Lesen Sie hier das ÖSTERREICH-Interview mit dem niederösterreichischen Landeshauptmann.
ÖSTERREICH: Nach den Wahlen in Graz und in Hessen scheint die Devise der Stunde zu sein: Sozial-Themen statt Anti-Ausländer-Wahlkampf. Ein Rezept für Sie?
Erwin Pröll: Es hat sich gezeigt, dass Extrempositionen abgelehnt werden. Zu Graz: Da sitzt die FPÖ-Spitzenkandidatin (Rosenkranz) bei der Veranstaltung der Frau Winter, applaudiert fest und duckt sich dann in der Debatte. Die Führungsgarnitur der Blauen ist das größte Sicherheitsrisiko im Land. Was den Wahlkampf in Hessen anlangt: Mit geballter Faust gegen die Jugend loszugehen, ist sicher nicht richtig. Wir in Niederösterreich machen das anders, wir gehen mit entgegengestreckter, offener Hand auf sie zu.
ÖSTERREICH: Es fällt auf, dass Sie versuchen, der SPÖ die soziale Kompetenz abzusprechen: mit Erfolg?
Pröll: Wir haben da ein pointiertes Profil, weil zwei Dinge spürbar sind: Die SPÖ auf Bundesebene hat ein Glaubwürdigkeitsproblem, weil Kanzler Gusenbauer wesentlich anders handelt als er es im Wahlkampf angekündigt hat. Sozialminister Buchinger und Gusenbauer haben bei der Pflege eine unsoziale und brutale Kälte gezeigt. Und dass ein SPÖ-Kanzler zuschaut wie die Teuerungsrate auf 3,5 bis vier Prozent steigt, ist wirklich unglaublich.
ÖSTERREICH: Sie wollen auch, dass Mütter während der Karenz weiter Gehaltsvorrückungen bekommen.
Pröll: Ja, wir werden das im Landesdienst tun. Ich empfinde das als eine grobe Benachteiligung für die Frauen und glaube schon, dass das ein ordentliches Signal ist. Vielleicht findet das sogar eines Tages in der Privatwirtschaft entsprechende Berücksichtigung.
ÖSTERREICH: Lauter SPÖ-Themen – die SPÖ hat ja gar keinen Platz mehr ...
Pröll: Das ist nicht meine Hauptsorge, sondern die besteht darin, dass wir die negativen Auswirkungen der sozialistischen Politik und des sozialistischen Kanzlers abfedern.
ÖSTERREICH: Sie liegen in Umfragen gut. Ihr einziges Problem scheint zu sein, die Leute ins Wahllokal zu bringen.
Pröll: Ich werde meinen Landsleuten klarmachen, dass Niederösterreich nur deshalb erfolgreich ist, weil wir klare Verhältnisse haben. Ich wünsche mir mit Sicherheit keine verwaschene Situation wie in der Bundespolitik. Ich verstehe auch nicht, warum SPÖ, FPÖ und Grüne so gern Bundespolitiker im Wahlkampf auftreten lassen. Wir gehen unseren klaren niederösterreichischen Weg.