Interview

Wrabetz "würde in Beugehaft gehen"

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Der ORF-General zeigte sich in der ORF-Skinhead-Causa kämpferisch.

Derzeit brütet die junge Richterin Katharina E. über einem heiklen Fall: Sie muss im NS-Verfahren gegen zwei Skinheads und einen ORF-Journalisten entscheiden, wie es juristisch weitergeht. Sie wird wohl in den kommenden Wochen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, die zwei „Am-Schauplatz“-Skinheads, die bei einer FP-Veranstaltung angeblich „Sieg Heil“ gerufen haben, und wohl auch mehrere prominente ORF-Leute vorladen. Für den ORF ist der Fall brisant: Die Staatsanwaltschaft will schließlich die Herausgabe aller Filmbänder des ORF im Zusammenhang mit den Skinheads bewirken. Der ORF hat die Bänder der FPÖ-Veranstaltung – dort soll es ja zum „Sieg Heil“-Sager gekommen sein – längst der Staatsanwaltschaft übermittelt. Weitere Bänder will der ORF hingegen nicht her­ausrücken. Die junge Richterin könnte nun eine Beugehaft auch gegen ORF-Chef Alexander Wrabetz bewirken. Er erklärt nun erstmals: „Dann gehe ich eben in Beugehaft.“

ÖSTERREICH: Die Causa ORF-Skinheads liegt nun in den Händen einer jungen Richterin. Die Staatsanwaltschaft will weiterhin alle Aufnahmebänder vom ORF. Sind Sie jetzt bereit, sie herzugeben?
Wrabetz: Nein. Die Bänder bezüglich der FPÖ-Veranstaltung, bei der es angeblich zu Vorfällen gekommen ist, liegen ja bereits seit März bei der Staatsanwaltschaft. Wir haben alle relevanten Bänder herausgegeben.
ÖSTERREICH:
Aber die Staatsanwaltschaft will alle Bänder …
Wrabetz: Das werden wir nicht zulassen. Hier geht es um journalistische Grundsätze. Wir werden mit allen juristischen Möglichkeiten gegen die Herausgabe der Bänder vorgehen – bis alles ausgeschöpft ist.
ÖSTERREICH: Sie wissen aber, dass man Beugehaft gegen ORF-Leute verhängen könnte, oder?
Wrabetz: Ja, ORF-Chefredakteur Johannes Fischer hat bereits erklärt, dass er notfalls eben auch in Beugehaft gehen würde. In dieser Frage gibt es keine Kompromisse: Hier geht es um das Redaktionsgeheimnis und um journalistische Grundwerte.
ÖSTERREICH: Sie sind der ORF-Chef. Würden auch Sie persönlich Beugehaft in Kauf nehmen?
Wrabetz: Zunächst ist einmal sicher der zuständige Chefredakteur betroffen. Wir werden wie gesagt alle rechtlichen Mittel ausschöpfen.
ÖSTERREICH: Trotzdem: Die Staatsanwaltschaft könnte ja zunächst Fischer und dann Sie als ORF-Chef vor die Wahl stellen: Entweder Sie geben alle Bänder her oder Sie gehen in Beugehaft. Würden Sie dann in den Knast gehen?
Wrabetz: Wenn bereits alles ausgeschöpft ist: Ja, dann würde auch ich bereit sein, für unsere journalistischen Grundwerte in Beugehaft zu gehen.

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