So erlebte ÖSTERREICH-Reporter Karl Wendl die ungewöhnlichste Hochzeit des Jahres.
Gasthaus Tscheppe, Südsteirische Weinstraße, Samstagmittag. Selbst der Herrgott meint es gut mit der Ministerin: prachtvolles Sommerwetter, tiefblauer Himmel, Idylle wie aus dem Bilderbuch. Das Wirtshaus liegt direkt auf einer Hügelkuppe, saftige Weinberge, so weit das Auge reicht, tiefes Grün, die Menschen entspannt. Hektisch und nervös sind von Beginn an nur die Dutzenden Sicherheitsleute: Russische Securities durchsuchen jedes Eck in der Nachbarschaft. Ihre österreichischen Kollegen sichern die Straße ab, machen das Gebiet rund um den Hochzeitsort zum Sperrgebiet.
Ich sitze auf der Sonnenterrasse des Weinguts Kästenburg, nur 50 Meter vom Tscheppe entfernt: „Der beste Platz an der Weinstraße“, sagt Besitzerin Ilse Jakope, ein südsteirisches Original. Medial gab es im Vorfeld viel Kritik an dem Hochzeitsspektakel. Jakope sieht das deutlich differenzierter: „Das ist doch perfekte Werbung für uns, besser geht’s nicht.“ Weltpolitik macht hier Pause, lacht sie, „vielleicht kommt der Putin auch bei mir vorbei auf ein Glaserl“.
Putin stiehlt Kanzler und selbst der Braut die Show
Zwei Dutzend deutsche Touristen urlauben derzeit bei ihr im Kästenburg. Einer ist Bernd Collisi, Anwalt aus München: „Die Ösis“, sagt er, „bieten uns selbst im Urlaub ein Spektakel, das ist schon überzogen“, findet er.
Außenministerin Karin Kneissl und ihr Ehemann Wolfgang Meilinger sind an diesem Tag ungewollt Nebendarsteller. Alle wollen nur Putin sehen. Selbst als Kneissl in der Vierspänner-Kutsche vorfährt und in ihrem weißen Dirndl den Menschen strahlend zuwinkt, ist der Applaus bescheiden. Wirkliche Neugier erweckt nur Putin, auch bei Wirtin Ilse Jakope: „Ein Selfie mit ihm, das wär’s!“
Und Medienprofi Putin liefert genau das, was die Schaulustigen von ihm erwarten: ein Spektakel. Als er ankommt, kreist zuerst ein Hubschrauber. Dann rauscht seine Wagenkolonne vor. Zwanzig Fahrzeuge, zwei gepanzerte Präsidentenlimousinen.
Geschenk: Präsident hat 20 Donkosaken im Schlepptau
Putin wird von Ministerin Kneissl begrüßt, er überreicht lachend Blumen, winkt den Dutzenden Kameraleuten zu – darunter auch das russische TV. Positive Bilder, die er braucht. Mit Putin kommen 20 Donkosaken, alle in knalligem Rot, das Gastgeschenk des russischen Präsidenten an das Brautpaar.
Putin rief: „Danke und auf Wiederschaun“
Kurzbesuch. Eine Stunde zwanzig Minuten bleibt er, er ist auch dabei, als sich die Eheleute das Jawort geben. Dann ist sein Auftritt auch schon wieder vorbei. Bundeskanzler Sebastian Kurz, der während der Putin-Show regelrecht untergeht, verabschiedet ihn freundlich – man sprach später weiter. Bevor Putin wieder seine gepanzerte Limousine besteigt, signiert er noch ein altes Käfer-Cabrio, das ein Trauzeuge dem Paar geschenkt hat. Dann winkt er seinen Fans zu, lacht und ruft laut und deutlich: „Danke, auf Wiederschaun.“ Das war’s. Während aus dem Wirtshaus Tscheppe russische Volkslieder klingen, rauscht der Präsident ab in Richtung Flughafen.
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