Die beiden großen Ampelparteien liegen umfragemäßig am Boden - die FPÖ scheint derzeit unschlagbar zu sein. Somit würde die aktuelle Regierung bei einer Wahl die Mehrheit verlieren.
Für die FPÖ läuft alles prächtig: Die allgemeine Stimmung ist schlecht, Teuerung und Budgetdefizit überfordern die Regierung und die Wirtschaft schwächelt - das alles nutzt klarerweise der Opposition, und hier besonders der Partei von Herbert Kickl, die sich gar nicht groß anstrengen muss. Es gibt nur ein Problem für die Blauen: Es ist keine Neuwahl absehbar.
Doch wäre am Sonntag eine solche - die FPÖ kämen laut aktueller Lazarsfeld-Hochrechnung für oe24 (2.000 Befragte vom 17. bis 25. 11., max. Schwankung 2,2 %) auf 38 %. Das sind um 10 Prozentpunkte mehr als bei der Wahl im September 2024 und damit Gefilde, in denen sich zuletzt nur Sebastian Kurz bewegen konnte. Der erste Platz für die FPÖ wäre also bombensicher. Und das, obwohl Kickl erst im Frühjahr den "Volkskanzler" verspielt hatte - doch die blauen Wähler stört das offenbar nicht. Im Gegenteil: Zu jenen, die schon 2024 Blau angekreuzt hatten, kommen viele, die von der Regierungspolitik genervt sind.
Mahrer-Aus trifft ÖVP brutal
Womit wir bei der Ampelkoalition wären: ÖVP, SPÖ und NEOS müssen sich im Gegensatz zur FPÖ um die Staatsfinanzen kümmern, Sparpakete schnüren. Das schlägt aufs Gemüt vieler Wählerinnen und Wähler. Dazu kommt die eigene Überheblichkeit wie zuletzt bei Ex-WKO-Chef Harald Mahrer, dessen Fall die ÖVP von Christian Stocker hart trifft. Mit nur 19 % ist die Kanzlerpartei beinahe in einem All-Time-Tief. Und es könnte nochmals bergab gehen, wie die Rohdaten der aktuellen Umfragerunde zeigen. Die SPÖ darbt mit ihrem glücklosen Parteivorsitzenden Andreas Babler ebenfalls und kommt nur auf 18 %. Das ist vor dem nächsten SPÖ-Parteitag im März 2026 eine schwere Hypothek für Babler, schon gibt es jede Menge Ablösegerüchte. Allein die NEOS halten sich respektabel und liegen aktuell mit 10 % sogar knapp über ihrem Wahlergebnis.
Doch was bedeutet das für künftige Koalitionen?
Die Ampel aus ÖVP, SPÖ und NEOS käme damit bestenfalls auf 91 Mandate - und das wäre knapp zu wenig, um zu regieren, da die Mehrheit im Nationalrat bei 92 Sitzen liegt. Zur Erinnerung: ÖVP und SPÖ hätten nach der Wahl 2024 mit 92 Mandaten alleine regieren können. Doch holte man damals die NEOS dazu, weil eben diese 92 Mandate zu wackelig erschienen waren. Jetzt erreicht man nicht einmal zu dritt diese Minimalanforderung.
Und das ist die aktuelle Kanzlerfrage
Auch die persönlichen Umfragewerte der Regierungsspitzen sind - gelinde gesagt - ausbaufähig: FPÖ-Chef Herbert Kickl führt noch klarer die Kanzler- an als die FPÖ die Sonntagsfrage, Kickls 31 % bei einer fiktiven Kanzlerwahl stehen den 10 % von Stocker und den 9 % von SPÖ-Chef Andreas Babler gegenüber. Außenministerin Beate Meinl-Reisinger hat 8 %. Oder anders gesagt: Kickl ist bei dieser Frage stärker als die Regierungsspitze zusammen.