Eurofighter-Affäre

Stronach versinkt im Jet-Sumpf

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Magna: 57 Gegengeschäfte bis 2010 - 348 Millionen Euro eingenommen.

Der Druck auf Ex-Magna-Chef und Neopolitiker Frank Stronach in Sachen Eurofighter wird immer größer. Täglich kommen neue Angriffe auf den Milliardär.

Magna: Gegengeschäft von Vorstand unterzeichnet
Stronach hatte stets behauptet, dass Magna „nicht von Eurofighter profitiert“ hätte. Gegenüber ÖSTERREICH rudert er nun zwar leicht zurück: „Der Eurofighter hat für uns bei Magna keine Rolle gespielt. Wir hatten vorher Aufträge und auch danach. Magna hat durch den Eurofighter-Deal nichts gewonnen.“

Am Donnerstag veröffentlichte Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) die Fakten: Demnach hat Magna bis 2010 alleine 57 Gegengeschäfte mit Eurofighter oder Partnerfirmen um 348,4 Mio. Euro geltend gemacht. Dafür liegen Gegengeschäftsbestätigungen vor - mit Firmenstempel und von einem "zeichnungsberechtigten Vorstandsdirektor" unterschrieben. Es handelt sich durchwegs um Zuliefer-Verträge für Autos des Daimler-Konzerns -eines Aktionärs von Eurofighter-Hersteller EADS. Mitterlehner: "Bei Magna war es sogar ein Verstärkereffekt."

Staatsanwälte vermuten 180 Millionen Schmiergeld
Seit Wochen ermittelt die Staatsanwaltschaft, die Rede ist von Bestechung, Schmiergeldern und Korruption. Es besteht der Verdacht auf 180 Mio. Euro Bestechungssumme.

Mitterlehner will Klarheit: "Wir setzen eine Taskforce ein, die alle Gegengeschäfte durchleuchtet. Das dauert zwei Monate." Zudem fordert er von EADS Aufklärung.

Wie viele Scheingegengeschäfte gab es? "Nicht sehr wenige", vermutet Mitterlehner gegenüber ÖSTERREICH. Seit 2003 wurden vom Ministerium 1.376 Gegengeschäfte mit 280 Firmen um 3,3 Mrd. Euro anerkannt. Die Hauptprofiteure waren Lkw-Hersteller MAN, Flugzeugtechnologie-Hersteller FACC und eben auch Magna.

Bartenstein: "Massives Lobbying von Magna"
ÖSTERREICH: Laut Stronach habe Magna durch den Jet-Deal „nichts gewonnen“, hätte Gegengeschäfte auch so gemacht …
Martin Bartenstein:
Ich appelliere an Frank Stronach, vorsichtig zu sein. Er bringt Magna in Schwierigkeiten. Da könnte der Staatsanwalt kommen. Magna hat die Gegengeschäfte offiziell gemeldet – und auch bestätigt, dass es sich um neue Geschäfte gehandelt hat. Wenn Stronach dabei bleibt, dann hat irgendwer gelogen.

ÖSTERREICH: Welche Rolle spielte Magna seinerzeit beim Eurofighter-Ankauf?
Bartenstein:
Es gab massives Lobbying von Magna für den Eurofighter. Wohlgemerkt nicht durch Stronach, sondern durch den damaligen Magna-Chef Siegfried Wolf. Da ist aber auch gar nichts dabei.

ÖSTERREICH: Hat Lobbying den Entscheid beeinflusst?
Bartenstein:
Nein. Es wurde ja auch für Gripen lobbyiert. Ich sage heute noch: Eurofighter war die richtige Entscheidung.

Stronach zu Magnas Gegengeschäften

ÖSTERREICH: Hat Magna vom Eurofighter-Deal profitiert?

Frank Stronach: Der Eurofighter hat für uns keine Rolle gespielt. Wir hatten vorher Aufträge und auch danach. Magna hat durch den Eurofighter-Deal nichts gewonnen.

ÖSTERREICH: Waren Sie zu irgendeinem Zeitpunkt in Verhandlungen mit Hersteller EADS involviert?
Stronach:
Nein, niemals. In keiner Art und Weise.

ÖSTERREICH: Magna soll nach dem EADS-Deal Ersatzteile für Eurofighter produziert haben. Korrekt?
Stronach:
Meines Wissens nicht. Ich habe sogar einen Auftrag über Flugzeugteile abgelehnt.

ÖSTERREICH: Hätte Magna unabhängig vom Eurofighter-Deal solche Aufträge überhaupt bekommen?
Stronach:
Ja. Wir hatten diese Aufträge ja schon. Bei Magna erhalten wir laufend Aufträge.

ÖSTERREICH: Wie kam Magna auf die Gegengeschäfte-Liste?
Stronach:
Magna taucht dort auf, weil wir die Aufträge schon hatten. Das ging automatisch.

Die ganze Eurofighter-Pannenliste

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