Interview

PR-Profi Rosam über Grassers TV-Attacken

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Wolfgang Rosam: 'Ich bin zornig über Grasser.'

Sonntag, ORF-Sendung Im Zentrum. 660.000 sehen gebannt zu, wie PR-Profi Wolfgang Rosam Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser hart attackiert. Rosam geht auf Distanz und siezt seinen Kärntner Freund sogar. Der Ex-Finanzminister wirkt verdutzt. Dennoch versucht der Ex-Finanzminister, die Sendung fast eine Stunde für eine "Reinwaschung" zu nutzen. Vergebens. Höhepunkt: Grasser liest einen Brief einer "Bewunderin" vor: Man würde ihn wegen seiner „Schönheit“ und des „Reichtums seiner Frau“ jagen.

Rosam empört: "Die Menschen sind enorm wütend auf Grasser. Er ist moralisch schuldig."

Wütende Reaktionen gibt es allerdings auch über den ORF: Die Grünen echauffieren sich, dass der ORF Grasser – gegen den wegen des Verdachts der Untreue ermittelt wird – "solch eine Bühne liefert". Der Mediensprecher der Grünen, Dieter Brosz, kritisierte gar, dass der ORF mit "der Einladungspolitik nur Grassers Wünschen entsprochen" habe.

Was der ORF strikt von sich weist.

Die Quote von 30 Prozent bestätigt die Fernsehmacher freilich.

Meinungsforscher glauben zudem nicht, dass der ORF-Auftritt Grasser geholfen habe. Im Gegenteil: Die Stimmung gegen Grasser sei in der Bevölkerung "klar gekippt".

ÖSTERREICH: Herr Rosam, Sie haben Herrn Grasser 'Im Zentrum' hart angepackt. Warum?
Wolfgang Rosam: Ich spreche den Menschen aus dem Herzen. Ich bekam Hunderte Briefe, in denen mir recht gegeben wird. Die Leute sind enttäuscht und wütend.

ÖSTERREICH: Grasser spricht von politischer Verfolgung ...
Rosam: Er ist seit fünf Jahren nicht mehr politisch aktiv. Das ist ja lächerlich.

ÖSTERREICH: Was denken Sie über Herrn Grasser?
Rosam: Ich bin wütend. Schließlich geht es um die moralische Verantwortung eines Spitzenpolitikers. Das gehört endlich ausgesprochen. Die Leute ärgern sich auch, dass Grasser auf alle Events rennt, sein Leben genießt und ihm nichts passiert. Der 'kleine Mann' wäre längst vor dem Kadi gelandet.

ÖSTERREICH: Warum siezen Sie Herrn Grasser?
Rosam: Sich aus Kärnten zu kennen heißt nicht gleich Freundschaft.

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Grasser-Attacke im ORF

Das gab es bisher selten. Das Land diskutiert über Schuld und Unschuld seines Ex-Finanzministers. Und dieser sitzt mittendrin und debattiert heftig mit. So war es auch Sonntag Abend, als Karl-Heinz Grasser, 42, Gast bei im Zentrum war (die Sendung kommt seit letzter Woche aus dem ORF-Zentrum statt dem Haas-Haus).

Direkt aus Kitz: So eilte Grasser zur ORF-Show


Der smarte Ex-Politiker im Duell mit Staatsanwalts-Sprecher Gerhard Jarosch, PR-Experte Wolfgang Rosam, Polit-Wissenschaftler Peter Filzmaier.

Das Video: Grassers Brief-Gegenwehr im ORF:

Grasser nahm den Disput vorab eher leger. Unter Tags war er noch in Kitzbühel Ski fahren, schnallte erst kurz vor 15 Uhr die Brettln ab und brauste nach Wien. Er kommt fast zu spät. Erst um 21.50 Uhr lässt er sich im Audi Q7 vorfahren, kann nicht einmal mehr eine Krawatte anlegen. Er sitzt mit offenem weißen Hemd in der Talk-Show.

Mitschuld
Im ÖSTERREICH-Interview vorab hatte sich Grasser kämpferisch gegeben: „Ich lasse mir das nicht mehr gefallen.“ Da dauernd Akten zu seinem Fall an die Öffentlichkeit gespielt würden, sei ein faires Verfahren kaum noch möglich. Derzeit würde man einen „öffentlichen Schauprozess“ gegen ihn führen.
Auch bei Ingrid Thurnher verteidigt er sich, bekennt aber eine Mitschuld ein (er hatte vergessen, 18.000 Euro Steuer zu zahlen). „Das darf einem Finanzminister nicht passieren.“

PR-Profi Wolfgang Rosam, ein „Du“-Freund Grassers, greift ihn heftig an. Grasser sei zu häufig auf Partys. „Da fehlt die Sensibilität, wie die Öffentlichkeit das empfindet.“
Tatsächlich absolviert der Ex-Finanzminister seit zwei Wochen mit Ehefrau Fiona (46) einen Party-Marathon von Kitz bis Wien.

„Moralisch schuldig“
Dann wird es heftig. Rosam redet Grasser mit „Sie“ an, dieser bleibt beim „Du“. Dann hebt der PR-Profi an. „Lieber Karl-Heinz Grasser. Sie waren 6 Jahre in einer leitenden Funktion, die Leute haben Ihnen vertraut. Glauben Sie nicht, dass die Leute enttäuscht sind, dass Sie als Finanzminister Dinge zugelassen haben, dass Ihre engsten Vertrauten Millionen gemacht haben durch Steuertricks. Moralisch sind Sie schuldig. Sie können nur grenzenlos naiv sein.“
„Blödsinn“, ruft Grasser zurück, fällt in breites Kärntnerisch. Ich war nicht der Ein-Mann-Staat. Es gab kein „System Grasser."

Lesen Sie auf Seite 2 weiter: Das ÖSTERREICH-Interview mit KHG!

 

ÖSTERREICH: Herr Grasser, Sie treten in letzter Zeit wieder vermehrt öffentlich auf. Starten sie jetzt eine neue Medien-Offensive?
Karl-Heinz Grasser: Ich bin froh, dass ich eine Plattform habe, wo ich einmal ein bisschen länger die Möglichkeit habe, die Wahrheit darzustellen. Daher habe ich die Einladung vom ORF angenommen. Ich komme mir ja mittlerweile vor wie David gegen Goliath. Jeden Tag gibt es neue Vorwürfe gegen mich, die in den Medien breitgetreten werden. Und ich habe kaum eine Möglichkeit, mich dagegen zu wehren. Die Bevölkerung ist einem Trommelfeuer an Berichten ausgesetzt. Ich glaube es ist nur fair, wenn ich kommunizieren kann, dass an all diesen Vorwürfen nichts dran ist.

ÖSTERREICH: Sie haben in den letzten Tagen Kritik an der Justiz geübt und Ministerin Bandion-Ortner in einem Brief aufgefordert, zu handeln.
Grasser: Das hat die Frau Justizministerin falsch verstanden. Das war kein Vorwurf gegen die Justiz im Allgemeinen. Es ist so, dass 99 Prozent der Justiz einen guten Job machen. Aber es gibt anscheinend ein, zwei Polizisten, die in meinem Fall permanent Akten an die Öffentlichkeit spielen. Das ist ein klarer Fall von Amtsmissbrauch und das gehört abgestellt. Darunter leidet ja die gesamte Justiz. So ein Ermittlungsverfahren wie gegen mich wäre in keinem anderen Land möglich. Statt einem nicht-öffentlichen Ermittlungsverfahren, wie es jedem per Gesetz zusteht, werde ich in der Öffentlichkeit vorverurteilt, da wird bewusst Rufmord begangen. Jemand führt hier einen öffentlichen Schauprozess gegen mich.

ÖSTERREICH: Was verlangen Sie jetzt?
Grasser: Ich bitte darum, dass man die Kräfte bündelt, mehr Leute einsetzt und in diesem Verfahren endlich zu einem Ergebnis kommt. 10, 20, von mir aus 50 Leute sollen Gas geben und ein Ergebnis auf den Tisch legen.

ÖSTERREICH: Wollen Sie mit Ihren öffentlichen Auftritten zeigen, dass Sie sich nicht unterkriegen lassen?
Grasser: Ich will erstens zeigen, dass ich mich der Diskussion stelle. Ich lasse mir das nicht gefallen. Deswegen trete ich auch bei „im Zentrum“ auf. Dass meine Frau und ich nun bei ein paar Veranstaltungen waren, ist aber Zufall. Mir kommt vor, dass egal ist, was ich mache, es wird immer falsch ausgelegt. Wenn ich nicht zum Hahnenkamm-Rennen gehe, sagt jeder: „Der Grasser versteckt sich.“ Gehe ich hin, heißt es: „Er macht Party.“ Ich mache mein Privatleben nicht davon abhängig, ob gegen mich Vorwürfe im Raum stehen. Wenn es eine nette Veranstaltung gibt, dann gehen wir hin.



Autor: Interview: Niki Fellner

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