Je länger die Corona-Krise dauert, desto schlechter wird das Koalitionsklima.
„Ich hatte auf Experten gehört, die von negativeren Zahlen ausgegangen sind“ und diese hätten „leider wieder einmal recht behalten“, sagt Kanzler Sebastian Kurz im ÖSTERREICH-Gespräch. Klingt harmlos, ist aber ernst. Denn der Weg des Pandemie-Managements von Kurz und Gesundheitsminister Rudolf Anschober unterscheidet sich zunehmend.
Tatsächlich ging der Grüne nachweisbar wiederholt von einer weit langsameren Entwicklung des Coronavirus in Österreich aus. Er dürfte von Daten der zwei Ages-Epidemiologen Daniela Schmid (Ampel-Sprecherin) und Franz Allerberger ausgehen.
Kurz wiederum hört auf eigene Experten – darunter Ärzte und Mathematiker –, die frühzeitiger warnten. Er wollte daher auch, wie er selbst sagt, raschere Verschärfungen.
Eigenverantwortung. Anschober und seine Experten gehen eher vom Konzept der Eigenverantwortung aus und sehen auch bei Großveranstaltungen – im Unterschied zu Kurz und seinen Experten – keine gröberen Probleme.
Unterkühlt. Die Stimmung zwischen mehreren ÖVP-Ministern und dem Grünen ist derzeit unterkühlt. Auch wegen dem Verordnungschaos. Anschober sei Montag – vor dem Verkünden der geplanten Verordnungen – gefragt worden, ob er diese „rechtzeitig fertig“ kriege. Er soll es bejaht haben, sein Ministerium aber schaffte es nicht.
Freitesten? Anschober lässt ÖVPler abblitzen
Einzelne Länder, die von Türkisen regiert werden – wie OÖ und NÖ – standen freilich ebenso auf der Bremse wie Anschober. Dafür lässt der Gesundheitsminister die Forderung der ÖVP nach einem „Freitesten von Kontaktpersonen nach fünf Tagen“ abblitzen. Hier ist er der Vorsichtigere.
In der Kommunikation unterscheiden sich Kurz und Anschober ebenfalls massiv. Während Kurz vor dem Zusammenbruch der Intensivmedizin warnt – wie auch Salzburgs Wilfried Haslauer –, geht Anschober von optimistischeren Varianten aus. Hoffentlich stimmen zumindest diese Prognosen.
Isabelle Daniel