Security hatte jahrelang Konto-Hoheit

Strache-Spesen-Liste: "Bodyguard will mich belasten"

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Das nächste Kapitel im blauen Bruderkrieg: Eine Spesensliste soll HC Strache endgültig aus der Politik kicken.

Wien. Die Veröffentlichung der Spesenliste aus dem Strafakt der Staatsanwaltschaft wäre eigentlich für viel später geplant gewesen: Erst wenn Strache die Gründung seiner neuen Partei verkündet, hätten ihm diese Details schaden sollen.

Wer reichte die Belege wirklich bei der FPÖ ein?

Strafakt. Offenbar konnte einer der beiden größten Gegner Straches nicht mehr länger warten und plauderte über die bisher nicht bewiesenen Vorwürfe, die sich im „Akt Strache“ finden:

  • Pool-Reparatur: Der Ex-FPÖ-Chef soll auch die Reparatur des Pools in seinem Garten der Partei verrechnet haben. Strache dementiert: „So etwas mache ich nicht.“ Er meint: Sein Bodyguard R. hätte die Rechnung, die er mit Geld vom privaten Konto Straches bereits beglichen hat, dann nochmals bei der Partei-Buchhaltung eingereicht – und so für sich abkassiert. R., der tatsächlich zehn Jahre für Straches Konto zeichnungsberechtigt war, soll bei der Justiz aber ganz anders ausgesagt haben.
  • Nachhilfestunden: Auch ein Beleg für die Lernhilfe seines Sohnes aus erster Ehe findet sich auf der bisher vertraulichen Spesen-Liste, die Gegner von Heinz-Christian Strache jetzt in Umlauf brachten.
  • Luxus-Mode: Eine Rechnung „500 Euro Gucci“ ist ebenfalls als Spesen-Beleg von der Staatsanwaltschaft sichergestellt worden.
  • Dutzende Strafzettel: Entweder dem Ex-Parteichef selbst oder aber seinem Bodyguard dürfte die Straßenverkehrsordnung herzlich egal gewesen sein: Im Akt der Justiz finden sich jedenfalls ganze Stapel an Strafzettel, die von der FPÖ bezahlt worden sind.
  • Restaurant-Kosten: In den Ermittlungsergebnissen der Staatsanwaltschaft finden sich auch zahlreiche Restaurant-Rechnungen. Die meisten von ausgezeichneten Restaurants in der Wiener Innenstadt.
  • Friedhofsgärtner: In den Unterlagen der Justiz soll sich auch eine Rechnung einer Friedhofsgärtnerei befinden. Auch dieser Betrag sei mit Parteigeld beglichen worden.

Strache konterte auf Facebook: „Das ist eine Schmutzkübel-Kampagne“

Entgegen weitverbreiteter Berichterstattung hatte ich niemals ein persönliches „Spesenkonto“. Vielmehr führte meine Referentin eine Handkassa mit Verrechnungsgeld, welches dazu diente, die laufenden Barauslagen, die im Rahmen der politischen Tätigkeit für mich und meine Mitarbeiter anfielen, abzudecken (...).Es kam auch vereinzelt vor, dass ich einen meiner Sicherheitsmänner oder meine Referentin ersuchte, für mich private Erledigungen durchzuführen, (...) In einem solchen Fall erhielten diese den Aufwand von mir ersetzt.
 
So auch der Sicherheitsmann Oliver R. (...) Die Behörden werden daher ermitteln, ob Oliver R. Rechnungen, die er von mir ersetzt bekam, in Restaurantrechnungen „umgewandelt“ und bei meiner Referentin ein zweites Mal eingereicht hat, um sich unrechtmäßig zu bereichern und mich falsch zu belasten. (...) Fest steht (...), dass die Kosten für Pool, Schulgeld, Nachhilfestunden (...) nachweislich von mir bezahlt wurden.

Strache muss als Zeuge vor FP-Gericht

Der Ausschluss von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache aus der FPÖ zieht sich weiter in 
die Länge. Das Landesparteigericht unter dem Vorsitz des Notars Friedrich Stefan will erst „Unterlagen sichten und Zeugen anhören“, heißt es in der FPÖ. Wichtigster Zeuge 
ist Heinz-Christian Strache selbst, der auch zu einer Aussage bereit wäre. In der Partei mehren sich die Zweifel, ob das FPÖ-Schiedsgericht „das richtige Organ“ sei, um zu entscheiden. Eigentlich sei dieses eine Berufungsinstanz, so ein Parteimitglied. Die Wiener FPÖ zögert mit dem Ausschluss, weil sie einen Antritt Straches bei der Wien-Wahl befürchtet. Zudem verfügt der Ex-Parteichef über Informationen über seine früheren Parteifreunde – etwa zu Spesen –, die er aus Rache veröffentlichen könnte.
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