Bewährungsjahr

Wer in SPÖ und ÖVP jetzt von Kanzler Kickl träumt

Das Bewährungsjahr für die Dreier–Koalition.

Die Rückkehr Christian Stockers ins Office statt Homeoffice stabilisiert die angeschlagene Dreier-Koalition vorerst, glaubt man zumindest in der ÖVP. Der versuchte Neustart mit Ankündigung neuer Entlastungen wird aber selbst in den eigenen Koalitionskreisen nicht so gewertet. 

Die Troubles der drei Regierungsparteien

Schwarze, Rote und Pinke ziehen gerade in verschiedene Richtungen. Die ÖVP beobachtet mit Argusaugen sämtliche Aktivitäten von Ex-Kanzler Sebastian Kurz. Zudem haben die Landesfürsten der ÖVP wieder einmal ein komplettes Takeover gemacht. Übersetzt: Sie wollen allen demonstrieren, dass sie das Sagen hätten. Nicht der Bund.

Sebastian Kurz Israel
© Dream Group

Rotes Bangen. Und die SPÖ bangt nur noch ihrem Parteitag im März 2026 entgegen. „Babler kümmert sich nur noch ums Fraktionieren“, behaupten einige Rote. Die Frage ist, ob die angekündigten Reformpakete mehr sind als taktische Beruhigungsversuche und ob sie überhaupt noch realistisch sind. Die Dreierkoalition startet aus einem historisch schlechten Vertrauensniveau. ÖVP und SPÖ liegen in Umfragen unter 20 Prozent und kommen gemeinsam auf den Wert der FPÖ (38 %), die NEOS stagnieren. Der Vertrauensverlust in die Regierung sei nach 8 Monaten groß, sagen selbst rote und schwarze Strategen.

Babler
© APA/GEORG HOCHMUTH

Teuerungspolitik, Energiepreise, lange OP-Wartezeiten und reines Sparen erschweren die Lage der Regierung. Stockers Ankündigung mehrerer Pakete soll Handlungsfähigkeit signalisieren. Doch Pakete allein erzeugen keine Glaubwürdigkeit. Entscheidend wäre, dass die Maßnahmen nicht nur schnell, sondern messbar wirken – und das, genau in jenen Bereichen, die für die Bevölkerung am härtesten wirken: Teuerung, Wirtschaft, leistbares Leben und Gesundheitssystem.

SPÖ und ÖVP beschuldigen Neos

Eine Trendwende wäre nur möglich, wenn alle drei Parteien sich tatsächlich auf echte Reformen und Entlastungspakete einigen. „Das wird mit den Neos, die nur weiter sparen wollen, nicht gehen“, behaupten rote und schwarze Regierungsinsider.

Meinl-Reisinger, Babler, Hattmannsdorfer
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Tatsächlich könnte der Druck der Neos, den Föderalismus zurückzudrängen und das Pensionsantrittsalter zu erhöhen, jenen Kräften in ÖVP und SPÖ Munition geben, die ohnehin lieber aus der Koalition aussteigen würden.

„Dann muss Kickl sparen“…

Mit welchem Ziel? „Dann muss Herbert Kickl als Kanzler sparen und wir können uns auf unsere Länder konzentrieren“, meinen Vertreter der zwei Parteien mit Landeshauptleuten.

Das könnte freilich ein gefährlicher Irrglaube sein, wie die Umfragewerte der Blauen in Ländern zeigen, in denen sie regieren. So oder so: 2026 wird über die Koalition und deren potenzielles Aus entscheiden.

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