Rendi ist vergleichsweise ein Politneuling – als Ärztin ist ihre Karriere bewundernswert.
Wien. Ärztin, Dozentin, Generaldirektorin für Öffentliche Gesundheit, glücklich verheiratet, zwei Töchter – Pamela Rendi-Wagner wäre als Karrierefrau-Role-Model perfekt. Doch wer die Wienerin im Wahlkampf gesehen hat, bekam eine Ahnung: Da kann doch mehr dahinterstecken.
Als „die Pam“ arbeitet sich die Quereinsteigerin im Mördertempo auch in die Frauenpolitik ein, zeigte keine Berührungsängste mit der Basis, schüttelt Hände, talkt ungezwungen mit jeder und jedem. Sogar ÖVPler wie der Arzt Erwin Rasinger loben sie über den grünen Klee: „Gescheit, kompetent – eine gute Gesundheitsexpertin.“ Ob sie Parteichefin kann? Rasinger. „Weiß ich nicht, zuzutrauen ist es ihr jedenfalls.“
Eigentlich heißt „die Pam“ ja Joy mit erstem Vornamen, im ÖSTERREICH-Interview erzählte die 47-Jährige von ihren Hippie-Eltern, die ihr den Namen gegeben haben.
Rendi ist, übrigens wie Christian Kern, in Wien-Simmering aufgewachsen. 1996 promoviert sie an der Uni Wien zur Ärztin, und dann geht’s rasant bergauf: Zuerst macht sie ihre Facharztausbildung in London als Expertin für Impfprävention und Infektionen, dann arbeitet sie über zehn Jahre wissenschaftlich am Institut für Tropenmedizin in Wien. Danach verbringt die Mutter zweier Töchter einige Jahre in Israel, wo sie gleich auch als Gastprofessorin an der Uni Tel Aviv unterwegs war. Ihr Mann Michael Rendi ist dort österreichischer Botschafter gewesen.
Regierungskollege: "Sie war immer etwas unlocker"
Zurück in Wien bringt sie es schnell zur Sektionschefin im Gesundheitsministerium – nach dem tragischen Krebstod ihrer Mentorin Sabine Oberhauser im März 2017 wird sie Ministerin. Erst da tritt sie der SPÖ bei. Als Expertin außerhalb von Gesundheits- und Frauenpolitik ist wenig von ihr zu hören gewesen.
Also ist die Kernfrage: Kann sie auch Parteichefin? Ein früherer Regierungskollege, der nicht genannt werden will, hält sie zwar für überaus kompetent, aber: „Wie sie als Parteichefin oft harte Entscheidungen fällen und die auch intern bei den Funktionären durchsetzen soll, ist mir ein Rätsel.“ Er habe Rendi als Gesprächspartnerin stets geschätzt – sie sei aber auch immer etwas „unlocker“ gewesen.