Traumüller war abgängig

Drama um Grassers engsten Mitarbeiter

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Buwog-Affäre: Grassers Ex-Kabinetts-Chef war nach seiner Befragung abgängig.

Nach der Aussage Heinrich Traumüllers war es Donnerstagabend zu einem Drama gekommen: Wie ÖSTERREICH-Recherchen ergaben, war der Kabinettschef des seinerzeitigen Finanzministers Karl-Heinz Grasser nach seinem brisanten Auftritt vor den Abgeordneten abgängig, hatte sich stundenlang nicht bei seiner Familie gemeldet – die das Schlimmste vermutete und die Polizei alarmierte. Inzwischen ist der Ex-Sekretär wieder bei Familie.

Kein Wunder, war doch Traumüller von Peter Pilz (Grüne) und Stefan Petzner (BZÖ) in die Mangel genommen worden. Traumüller hatte in dem Verhör seinen Ex-Chef belastet, mehrfach seine Aussagen korrigiert. Der Vorwurfs ist, dass Grasser die Vergabe von 60.000 Bundeswohnungen 2004 zugunsten der Immo­finanz manipuliert haben soll – die dann seinem Freund Walter Meischberger und Peter Hochegger 9,6 Millionen Euro zahlte. Was Grasser stets bestritt (für den Ex-Finanzminister gilt die Unschuldsvermutung).

Video: So verlief Grassers 1. Auftritt im U-Ausschuss (am 17. April 2012):

Zum Glück wurde Traumüller gegen Mitternacht von einem Polizisten in der Wiener City gefunden – und zum Amtsarzt gebracht. Inzwischen ist der Beamte des Finanzministeriums wieder daheim.

>>> Der LIVE-Ticker von Traumüllers Befragung zum Nachlesen!

Ermittler erwarten sich neue Erkenntnisse
Damit ist die Sache aber nicht ausgestanden: Schon diese Woche will die Staatsanwaltschaft Traumüller zu ihren Ermittlungen gegen Grasser erneut befragen. Dies erfuhr ÖSTERREICH aus Regierungskreisen und dem Ausschuss. Offenbar erwarten sich die Ermittler neue Erkenntnisse.

Grassers Anwalt Manfred Ainedter sprach hingegen gegenüber ÖSTERREICH von einem „Sturm im Wasserglas“. Und er ätzte weiter: „Es wird weder eng noch enger noch am engsten. Am 8. Mai ist Grasser wieder im U-Ausschuss, dann werden wir das alles ausführlich besprechen.“

Die Chronologie der BUWOG-Vergabe:

  • Freitag, 4. Juni 2004: In der ersten Bieterrunde legt die CA Immo ein Angebot über 928 Millionen Euro, die Immofinanz bietet 837 Mio. Euro.
  • Montag, 7. Juni 2004: Das Geheimnis um den Finanzrahmen der CA Immo wird gelüftet: Diese kann maximal 960 Mio. Euro bieten. Grasser nahm an der Sitzung teil.
  • Dienstag, 8. Juni 2004: Immofinanz-Chef Karl Petrikovics erfährt von Lobbyist Peter Hochegger, dass die CA Immo maximal 960 Millionen Euro bieten wird.
  • Freitag, 11. Juni 2004: Die Immofinanz legt ihr Angebot für die 2. Bieterrunde – 961 Millionen Euro, eine Million mehr als die CA Immo.
  • Sonntag, 13. Juni 2004: Die Immofinanz erhält den Zuschlag. 9,9 Millionen Euro Provision fließen daraufhin an die Grasser-Freunde Hochegger und Meischberger für den Tipp … Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.

Karl-Heinz Grasser vor dem U-Ausschuss

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