Lernen in Pristina

Vorerst kein Visum für Arigona

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Aus Arigona Zogajs ersehnter Rückkehr nach Linz rechtzeitig zu Schulbeginn wird nichts. Die Visa sind noch nicht einmal beantragt.

Der Aufenthalt im Kosovo wird für Arigona Zogaj, ihre Mutter und ihre beiden kleinen Geschwister doch länger dauern als erhofft. Eigentlich war geplant, dass sie spätestens zu Schulbeginn wieder zurück in Österreich sein können. Schließlich wollte Arigona (18) auf keinen Fall im letzten Jahr vor Abschluss der Bundeslehranstalt für wirtschaftliche Berufe in Linz Unterrichtsstoff verpassen.

Visa
Doch aus der rechtzeitigen Rückkehr wird nichts. Schulbeginn und mehrere Monate darüber hinaus wird sie wohl im Kosovo verbringen und den Stoff dann nachholen müssen. "Die Schülervisa wurden noch nicht beantragt", so Pfarrer und Betreuer Josef Friedl.

Das bestätigt auch Arigonas Linzer Anwalt Helmut Blum auf Anfrage: "Derzeit werden alle notwendigen Unterlagen zusammengetragen." Dazu gehört auch die Obsorge-Übertragung für die kleinen Geschwister vom getrennt lebenden Vater Devat an Mutter Nurie.

"So schnell wie möglich"
Wann die Anträge dann endlich gestellt werden können, kann Blum nicht sagen: "Aber wir erledigen alles so schnell wie möglich." Zum Ausfüllen des zehnseitigen Antrags muss Arigona nach Skopje in Mazedonien fahren, rund eine Stunde von Pristina entfernt. Oder in die albanische Hauptstadt Tirana.

Inzwischen läuft den Zogajs aber die Zeit davon. Am 13. September beginnt in Oberösterreich die Schule. "Bis dahin werden die Anträge sicher nicht erledigt sein", ist Anwalt Blum realistisch. Die Behörden haben theoretisch sechs Monate Zeit. "Ich glaube jedoch, dass es ab Antrag rund zwei Monate dauern wird." Allerspätestens zu Weihnachten könnte Arigona somit ihren Freund Philipp wieder in die Arme schließen.

6 Wochen im Kosovo
Am 15. Juli haben die Zogajs nach neun Jahren Kampf um ein Bleiberecht Österreich verlassen. "Freiwillig", wie sie betonten. Von Salzburg über Wien ging die Reise in die alte Heimat Pristina. Seither leben die 18-Jährige und ihre Familie völlig zurückgezogen in einem Zwei-Zimmer-Apartement in einem Vorort von Pristina. Betreut wird die Familie nach wie vor von der Volkshilfe. Pfarrer Josef Friedl, engster Freund der Familie, übernimmt die Kosten für den Aufenthalt.

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Mai 2002: Sein Asylantrag wird abgelehnt.

Mai 2001: Arigonas Vater reist illegal nach Österreich ein und stellt einen Asylantrag.

September 2002: Frau Zogaj und die fünf Kinder stellen Asylanträge.

November 2002: Das Asylverfahren wird für die ganze Familie in zweiter Instanz negativ entschieden. Herr Zogaj stellt einen zweiten Asylantrag.

Februar 2003: Der Asylantrag des Vaters wird abgelehnt, er erhält den Ausweisungsbescheid.

Dezember 2003: Der Verfassungsgerichtshof lehnt eine Asylbeschwerde ab.

April 2005: Die Bezirkshauptmannschaft (BH) Vöcklabruck fordert die Familie zur Ausreise auf.

Juli 2007: Die Zogajs legen beim Verfassungsgerichtshof Beschwerde ein.

26. September 2007: Die Familie Zogaj wird von der Polizei abgeholt, Arigona verschwindet.

27. September 2007: Arigonas Mutter darf in Österreich bleiben, um nach ihrer Tochter zu suchen. Der Vater und die anderen vier Kinder der Familie werden in den Kosovo geflogen.

30. September 2007: Ein Brief von Arigona taucht auf. Sie droht mit Selbstmord.

10. Oktober 2007: Arigonas Aufenthalt bei Pfarrer Josef Friedl wird bekannt

Mai 2008: Mutter Nurie Zogaj unternimmt einen Selbstmordversuch.

Juni 2008: Arigona und Nurie Zogaj werden aufgefordert, Österreich zu verlassen.

23. Dezember 2008: Die vier Geschwister Zogaj versuchen, aus dem Kosovo nach Österreich einzureisen.

12. Jänner 2009: Drei der vier Geschwister sind illegal nach in Österreich eingereist.

18. September 2009: Die zwei Brüder Arigonas, Alfred und Alban, kehren freiwillig in den Kosovo zurück.

12. November 2009: Das Innenministerium verhängt aufgrund des negativen Asylbescheids die Abschiebung.

14. Juni 2010: Das Verfassungericht entscheidet: Die Abschiebung ist rechtens.