Der Ibiza-U-Ausschuss geht fulminant in die nächste Runde: Ans Wort kommen nicht nur zahlreiche ÖVP-Spitzenpolitiker, auch ÖBAG-Chef Thomas Schmid soll erscheinen, scheint aber nicht erreichbar zu sein. Finanzminister Gernot Blümel muss bereits zum dritten Mal aussagen.
Im Ibiza-Untersuchungsausschuss geben sich kommende Woche ranghohe ÖVP-Vertreter die Klinke in die Hand. Neben Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger sind etwa auch Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka und Finanzminister Gernot Blümel geladen. Während letzterer bereits zum dritten Mal den Parlamentariern Rede und Antwort steht, wird Sobotka zum zweiten Mal befragt.
Was wusste Ex-Justizminister Moser?
Den Anfang macht am Mittwoch aber Ex-Justizminister Josef Moser. Ihn werden die Abgeordneten hauptsächlich zu den Ermittlungen nach Bekanntwerden des Ibiza-Videos befragen, das zum Platzen von Türkis-Blau führte. Besonderes Interesse wird dabei einer E-Mail Christian Pilnaceks zukommen, in der der mittlerweile suspendierte Sektionschef kurz nach Veröffentlichung des Videos an Oberstaatsanwalt Johann Fuchs schreibt, dass Justizminister Moser der WKStA keine aktive Rolle bei den Ermittlungen zukommen lassen wolle. Ob dem wirklich so war, kann der ehemalige Minister am Mittwoch erklären.
Köstinger muss Rede und Antwort stehen
Danach werden die Abgeordneten Landwirtschaftsministerin Köstinger zur türkis-blauen Koalition allgemein und zu Postenbesetzungen während dieser im Speziellen befragen. Als dritter gibt am Mittwoch der ÖVP-nahe Strategie- und Kommunikationsberater Daniel Kapp Auskunft, der zu den Ermittlungen rund um das Ibiza-Video geladen ist.
Blümel trotz "Erinnerungslücken" beschuldigt
Tags darauf macht Blümel den Anfang. Weil der aktuelle Finanzminister in der Causa rund um die Casinos Austria als Beschuldigter geführt wird, sorgt seine Befragung abermals für Brisanz. Dieser Umstand führte schon bei Blümels Zweitbefragung Anfang April zu wiederholten Geschäftsordnungsdebatten, machte doch der Finanzminister ausgiebig von seinem Entschlagungsrecht Gebrauch. Davon ist auch am Donnerstag auszugehen. Bei seinem ersten Termin zu Beginn des Ausschuss im Juni des vergangenen Jahres hatte Blümel die Abgeordneten noch mit zahlreichen Erinnerungslücken auf die Palme gebracht.
Sobotka in umstrittener Doppelrolle: Vorsitzender und Befragter
Nach Blümel tauscht Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka zum zweiten Mal den Vorsitzsessel mit jenem für die Befragungspersonen und steht den Abgeordneten Rede und Antwort. Dieser Umstand wird von den Oppositionsfraktionen von Anfang an als Beleg für die von ihnen kritisierte Befangenheit Sobotkas als Vorsitzender ins Treffen geführt. Sobotka hatte das jedoch wiederholt zurückgewiesen.
Kommt Thomas Schmid?
Ebenfalls zum zweiten Mal soll am Donnerstag Ex-ÖBAG-Chef Thomas Schmid vor den Parlamentariern erscheinen. Wie es heißt, sei er zuletzt aber nicht erreichbar gewesen. Auf APA-Anfrage erklärte die Parlamentsdirektion dazu lediglich, dass die Ladung zugestellt worden sei. Für den Fall, dass Schmid nicht auftauchen sollte, haben SPÖ und NEOS vorgesorgt und den Vorstand des Finanzamts für Gebühren, Verkehrssteuern und Glücksspiel als Ersatz geladen.
Auch Ladung von Zadic und Kurz geplant
Fortgesetzt wird der U-Ausschuss dann am 30. Juni mit einem Tag, an dem die ÖVP für die Ladungen verantwortlich zeichnet. Die Türkisen hatten angekündigt, Justizministerin Alma Zadic (Grüne) und abermals Pilnacek Rede und Antwort stehen zu lassen. Für den 1. Juli hat Bundeskanzler Sebastian Kurz sein Kommen zugesagt, den SPÖ und NEOS noch einmal befragen wollen.