ÖSTERREICH-Umfrage

Unsere Lehrer sind frustriert!

Teilen

Eine Umfrage des Bildungsministeriums zeigt: Lehrer frustriert über Ruf, Gehalt und fehlende Zusammenarbeit mit Schulpsychologen.

Die Diskussion um Schule und Bildung ist um ein Streit-Thema reicher: die Unzufriedenheit zum Teil völlig frustrierter Lehrer in Österreich. Die vom Bildungsministerium in Auftrag gegebene Online-Befragung Arbeitsplatz Schule, die ÖSTERREICH exklusiv vorliegt und die beim heutigen Schulgipfel präsentiert wird, zeigt: Die Lehrer kämpfen vor allem mit ihrem Image. 87 Prozent sind sehr oder eher unzufrieden damit, dass sie in der Öffentlichkeit nur als Faulpelze mit Unmengen an Freizeit und Ferien wahrgenommen werden. An den AHS leiden sogar 93 Prozent unter ihrem schlechten Image. „Es sind fünf bis zehn Prozent Katastrophen-Lehrer und die Lehrer-Gewerkschaft, die den Berufsstand ruinieren“, analysiert Bildungsexperte Andreas Salcher. Der Großteil könne nichts dafür, leidet unter der Situation aber besonders. Ministerin Schmied arbeitet schon an einer Werbekampagne, die das Image der Lehrer ab Herbst verbessern soll.

Frustriert sind die österreichischen Lehrer auch über ihre Gehälter. Vor allem Kräfte an den AHS und den Polytechnischen Schulen sind damit nur mäßig zufrieden – und das, obwohl sie im internationalen Schnitt gut aussteigen. Allerdings verdienen Junglehrer am Beginn ihrer Laufbahn vergleichsweise wenig.

Keine völligen Flaschen
Daraus und aus der geringen öffentlichen Anerkennung entsteht jene fehlende Motivation, unter der letztendlich fast jeder Schüler zu leiden hat. Salchers Gegenmittel: „Es braucht positive Leistungsanreize.“ Tatsächlich werden Lehrer eines Schultyps alle nach dem gleichen Schema bezahlt, egal wie sehr sie sich für Schüler und Schule engagieren. Zudem haben sie in ihrem Beruf keinerlei Perspektiven, weil die Aufstiegschancen völlig fehlen. „Direktor wird immer noch nur, wer ein Parteibuch hat“, kritisiert Salcher. Zynischer Nachsatz: „Zumindest sorgen die beiden großen politischen Parteien inzwischen dafür, dass keine völligen Flaschen Direktor werden.“

Bildungsreform
Weitere Ergebnisse der Befragung: Die Lehrer fühlen sich bei der Bildungsreform übergangen. Fast 82 Prozent sind unzufrieden damit, dass ihre Erfahrungen aus dem Schulalltag keinen Eingang finden. Besonders dramatisch ist die Situation auch hier wieder bei den AHS-Lehrern, die zu 91 Prozent unzufrieden sind. 55 Prozent sind mit der Ausstattung ihres Arbeitsplatzes unglücklich – ein Thema, das noch brennender wird, wenn Ganztagesschulen eingeführt werden und Lehrer mehr Zeit in der Schule verbringen.

Gewalt
Beim Thema Gewalt in der Schule, mit der Lehrer und Schüler tagtäglich konfrontiert sind, fühlen sich die Lehrer allein gelassen. Die aktuelle Umfrage zeigt: Die Zusammenarbeit mit Schulpsychologen und Sozialarbeitern wird als nur „mäßig“ eingestuft. Dabei sind sich Experten einig, dass Psychologen sowie Sozialarbeiter dringend gebraucht würden. ÖVP-Generalsekretär Hannes Missethon verfolgte gestern im ÖSTERREICH-Interview einen anderen Ansatz: Er verlangt, dass in der Schule wieder mehr Disziplin und Ordnung herrschen.

Die Ergebnisse der Umfrage werden heißen Diskussionsstoff beim Schulgipfel bieten. Nur zwei Tage später präsentiert Bildungsexperte Bernd Schilcher seinen Report über die „Schule der Zukunft“. Auch der wird einige deftige Wahrheiten über das Schulsystem enthalten.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.