Die nächste Steuerreform kommt frühestens 2009. Darauf haben sich SPÖ und ÖVP in ihrer zehnten Verhandlungsrunde verständigt.
Zunächst strebe man eine Konsolidierung der Staatsfinanzen an, erklärten SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer und ÖVP-Obmann Wolfgang Schüssel Freitag Nachmittag in einer gemeinsamen Pressekonferenz unisono. Demnach soll es im nächsten Jahr ein geringeres Defizit als heuer geben. Für 2006 nimmt Schüssel einen Wert zwischen 1,1 und 1,15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts an.
Meinungsumschwung der SPÖ
Gusenbauer hatte zuletzt noch klar
gemacht, dass er eine Steuerreform schon zu Beginn der Legislaturperiode
machen will, sofern sich das budgetär ausgeht. Dies ist nun offenbar nicht
der Fall. Der SPÖ-Chef verwies darauf, dass man übereingekommen sei,
zunächst einmal in einer Zeit guter Konjunktur das Budget zu konsolidieren
und Maßnahmen zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts, etwa im Bereich
Forschung und Entwicklung bzw. zur höheren sozialen Gerechtigkeit -
Stichwort Mindestsicherung - zu setzen.
Nulldefizit für 2010 angepeilt
2010 will Gusenbauer dann
"mehr oder weniger" ein Nulldefizit erreicht haben, das aber gleich an die
Bürger im Rahmen einer Steuerentlastung wieder hergegeben werden soll.
Schüssel war inhaltlich auf gleicher Linie und fand es "sehr gut, dass auf
allen Seiten Realismus eingekehrt ist". Die Steuerreform setzt auch er erst
in der zweiten Hälfte der Legislaturperiode an, die Entlastung könnte also
im Wahljahr 2010 wirksam werden.
Nicht viel Neues publik gemacht
Außer der Einigung auf den
Zeitplan wurde nach der Besprechung nicht viel Neues publik, auch wenn
Schüssel davon sprach, dass von 60 offenen Punkten "ein großer Teil" außer
Streit gestellt worden sei. Als Beispiele nannte er die Ausweitung der
Ladenöffnungszeiten, die Lösung der Ortstafelfrage und den
"Zuwanderungsstopp" - alles Themen, in denen schon davor Konsens verkündet
worden war. Gusenbauer brachte Maßnahmen zur Bekämpfung der Schwarzarbeit
hervor.
Liste soll weiter gekürzt werden
In den nächsten Tagen
sollen von der Finanzgruppe nun noch weitere Punkte von der ursprünglichen
Wunschliste weggebracht werden, erklärte Schüssel. Denn die ursprünglichen
Vorstellungen hätten Zusatzkosten von 2,5 bis fünf Milliarden verursacht,
sagte der Kanzler. Was man in der Prioritätenliste mittlerweile schon nach
hinten gestellt hat, wollten der ÖVP-Obmann und Gusenbauer nicht sagen.
Keine Zusatztermine vorgesehen
Klar ist, dass die letzte große
Runde für den 8. Jänner angesetzt bleibt, Zusatztermine sind nicht
vorgesehen. Bis dahin tagen Untergruppen, zusätzlich werde es informelle
Konsultationen geben, berichtete Gusenbauer.
Das ist noch offen
Die haarigen Punkte in den
Koalitionsverhandlungen sind in der "Box" gelandet. Diese Fragen
müssen die Parteichefs klären:
- Studiengebühren:
Die SPÖ will eine Abschaffung - zumindest für Studierende, die nicht bummeln - Erbschaftssteuer
- Eurofighter:
ÖVP will ein Bekenntnis zu den Kampfjets, SPÖ will sich den Ausstieg offen lassen - Verpflichtendes Vorschuljahr für alle