Neue Partei im Nationalrat?

Piraten: "Wir wollen in das Parlament"

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Österreichs Piraten wollen schon 2013 in den Nationalrat einziehen.

In Deutschland sind die Piraten im Kommen. Die Polittruppe der etwas anderen Art enterte auf Anhieb bei den Wahlen in Berlin, aber auch im Saarland die Landtage, war zuletzt auch stärker als die Grünen und die FDP.

Basisdemokratie
Aber auch in Österreich machen sie klar Schiff zum Gefecht. Gegründet wurden sie bereits 2006, waren damit einer der ersten nationalen Ableger der sich international ausbreitenden Bewegung von Internet-Aktivisten. Der Name der Piraten geht auf die Download-Plattform „Pirate Bay“ zurück, auf der Filme und Musik zum Austausch bereitgestellt wurden.

Wie die Grünen in alten Zeiten, hat die basisdemokratische Truppe keinen Parteichef. Fünf Bundesvorstände erledigen die Vertretung nach außen: Patryk Kopaczynski, Sylvester Heller, Gertrude Hamader, Rodrigo Jorquera und Jonas Reindl (kein Künstlername). Inhaltlich setzt man auf Transparenz, Freiheit im Internet und Stärkung der Privatsphäre.

Wahlen
Bis jetzt können die österreichischen Piraten noch keine Wahlerfolge vorweisen. 2010 traten die Freibeuter bei der Gemeinderatswahl in Bregenz an und erreichten nur 1,62 Prozent der Stimmen.

Im Interview mit ÖSTERREICH erzählt Piraten-Bundesvorstand Patryk Kopa­czynski (24), ein Deutsch-Sprachtrainer in der Erwachsenenbildung, warum er dennoch glaubt, dass seine Piraten schon nach der Wahl 2013 das Parlament entern.

 

Interview mit Piraten-Bundesvorstand Patryk Kopaczynski.

ÖSTERREICH: Warum ist es so wichtig, dass es auch bei uns die Piraten gibt?

Patryk Kopaczynski: Erstens, weil die aktuelle Politik zu intransparent ist. Zweitens, weil wir basisdemokratisch sind. Das heißt, dass bei uns der Bürger an erster Stelle steht und nicht die Wirtschaft. Weil wir für Bildung stehen, die frei für alle ist. Bildung, die nicht ­selektiert und aussiebt. Und weil wir für echte Netzfreiheit stehen.

ÖSTERREICH: Sind die Piraten also mehr als eine Ein-Themen-Partei?

Kopaczynski: Definitiv, wir haben mit unseren Kern­themen Internet und Basisdemokratie angefangen, aber wir erweitern uns ständig.

ÖSTERREICH: Was sind die Kernthemen der Partei?

Kopaczynski: Das sind die ­Basisdemokratie, die über eigene Software realisiert werden kann, und die Transparenz der politischen Prozesse. Damit kann jeder Österreicher mitbestimmen, wie es mit dem Land weitergehen soll.

ÖSTERREICH: Gilt die Transparenz auch für die Partei­finanzen?

Kopaczynski: Natürlich, wir haben einmal in der Woche einen Schatzmeister­bericht, der ist öffentlich einsehbar.

ÖSTERREICH: Gibt es einen Mitgliedsbeitrag?

Kopaczynski: Ja, zwei Euro im Monat.

ÖSTERREICH: Wo wollen die Piraten jetzt als Nächstes antreten?

Kopaczynski: Die nächsten Wahlen, auf die wir uns vorbereiten, sind die Landtagswahlen in Niederösterreich und dann natürlich die Nationalratswahl, beide 2013. Darauf folgt die Europawahl 2014.

ÖSTERREICH: Wie stehen die Chancen, dass das Antreten und vor allem der Einzug in die Parlamente gelingen?

Kopaczynski: Ich sehe gute Chancen, dass wir das schaffen und etwas Positives für dieses Land erreichen können. Wir werden das seriös machen, wir werden zeigen, dass wir keine Chaotentruppe sind, im Gegenteil.

ÖSTERREICH: Zu Ihnen: Wa­rum haben Sie sich entschlossen, bei den Piraten aktiv zu werden?

Kopaczynski: Meine Eltern sind Ende der 1970er-Jahre aus Polen geflohen. Ich bin in Wien geboren, meine ­Eltern haben mir immer die Wichtigkeit von Privatsphäre vermittelt und wie schlimm es damals in Polen war. Und die sehe ich jetzt in Österreich in Gefahr.

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