noch 2024 unter Gewessler, wie das Ministerium mitteilt. 

Totschnig, Bio-Quote

Milch und Eier kommen in der betroffenen Kantine zu 100 Prozent aus Österreich, beim Fleisch nur 30 Prozent.

© oe24

Mit den Kantinenbetreibern werden nun dennoch Maßnahmen besprochen, "wie man die Regionalität und Saisonalität am Teller weiter steigern kann", heißt es aus dem Ministerium. Zudem liege die Österreich-Quote bei Milch und Eiern in der betreffenden Kantine bereits bei 100 Prozent. Der entsprechende Verweis auf einem Flyer in der Kantine wurde in einem Medienbericht allerdings weggeschnitten. Nur der geringe Österreich-Fleisch-Anteil war zu sehen. 

90 Prozent Österreich-Fleisch, 35 Prozent Bio-Quote

In den Kantinen, die das Landwirtschaftsressort tatsächlich betreut, sieht es noch einmal gänzlich anders aus. Hier liegt der Österreich-Anteil bei 80 Prozent. Wohlgemerkt fließen hier auch Produkte wie Kaffee oder Kakao ein, die bekanntlich nicht aus Österreich bezogen werden können. Fleisch kommt hier zu 87,3 Prozent aus Österreich, Eier zu 98,6. 

Bio-Anteil BMLUK
© BMLUK

Die Bio-Quote in den "eigenen" Kantinen liegt zudem bei 35 Prozent. Damit liegt man knapp über der Vorgabe (30 Prozent) des Aktionsplans für nachhaltige Beschaffung für 2025. Bis 2030 soll der Anteil auf über 55 Prozent steigen.

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