Erstmals stand Ex-ÖGB-Boss Fritz Verzetnitsch im Banken-U-Ausschuss zur Bawag-Causa Rede und Antwort - und schob alle Schuld auf Flöttl jun.
Aufregung im parlamentarischen Banken-U-Ausschuss: Rund zweieinhalb Stunden stand Ex-ÖGB-Chef Fritz Verzetnitsch dem Ausschuss Rede und Antwort. Erwartungsgemäß wies er zwar jede Schuld an der Bawag-Affäre von sich. Dennoch betonte er: „Ich habe das nötige Selbstbewusstsein, mich zur Verantwortung zu bekennen. Neudeutsch würde man sagen, ich bin kein Weichei.“
Seit 2000 informiert
Gleich zu Beginn betonte Verzetnitsch:
„Ich wurde im Dezember 2000 erstmals von den dramatischen Verlusten
informiert und habe mit Entsetzen zur Kenntnis genommen, dass eine einzelne
Person so einen großen Schaden anrichten kann.“ Immer wieder schob er dann
alle Schuld Flöttl jun. zu. „Ich wurde informiert, dass Flöttl jun. sich
eigenmächtig über alle Kontrollmaßnahmen hinweggesetzt hat“, so
Verzetnitsch. Er betonte, er habe nicht gewusst, dass die Kontrollsysteme
der Bawag versagt hätten und versuchte – nach einer Stunde schon sehr
ungeduldig – klarzustellen: „Auf meine Nachfragen hat man mir im Laufe der
Jahre mehrmals erklärt, dass das Abarbeiten der Verluste auf gutem Wege
ist.“ Bankvorstände und Wirtschaftsprüfer seien zu jeder Zeit informiert
gewesen. „Ich bin davon ausgegangen, dass die Aufsichtsratsmitglieder in der
Bawag aufgeschrien hätten, wenn der Vorstand nicht korrekt gehandelt hätte.“
Graf: "Fehlendes Unrechtbewusstsein"
Der Vorsitzende im
Banken-Untersuchungsausschuss, der FP-Abgeordnete Martin Graf, kritisiert
Ex-ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch für dessen Aussagen am Freitag. Graf
warf dem früheren SP-Politiker am Samstag "fehlendes Unrechtsbewusstsein"
vor. "Für einen Mann, der ganz offensichtlich mit beteiligt war, BAWAG und
ÖGB an den Rand des Abgrundes zu bringen, zeigt Fritz Verzetnitsch bis dato
wenig Sensibilität für eigene Versäumnisse", kritisierte Graf.
Es sei "wenig glaubhaft", dass das seit 1994 bekannte Karibik-Engagement der BAWAG am ÖGB-Präsidenten spurlos vorüber gegangen sei. Für "undenkbar" hält Graf, dass Verzetnitsch die Haftungsgarantien des ÖGB für seine Bank BAWAG "in blindem Vertrauen, ohne Kenntnis des Inhalts" unterzeichnet hat. Vor dem Ausschuss habe sich Verzetnitsch "gekonnt aus der Affäre gezogen". Übrig bleibe, dass er als Eigentümervertreter zumindest grob fahrlässig gegenüber dem ÖGB, dem Steuerzahler und dem Finanzplatz Österreich gehandelt habe. "Es würde mich nicht überraschen, wenn das Strafverfahren in Sachen BAWAG/ÖGB auf Fritz Verzetnitsch ausgeweitet wird", mutmaßt Graf.
Geschenke von Elsner
Gleichzeitig geht aus den Akten erstmals
hervor, dass Geschenke von Ex-Bawag-Boss Helmut Elsner an Verzetnitsch
gegangen sind. Verzetnitsch dazu: „Ja, es gab immer wieder Geschenke.“
Allerdings habe er diese stets an den Betriebsrat weitergegeben.
Penthouse-Streit
Weitere Misere für Verzetnitsch: Der seit
Dezember neue Mehrheitseigentümer der Bawag, der US-Fonds Cerberus, will das
Bawag-Gebäude am Fleischmarkt mit den Wohnungen von Verzetnitsch und
Ex-Bawag-Boss Walter Flöttl sen. am Dach, verkaufen – um 80 Millionen Euro. Verzetnitsch
würde dem Vernehmen nach auf seine Penthouse-Kaufoption (400.000 Euro für
200 Quadratmeter) verzichten.