Flucht nach Brüssel

Kern will Juncker-Nachfolger werden

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Als Spitzenkandidat der EU-Roten hat Kern in jedem Fall 
einen Top-Job in Aussicht. 

Laut und ­vernehmlich hatte SPÖ-Chef Christian Kern bei seinem Statement Dienstagabend angekündigt, für die SPÖ zur Europawahl im kommenden Mai antreten zu wollen.

 

Video zum Thema: Christian Kern: Neuer Spitzenkandidat für EU-Wahl

 

Für Insider steht es allerdings außer Frage, dass Kern in Wahrheit für die SPE, also die Fraktion der europäischen Sozialdemokraten, ins Rennen gehen will. Schon einmal war ihm von Europas Sozialdemokraten die Spitzenkandidatur angeboten worden – damals hatte er abgelehnt.

Jetzt hat er es sich offensichtlich anders überlegt. Sein Plan wäre gewesen, sich heute bei der Sitzung der sozialdemokratischen Fraktion in Salzburg, die traditionell am Rande des EU-Gipfels abgehalten wird, ­inoffiziell zum Kandidaten designieren zu lassen – erst dann wollte er seinen Rücktritt vom SPÖ-Vorsitz ankündigen. Das wurde von den „Parteifreunden“ vereitelt.

Gegen Slowaken. Das Kalkül von Kern war: sich im Dezember bei der nächsten Sitzung in Lissabon von der Fraktion offiziell küren zu lassen und dann als europäischer Top-Roter in die EU-Wahl zu gehen. Die Chancen stehen gut, denn die Sozialdemokraten sind unglücklich mit dem bisher einzigen Bewerber als Frontmann, dem Slowaken Maros Sefcovic.

Gegner Weber. Kern wäre damit der unmittelbare Gegner von Manfred Weber, dem Spitzenkandidaten der Europäischen Volkspartei (EVP), der aus der bayerischen CSU kommt.

Junckers Job. Beiden Kandidaten geht es beim europäischen Urnengang freilich nicht nur um den Wahlsieg. Denn der Chef der siegreichen Partei ist auch der heißeste Kandidat auf den attraktivsten Posten in der EU – den Kommissionspräsidenten, der derzeit – noch – mit dem scheidenden Jean-
Claude Juncker besetzt ist.

Weber ist klarer Favorit auf den Job, auch weil die EVP die klar stimmenstärkste Fraktion im EU-Parlament ist und die Sozialdemokraten wohl wenig Chancen haben, sie zu überholen.

Aber eine prestigeträchtige und gut bezahlte Aufgabe würde schon auf Christian Kern warten. Parlamentspräsident etwa, wie der frühere Top-Sozialdemokrat Martin Schulz, oder ein Posten als Kommissar.

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