Im SPÖ-Präsidium kämpften Häupl und Co. gegen rot-blaue Gespräche. Vergebens.
Christian Kern erschien am Montag flankiert von SPÖ-Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil und seinem Kanzleramtsminister Thomas Drozda zum SPÖ-Präsidium am Tag nach der Wahl. Und der SPÖ-Kanzler – die Roten haben bei der Nationalratswahl am Sonntag Platz eins an VP-Chef Sebastian Kurz verloren – überraschte: Kern schlug Verhandlungen mit ÖVP und FPÖ vor.
Wie von ÖSTERREICH berichtet, läuft jetzt schließlich Kerns Plan B an.
Vor allem Kern und Drozda wollen der ÖVP nicht das Kanzleramt überlassen und lieber den „Schüssel-Coup“ – der Ex-VP-Kanzler ließ sich 2000 als Nummer drei von der FPÖ zum Kanzler machen – wiederholen. Daher war es auch so wichtig für die Roten, zumindest den zweiten Platz zu behaupten.
Im roten Präsidium argumentierten sie freilich dezenter: Es gehe darum, „Verantwortung“ zu zeigen und es „Schwarz-Blau nicht zu einfach“ zu machen.
SPÖ-Vertreter aus Wien – die einzigen Wahlsieger der Nationalratswahl – versuchten diesen rot-blauen Flirt gestern zu verhindern. Wiens wieder gestärkter SPÖ-Bürgermeister Michael Häupl stellte einmal mehr klar, dass „ich seit 23 Jahren gegen Rot-Blau bin“. Aber die Befürworter von Verhandlungen sollten auch im SPÖ-Vorstand danach in der Mehrheit bleiben.
Die geheime rot-blaue Runde dealt weiter
Der Frust – manche Rote nennen es offen Hass – gegenüber Sebastian Kurz sei „so groß, dass Kern nur noch nach Rache sinnt“. Ein SPÖ-Insider berichtet, dass diese Gespräche, dieser rote Plan B bereits relativ weit gediehen sei. Dieser wurde bereits im Mai – nachdem Kurz die Koalition aufgelöst hatte – geschmiedet. Damals hatten sich Christian Kern, Thomas Drozda und Hans Peter Doskozil im Penthouse eines Industriellen in Wien mit FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, FPÖ-General Herbert Kickl und Ex-FPÖ-Vizekanzler Norbert Steger getroffen. Es war bereits das dritte Treffen dieser Art und sollte nicht das letzte bleiben. Damals lotete das rote Trio zum ersten Mal aus, ob die FPÖ bereit sei, eine Politehe mit ihnen gegen Kurz einzugehen. Die Blauen fordern dafür freilich die derzeitigen mächtigen Ministerien der ÖVP. Ob Kern und Strache jetzt Kurz austricksen?
Isabelle Daniel