''Völlig inakzeptabel''

Anschober tobt über Lieferprobleme bei AstraZeneca

Teilen

Nur 509.000 Dosen wird Österreich bis März von AstraZeneca bekommen - eigentlich waren zwei Millionen bestellt. Der Gesundheitsminister tobt nach den Lieferverzögerungen.

Der AstraZeneca-Lieferumfang im ersten Quartal könnte geringer ausfallen, als erhofft. Laut Informationen wurden der Impfkoordinator des Bundes und auch jene der Länder heute in einer Videokonferenz darüber informiert. Grund dürfte sein, dass die Entscheidung der EU über die Zulassung des AstraZeneca-Impfstoffs so lange dauert. Für Österreich könnte das bedeuten, dass im ersten Quartal statt der avisierten zwei Millionen Impfdosen nur 600.000 geliefert werden. Für Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) ein absoluter Skandal. Dier Verringerungen der geplanten Lieferungsmengen für das 1. Quartal durch AstraZeneca sind für das österreichische Gesundheitsministerium seien "völlig inakzeptabel", heißt es in einer Aussendung.

Österreichs Impfplan wackelt ordentlich

"Zugesagte Liefermengen müssen eingehalten werden. Gleichzeitig zeigt diese mögliche Entwicklung, wie wichtig es war, dass Österreich in den vergangenen Wochen große zusätzliche Mengen an Impfstoff von BioNtech/Pfizer im Rahmen des EU-Beschaffungsprogrammes eingekauft hat", so der Gesundheitsminister. Damit dürfte der Impfplan der Regierung wackeln. Mit den derzeitigen Liefervereinbarungen inklusive der Zulassung des Impfstoffes von AstraZeneca hätten alle über 65-Jährigen bis Ende März geimpft werden können.

Lesen Sie auch

3,8 Millionen Biontech-Dosen zusätzlich

Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Corona-Impfung

So erschleichen sich Politiker Corona-Impfungen
 

SPÖ-Kaiser: "Jeder weitere Verzögerung wäre unverantwortlich"

Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) forderte am Freitag in einer Aussendung sowohl die EU als auch die Hersteller auf, "sich an die Abmachungen zu halten". Es gehe um die Gesundheit der Menschen, hieß es in der Aussendung: "Jede weitere Verzögerung wäre unverantwortlich und den Impfwilligen gegenüber unzumutbar." Kärnten habe seine Hausaufgaben erledigt, sei "bestens vorbereitet" und warte nur noch auf die Lieferung größerer Impfstoffmengen, außerdem würden die Kärntnerinnen und Kärntner laut ersten Erhebungen "eine überdurchschnittlich hohe Bereitschaft, sich impfen zu lassen" zeigen, so Kaiser. "Eine weitere Verzögerung würde das Vertrauen der Bevölkerung schwer erschüttern."

NEOS: Fatale Fehler der Regierung offenbaren sich

Alarmiert reagierte auch NEOS-Gesundheitssprecher Gerald Loacker auf diese Medienberichte. "Hier zeigen sich die fatalen Fehler des türkis-grünen Impfplans deutlich. Die Bundesregierung hat sich zu sehr darauf verlassen, dass der AstraZeneca-Impfstoff früh zugelassen wird und mit einer früheren Lieferung gerechnet." Dass Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Gesundheitsminister Anschober jetzt die Schuld auf die Europäischen Behörden schieben, bezeichnete Loacker als "absurd". Er sieht darin "verzweifelte Versuche, vom eigenen Versagen abzulenken. Die Bundesregierung muss den Impfplan jetzt dringend überarbeiten und konsequent durchsetzen."

Loacker forderte erneut einen sofortigen nationalen Impf-Krisengipfel. "Allerspätestens jetzt sollte auch dem Kanzler und dem Gesundheitsminister klar werden, dass sie nicht alles richtig gemacht haben. Jetzt müssen alle Beteiligten an einen Tisch, die Regierung muss die Impfstrategie völlig neu aufsetzen und die Versorgung mit Impfstoff sicherstellen."
 

Aktuell noch nicht in EU zugelassen

Der vom britisch-schwedischen Pharmakonzern AstraZeneca gemeinsam mit der Univerität Oxford entwickelte Impfstoff befindet sich aktuell noch im Zulassungsverfahren. Spätestens bis Monatesende will die unabhängige europäische Arzneimittelbehörde EMA ihre Entscheidung bekannt geben, hieß es zuletzt. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und andere europäische Regierungschefs haben zuletzt auf eine raschere Entscheidung gedrängt. Laut einer am 9. Jänner veröffentlichten Studie könnte die Schutzwirkung mit höchsten 70 Prozent deutlich geringer sein als bei den zwei schon zugelassenen Impfstoffen mit über 90 Prozent.
 

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.