TV-Duell der Extraklasse: Auf oe24.TV diskutierten Kanzler Kern und FP-Chef Strache.
Am Mittwoch hatten sie sich im ORF-Radio quasi noch aufgewärmt, doch am Freitagabend ging zwischen SPÖ-Kanzler Christian Kern und FP-Chef Heinz-Christian Strache die Post ab. Bei ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner und Politikinsiderin Isabelle Daniel diskutierten die beiden so hart und heftig wie noch nie: „Sie winden sich wie ein Aal“, warf Strache Kern in Sachen Anti-Terror-Mauer vor. „Sie haben einen Verfolgungswahn“, konterte Kern, als Strache ihm vorwarf, nur mit Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer ein Glaserl trinken zu gehen. Es gab in der ganzen Debatte mehr Differenzen als Gemeinsamkeiten:
■ In Steuerfragen fordert Kern eine Erbschaftssteuer (Erbschaften über eine Million Euro), Strache lehnt brüsk ab.
■ Wachstum. Strache bestreitet das hohe Wirtschaftswachstum von 2,9 % – Kern spricht von einer Trendwende und 80.000 neuen Jobs.
■ Flüchtlinge. Beide wollen die illegale Zuwanderung stoppen. Strache glaubt Kern nicht, dass er es ernst meint, er habe ja 2015 als ÖBB-Chef Flüchtlinge transportiert.
■ Islam. Strache will ein Verbot des Islamismus, Kern kontert: Gegen Salafisten werde ohnehin schon genug getan.
■ Koalitionen. Für Kern ist Schwarz-Blau ausgemacht – Strache sieht indes Schwarz-Rot kommen. Nach einer rot-blauen Einigkeit sieht das eher nicht aus.
Die besten Passagen aus dem oe24.TV-Streitgespräch
oe24.TV: Eine Scherzfrage: Dürfen wir drei überhaupt diskutieren? Wir waren alle drei gleichzeitig auf Ibiza in Urlaub.
Christian Kern: Wir können völlig unbefangen diskutieren – wir haben nicht im selben Pool geplanscht und auch keine Luftmatratze geteilt.
oe24.TV: Herr Strache, warum die harte Forderung, dass Kern zurücktreten soll, weil er sich von Silberstein beraten ließ?
Strache: Dahinter steckt ja die enge Verbundenheit mit Herrn Gusenbauer. Was macht der in diesen Netzwerken, wo das FBI und andere ermitteln?
Kern: Das ist genau das, was Herr Strache seit Jahren anbietet: Man tunkt Leute ein. Ich verstehe den Grant ja: Gusenbauer hat die schwarz-blaue Regierung 2006 nach Hause geschickt.
Strache: Herr Kern, Sie können Fakten nicht leugnen. Gusenbauer war im Hintergrund der Strippenzieher.
Kern: Aber geh. Gusenbauer ist ein ehemaliger Kanzler, zu dem ich ein ganz normales Verhältnis pflege.
Oe24.TV: Die Mauer am Ballhausplatz regt viele auf. Wer hatte diese Schnapsidee?
Kern: Es hat in langen Runden mit Experten und Beamten eine Diskussion gegeben, was man dort tut. Ich bin aber zur Einschätzung gelangt, dass man das noch einmal diskutieren muss.
oe24.TV: Sie haben die Mauer jetzt gestoppt?
Kern: Die ist jetzt gestoppt. Es gibt jetzt einen Platz mit verbreiterten Gehsteigen. Was dann da ist, Poller oder sonst etwas, wird man sehen.
Strache: Der Herr Kern windet sich wie ein Aal, wenn es um die Verantwortlichkeiten geht. Im März ist die Entscheidung für die Mauer gefallen – da waren Sie schon Bundeskanzler!
oe24.TV: Herr Kern, wie konnte das passieren, dass Sie es nicht gewusst haben?
Kern: Das ist was, was auf Beamtenebene diskutiert wird.
oe24.TV: Schwarz-Blau oder Rot-Blau, Herr Strache?
Strache: Wir bestehen auf die direkte Demokratie und bleiben uns treu. Wer bereit ist, mit uns die richtigen Inhalte umzusetzen, der kann ein Partner sein.
oe24.TV: Herr Kern, können Sie sich Rot-Blau vorstellen?
Kern: Wir können zivilisiert miteinander umgehen. Das größere Problem sehe ich eher in den inhaltlichen Abweichungen. Wir wollen eine Erbschaftssteuer ab 1 Million Euro, und die FPÖ plakatiert, was für eine Gemeinheit …
oe24.TV: Waren Sie gemeinsam auf ein Bier?
Kern: Wenn ich mit jemandem ein Glaserl trinke, dann ist das meine Frau. Bei aller Wertschätzung für Herrn Strache.
Strache: Oder einen guten Roten mit Herrn Gusenbauer.
Kern: Sie haben ja einen Verfolgungswahn! Das ist Schwachsinn mit dem Herrn Gusenbauer. Weil er Sie aus dem Kanzleramt geworfen hat, halten Sie das bis heute nicht aus.