Angeschlagene SPÖ

Türkis-Grün plant Sturz von Ludwig

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Insider der Regierungs-Verhandlungen berichten von Bündnis zum Sturz Ludwigs.

Wien. Das hat der schwer angeschlagenen SPÖ noch gefehlt: Als Neben-Ergebnis der Koalitions-Verhandlungen für den Bund dürften ÖVP und Grüne auch ein „Goodwill-Abkommen“ für eine Koali­tion in Wien schließen. Dort findet mit der Gemeinderatswahl im Oktober 2020 die nächste große Regional-Wahl in Österreich statt. Dass ÖVP und Grüne ein Bündnis zum Sturz des „SPÖ-Kaisers“ Ludwig schmieden, berichten mehrere vertrauenswürdige Insider der Regierungs-Verhandlungen. Damit wäre Michael Ludwig nur mehr Bürgermeister auf Abruf und würde seine bisherige rot-grüne Koalition samt Mehrheit verlieren.

SPÖ verliert Wähler. Jüngste Umfragen sehen Bürgermeister Michael Ludwig und die SPÖ in Wien nur mehr bei 30 %, die FPÖ sogar nur mehr bei 14 %. Dagegen würden die ÖVP mit 21 %, die Grünen mit 20 % und die Neos mit 11 % eine klare Anti-SPÖ-Mehrheit haben

Türkis-Grün-Pink in Wien? Tatsächlich funktioniert der türkis-grüne Pakt für Wien nur mit Unterstützung der Neos. Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger sagte kürzlich in Fellner! Live: „Wir Neos finden einen Machtwechsel in Wien spannend. Wir könnten uns eine Dirndl-Koalition (gemeint ist Türkis-Grün-Pink) für Wien vorstellen, wenn es einen unabhängigen Bürgermeister gibt.“

Eine Art neuer Helmut Zilk für Wien gesucht

Parteiunabhängig. Genau in diese Richtung laufen offenbar die Koalitions-Absprachen zwischen ÖVP und Grünen. Wiens ÖVP-Chef Gernot Blümel, der in der neuen Regierung Finanzminister werden soll, würde damit nach den Wien-Wahlen im Herbst ebenso auf den Bürgermeister-Anspruch verzichten wie Grünen-Chefin Birgit Hebein, die als Sozialministerin im Gespräch ist. Stattdessen sind  beide Koalitionspartner „in spe“ auf der Suche – so die Insider – „nach einem neuen Helmut Zilk, der Wien parteiunabhängig, umweltfreundlich, aber auch mit neuem Elan für Kultur- und Wohn-Projekte in eine neue Ära führt.“

Michael Ludwig kann seinen Sturz als Bürgermeister wohl nur noch verhindern, wenn er aus eigener Kraft mehr als 35 % der Wählerstimmen schafft. Aber davon ist die SPÖ nach allen Skandalen meilenweit entfernt.

Ludwig schwor seine Genossen ein: ›Wir lassen niemanden im Stich‹

Durchhalte-Parolen. In einem Schreiben an den „Wiener Ausschuss“, das größte SPÖ-Gremium, bat Michael Ludwig am Samstag seine Genossen darum, auch in „unerfreulichen“ Zeiten Ruhe zu bewahren.

Versprechen. „Wir lassen niemanden im Stich“, versprach der Rathaus-Chef im Hinblick auf die SPÖ-Mit­arbeiter, die aufgrund der ­finanziellen Krise der Partei vor einer Abwicklung stehen.

Appell. Ludwig bat darum, die Kräfte zu bündeln, und um einen „produktiven Dialog“. „Die Wiener Sozialdemokratie wird auch in Zukunft die prägende Kraft in dieser Stadt sein“, schrieb er.
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