Experten-Analyse

Wahl-Plakate im Check

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Top-Experten gehen mit den Wahlplakaten hart ins Gericht: „Schlimmer geht’s kaum.“

Wien. Gestern, Mittwoch, stieg auch die ÖVP in den Plakat-Wahlkampf ein. Nunmehr hängt die erste Welle der Wahlplakate komplett. Der renommierte Politikberater Thomas Hofer sowie Österreichs PR-Experte Nr. 1 Wolfgang Rosam haben sich die Kampagnen für ÖSTERREICH angesehen – und kommen zu teilweise harten Urteilen. So vergleicht Hofer die Grünen-Plakat-Kampagne kühn mit der Strategie von Donald Trump – „Make the Greens Great Again“. Die SPÖ-Kampagne wird von beiden eher kritisch beurteilt. Hofer: „So war das mit der Kostenbeschränkung nicht gemeint.“ Und Rosam meint in aller Härte: „Schlimmer geht’s kaum.“ Nachsatz: „Bei Gusenbauer hat das 2006 allerdings funktioniert.“(gü)
 

Das sagen die Top-Experten

 
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© övp
 
 
Thomas Hofer, Politik-Berater:
 
Volksnah. „Der ÖVP-Motor mag zuletzt nicht rund gelaufen sein, aber die Plakatwelle ist von gewohnter Qualität. Kurz wird volksnah und bodenständig inszeniert, um dem Vorwurf der Abgehobenheit zu konterkarieren und alte Schüssel-Fehler zu vermeiden.“
 
Wolfgang Rosam, Kommunikations-Experte:
 
Anspruch. „Endlich geht es um Themen. Nachdem Rendi mit Vermögenssteuern begonnen hat, wird das ein Hauptthema im Wahlkampf. Inhalte haben bisher völlig gefehlt. Mit „Klarheit schaffen“ stellt er den Führungsanspruch, das erinnert an NÖ und Erwin Pröll.
 

SPÖ

 
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© SPÖ
 
Thomas Hofer, Politik-Berater:
 
Eskimo-Herz. „Photoshop kombiniert mit Eskimo-Herz und der „natürlichen“ Geste Rendis zahlt nicht aufs Authentizitäts-Konto ein. Dann auch noch dieselben Menschen für verschiedene Botschaften? So war das mit der Wahlkampfkostenbeschränkung wirklich nicht gemeint.“
 
Wolfgang Rosam, Kommunikations-Experte:
 
Altmeister. „Also, vom „ Altmeister“ Luigi Schober habe ich mir handwerklich mehr erwartet. Die Darstellung der „Vorsitzenden“ umringt von Followern ist 80er-Retro- Style. Schlimmer geht’s kaum. ­Positiv ist lediglich der SPÖ-Slogan mit der ‚Menschlichkeit‘!“
 

FPÖ

 
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© FPÖ
 
Thomas Hofer, Politik-Berater:
 
Doppelspitze. „Die FPÖ hat eine Doppelspitze. Kickl bedient die Hardcore-Fans, Norbert Hofer versucht über die blauen Grenzen hinaus zu grasen. Die große Provokation fehlt (noch). „Heimattreu“ traut man sich zu, aber vorm „großen Austausch“ scheut man zurück.“
 
Wolfgang Rosam, Kommunikations-Experte:
 
Dual. „Schon spannend, dass die Blauen auch am Plakat ihre „duale Strategie“ weiterfahren! Kickl – the bad cop – der NATÜRLICH mit der ­Sicherheit, der Überfremdung argumentiert! Was sonst?! Erstaunlich, dass Hofer bei staatstragenderen ­Tönen bleibt. Wer gewinnt?“
 

NEOS

 
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© NEOS
 
Thomas Hofer, Politik-Berater:
 
Tough? „Man kann den schwarz-weißen Stil je nach Gusto kalt und martialisch nennen, oder aber auch tough. Im Zentrum steht neben der Spitzenkandidatin jedenfalls die klare Attacke auf die ÖVP. Das ist auch logisch, denn woher sonst will NEOS neue Wähler nehmen?“
 
Wolfgang Rosam, Kommunikations-Experte:
 
Wer’s glaubt. „Die Pinken schreiben, dass sie so anders sind! Wer’s glaubt, wird selig! Sie schreien gegen Parteispenden, aber ohne Haselsteiners Millionen würde es sie gar nicht geben! Mir ist die – sehr sympathische – Meinl-Reisinger zu „goschert“, wie der Wiener sagt.“
 

Die Grünen

 
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© Die Grünen
 
 
Thomas Hofer, Politik-Berater:
 
Trump. „Die Grünen bleiben beim Erfolgskonzept aus dem EU-Wahlkampf: Man kopiert Trump und setzt auf die Botschaft „Make the Greens Great Again“! Das Ganze ist ziemlich retro, aber Erfolg versprechend. Und beim Thema Umwelt ist man am glaubwürdigsten.“
 
Wolfgang Rosam, Kommunikations-Experte:
 
Genial. Der „ Kinder/Enkel“-Claim ist genial und wird voll reingehen! Das ist auch das größte Asset der Grünen und fein, dass ihr Parteichef Werner Kogler das kapiert hat. Das zweite Plakat jedoch – mit der Wirtschaftskompetenz – glaubt ihnen kein Mensch!
 

Wahl-Plakate: Alle kupfern bei Jörg Haider ab

 
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© FPÖ
 
„Einer, der unsere Sprache spricht“ – so war der verstorbene Jörg Haider bereits 1995 in den Wahlkampf gezogen. In der aktuellen Kampagne haben zuerst die Türkisen von Kurz den Slogan abgekupfert. Als die FPÖ das spitzbekam, hat sie den alten Haider-Spruch, der noch von Gernot Rumpold stammen soll, quasi „zurückgefladert“. Und so hängt der alte Jörg-Slogan jetzt bei Kickl und bei Kurz.
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