Wien/Dubai

Sex-Opfer: 
Das Protokoll 
der Rettung

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Wüstenkrimi im scheinbar liberalen Dubai –Protokoll einer diplomatischen Höchstleistung.

Sie kam her, um Urlaub zu machen. Den Glamour zu genießen, den Dubai verströmt: Luxus, teure Labels, Spaß und Freiheit. Doch in der Nacht zum 1. Dezember wurde die junge Wienerin (29) zu einem Opfer und jene, die ihr helfen sollten, sperrten sie in eine Zelle. Und nahmen ihr den Pass weg. Weil sie eine Frau war. Und: Muslimin.
Dass sie aus dieser Hölle fliehen konnte, ist einer Armada an Diplomaten des Außenamtes zu verdanken. Am Donnerstag um 20.40 Uhr landete sie in Wien. Das Protokoll der Rettung.

30. November: Party im 
Luxus-Hotel Raffles

Spaß. Am Dach des Luxus-Hotels Raffles wird Party gefeiert. Alle trinken hier Alkohol, auch die junge Wienerin – es ist ein Hotel für westliche Gäste. Sie lernt einen sympathischen Jemeniten kennen, man hat Spaß.

1. Dezember: Übergriff in der Tiefgarage – Haft
Vergewaltigung. Sie wollen auf eine andere Party, dann im Auto in der Tiefgarage der Übergriff, die Frau schreit um Hilfe. Fazit: Die Polizei sperrt die Frau ein. Die Vorwürfe: außerehelicher Geschlechtsverkehr und Alkohol. Man bietet ihr an, ihren Peiniger zu heiraten.

5. Dezember: Botschaft schaltet sich ein – Anwalt
Moral. Sie wendet sich verzweifelt an Botschafter Peter Elsner Mackay in Abu Dhabi, der ruft das Außenministerium in Wien an. Erster Schritt: Sie braucht einen Vertrauensanwalt. Das Hauptproblem: Sie ist eine Muslimin, die Härte des islamischen Moralkodex trifft sie voll .

Anfang Jänner: Minister 
telefoniert mit Dubai
Signale. Minister Kurz schaltet sich selbst in die Causa ein, spricht mit dem Botschafter der Emirate in Wien, telefoniert mit hohen Politikern in Dubai. Dann plötzlich: positive Signale.

Ende Jänner: Team nach Dubai, Mission gelingt

Ticket. Kurz ruft Konsularexpertin Elisabeth Ellison-Kramer spätabends ins Außenamt: „Ich hoffe, du hast morgen noch nichts vor.“ Am nächsten Tag sitzt sie gemeinsam mit dem Generalsekretär des Außenamtes, Michael Linhart, im Flieger nach Dubai. Die Mission ist für eine Woche anberaumt, doch es geht schneller. Donnerstagmittag bekommt die Frau ihren Pass – und damit das Ticket in ihr Leben zurück. Um 20.40 Uhr landet sie in Wien – Minister Kurz holt sie persönlich vom Flughafen ab.

Diplomatin Ellison-Kramer im Interview
»Sie war so froh, hier raus zu sein«

ÖSTERREICH: Wie geht es der jungen Wienerin jetzt nach ihrer Rettung aus Dubai?
Elisabeth Ellison-Kramer: Es geht ihr gut, den Umständen entsprechend. Sie ist wohlauf und vor allem sehr erleichtert, dass sie raus kam und zurückfliegen konnte.

ÖSTERREICH: Was waren ihre ersten Worte, als fix war: Es geht nach Wien?
Elisabeth Ellison-Kramer:  Sie sagte: „Wunderbar, ich danke vielmals.“

ÖSTERREICH:
Wie kam es denn nun zu diesem diplomatischen Überraschungs-Coup?
Elisabeth Ellison-Kramer:  Es war eine lange Geschichte, die am 1. Dezember begann, als sie drei Tage eingesperrt wurde und dann die Botschaft informierte. Seitdem liefen intensive Gespräche auf allen Ebenen, die Entsendung des Krisenteams passierte zum richtigen Zeitpunkt und am Donnerstag war die Zeit reif. Wir haben ihren Pass Donnerstagmittag erhalten.

ÖSTERREICH: Gab es Bedingungen, musste das Außenamt ein Kaution hinterlegen?
Elisabeth Ellison-Kramer: Nein, es gab keine Bedingung. Die Ermittlungen werden jetzt weitergeführt und wir werden sie weiter begleiten.

ÖSTERREICH:
Die Frau war zwei Monate weg, sie musste drei Tage in Haft. Wie hat sie diese harte Zeit erlebt?
Elisabeth Ellison-Kramer:  Sie war vor allem von der Verhaftung sehr überrascht, denn sie hatte ja um Hilfe gebeten. Die Haft war sehr unangenehm.

ÖSTERREICH:
Konnte sie schon mit einer Psychologin über das Erlebte sprechen?
Elisabeth Ellison-Kramer:  Das möchte ich nicht kommentieren, aber sie hat in Wien ihre Freunde und wird von ihnen gut betreut. Sie kann sich jetzt erholen.

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