Jahresbilanz

Die irrsten Fälle: So dreist gehen Sozialleistungs-Betrüger vor

Syrer, die eigentlich Armenier sind, ein fast blinder Motorradfahrer oder eine Iranerin, die Mindestsicherung kassiert, in Dubai lebt, aber ihre Wohnung in Österreich vermietet. Die Liste an dubiosen Sozialleistungsbetrugs-Fällen ist lang - und skurril. 

Sozialleistungsbetrüger haben oft auch eine kreative Ader in sich. Das zeigt die Jahresbilanz der Taskforce gegen Sozialleistungsbetrug, die am Montagvormittag von Innenminister Gerhard Karner, dem Leiter der Finanzpolizei Wilfried Lehner und dem Leiter der Zentralstelle zur Bekämpfung der Schlepperkriminalität Gerald Tatzgern präsentiert wurde.

Insgesamt wurden 2024 rund 4.900 Fälle aufgedeckt. Die Schadenssumme belief sich bei einer Aufklärungsquote von über 99 Prozent auf rund 23 Mio. Euro. "Wir kriegen sie alle", so Karner, der mit der Jahresbilanz auch ein Signal an potentielle Sozialleistungsbetrüger senden möchte. Seit der Gründung der Taskforce vor sieben Jahren sei bereits eine Schadenssumme von 136 Millionen Euro aufgedeckt worden. 

Syrer begehen am häufigsten Sozialleistungsbetrug

Rund 72 Prozent der Sozialleistungsbetrüger sind Fremde. Die Liste der Herkunftsländer wurde 2024 von Syrien angeführt. Dahinter folgten die Ukraine, Afghanistan, Serbien und die Türkei. Im ersten Halbjahr 2025 überholte die Ukraine allerdings Syrien. 

Die Palette an "Betrugsvarianten" ist dabei groß. Pensionisten täuschen etwa den Wohnsitz in Österreich vor, Arbeitslosengeld wird trotz Einkünften bezogen oder bei der Familienbeihilfe wird getrickst. 

Wie dreist manche Betrüger vorgehen, zeigen auch einige konkrete Beispiele:

■  Ein Mann behauptet fast kein Sehvermögen mehr zu haben, bekommt dadurch eine hohe Pflegestufe und somit viel Geld. Später postet er allerdings in den sozialen Medien Fotos einer Motorrad-Tour...

■  Es gab auch eine "hohe Zahl" an Fällen, in denen armenische Staatsangehörige vorgaben, Syrer zu sein, Asyl bekommen zu haben und dadurch Sozialleistungen kassiert haben. Später stellte sich heraus, dass sie in Armenien gemeldet waren und dort teils sogar Firmen und Besitztümer hatten!

■  Auch bei der Bildungskarenz gab es Betrugsfälle. So gab es etwa eine Plattform, die - konform mit den Vorgaben des AMS - Seminare und Ausbildungen anbot, die es so aber nie gegeben hat. "Teilnehmer" buchten das "Seminar", überwiesen das Geld und erhielten ein auf zehn, elf Monate vordatiertes (!) Zertifikat. Betrüger erhielten dadurch ein Jahr lang 60 bis 70 Prozent des Letztbezuges. 

■  Ein gutgehendes Nagelstudio wurde über Jahre betrieben. Wie sich herausstellte, wurde aber gleichzeitig Arbeitslosengeld und später Notstand bezogen. 

■  Eine Iranerin vermietete ihre Wohnung in Wien, kassierte aber trotzdem die Mindestsicherung. Die Wohnung konnte sie übrigens deshalb vermieten, da sie sowieso die meiste Zeit in Dubai war. 

Zu kämpfen hat die Finanzpolizei auch mit zahlreichen Scheinunternehmen. Allein 2024 wurden 197 vom Markt genommen, die Zahl dürfte sich heuer verdoppeln.

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