Babler setzte seine Minister zwar durch. Er hat aber ziemlich viele SPÖ-Länder und Teile der Gewerkschaft gegen sich aufgebracht. SPÖ Burgenland boykottierte SPÖ-Vorstand überhaupt gleich.
Vordergründig steht die SPÖ – nur die sozialistische Jugend stimmte gegen die ÖVP-SPÖ-Neos-Regierung im SPÖ-Vorstand – geschlossen da. Aber eben nur sehr vordergründig. Hinter den Kulissen ist der Ärger über SPÖ-Chef Andreas Babler und dessen Personal-Coups groß.
Gleich zwei Flügel der SPÖ jetzt wütend
Der künftige Vizekanzler hat schließlich ohne Einbindung der wichtigsten Länderchefs der Roten die wichtigste Personalie durchgeboxt: Markus Marterbauer als Finanzminister. Damit hat er nicht nur die Wiener SPÖ – Michael Ludwig wollte Peter Hanke oder zumindest einen Kompromisskandidaten im mächtigen Finanzressort – gegen sich aufgebracht, sondern auch den rechten und pragmatischen Teil seiner Partei „erzürnt“.
Marterbauer "selbst in SPÖ als zu links" angesehen
Diesen ist – das sehen sie erstaunlich ähnlich wie ÖVP und Neos – Marterbauer „zu links“. Zudem haben selbst Langzeit-Politiker wie Oberösterreichs SPÖ-Chef Alois Stöger den Kopf „über diesen Stil über alle drüber zu fahren“, den Kopf geschüttelt, berichten Vertraute.
Burgenländer boykottieren SPÖ-Vorstand
Offen gegen Babler, die neue Regierung und sein Team stellen sich mit einem subtilen Zeichen die burgenländischen Roten: Kein einziger (!) Vertreter der burgenländischen Roten nahm an der Vorstandsitzung teil. Für Hans Peter Doskozil seien Teile des roten Regierungsteams „linksradikal“, behaupten Rote. Fix ist jedenfalls, dass er für Neuwahlen wäre.
Ebenfalls kein Freund dieser Regierung – auch wenn er im Vorstand freundliche Nasenlöcher machte – ist Doskozil-Verbündeter Max Lercher, seines Zeichens steirischer SPÖ-Landeschef.
Niederösterreichs SPÖ auf Konfrontationskurs mit Babler
Die niederösterreichische SPÖ – das Land mit den meisten Wählerstimmen – das ja eigentlich Bablers Heimatbundesland ist, hat der Traiskirchner in weiten Teilen vor den Kopf gestoßen. Immerhin hat er Sven Hergovich als Infrastrukturminister verhindert.
Die Niederösterreicher haben zwar für das Personalpaket gestimmt nachdem Ulrike Königsberger-Ludwig Gesundheits-Staatssekretärin wurde, aber „das ändert nichts, dass wir weiterhin gegen ihn sind“, so ein mächtiger Niederösterreicher.
Ebenfalls richtig wütend hat Babler freilich auch SPÖ-Nationalratspräsidentin Doris Bures gemacht.
Immer mehr Länder aufgebracht
Damit hat der zukünftige SPÖ-Vizekanzler weite Teile Wiens und Niederösterreichs, das Burgenland, die Steiermark und Teile Oberösterreichs und Salzburg gegen sich.
Katzian wollte Kompromiss für Finanzressort
Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser dürfte noch ein zaghafter Unterstützer von Babler sein. Er dürfte aber vor allem auf Philipp Kucher als Klubchef vertrauen.
Die Gewerkschaft dürfte Babler gespalten sehen. Wolfgang Katzian war zwar eine Regierungsbeteiligung der SPÖ wichtig und die Besetzung des Sozialressorts mit Korinna Schumann, aber auch er hätte sich mehr Fingerspitzengefühl von Babler und einen Kompromiss wie Andreas Schieder im Finanzressort gewünscht.
Ärger mit SPÖ-Pensionisten
„Den Ludwig in aller Öffentlichkeit so zu reizen, war nicht sehr schlau. Nach der Wien-Wahl könnte es ungemütlich für ihn werden“, meint ein SPÖ-Grande. Ebenfalls gegen sich aufgebracht hat er SPÖ-Seniorenchef Peter Kostelka indem die Krankenversicherungsbeiträge für Pensionisten steigen. Er artikulierte als Einziger seinen Ärger offen.