Alfons Mensdorff-Pouilly wird Geldwäsche vorgeworfen. Ein wichtiger Zeuge sagt bald aus.
Mit einem Paukenschlag endete heute der erste Prozess-Tag im Geldwäsche-Skandal um Alfons Mensdorff-Pouilly. Denn derjenige Zeuge, der bislang als verschollen galt und der dem britischen Serious Fraud Office (SFO) gegenüber ausgepackt und die Ermittlungen gegen BAE Systems ins Rollen gebracht hat, wurde von dem Gericht ausfindig gemacht. Im Jänner soll Mark Cliff per Video-Konferenz befragt werden.
Wann genau diese Befragung stattfinden wird, ist noch offen. Klar dürfte allerdings sein, dass das offiziell bis zum 17. Jänner ausgeschriebene Verfahren länger dauern wird. Das ließ Apostol durchblicken, indem er am Rande der Hauptverhandlung von einem "Beweisverfahren in den nächsten Monaten" sprach. Die Verfügbarkeit von Cliff dürfte vor allem Staatsanwalt Michael Radasztics erfreuen. Cliff hatte gegenüber dem Serious Fraud Office (SFO) - der britischen Anti-Korruptionsbehörde - ausgepackt und die Ermittlungen gegen BAE Systems erst ins Rollen gebracht.
12,6 Millionen Euro
Alfons Mensdorff-Pouilly sollen im Zeitraum 2000 bis 2008 von BAE Systems insgesamt 12,6 Mio. Euro zugeflossen sein. Insgesamt landeten laut Staatsanwalt auf den vier Konten der ihm zugerechneten Gesellschaft Brodmann Business SA 15,1 Mio. Euro, da Mensdorff auch für andere Unternehmen - laut Anklage etwa die Erste Bank - Berater-Tätigkeiten ausübte und auch mit diesen Honoraren die Konten der Brodmann gespeist haben soll.
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Wo die angeblich zum Zwecke der Korruption investierten Gelder gelandet sind und wer damit konkret geschmiert wurde, vermag die Staatsanwaltschaft allerdings nicht zu sagen. Ihr Verbleib "konnte nicht aufgeklärt werden", heißt es dazu im Strafantrag.
Eine wesentliche Rolle bei den inkriminierten Vorgängen spielte laut Anklage die von BAE Systems 1998 auf den British Virgin Islands gegründete Red Diamond Trading Limited, über die der Rüstungskonzern Schmiergeldzahlungen abgewickelt haben soll, die nach außen hin als Honorare für Berater-Leistungen ausgewiesen wurden.
Die brisanten Unterlagen dieser geheimen Gesellschaft, von deren Existenz bei BAE Systems angeblich nur ein ebenso verschworener wie erlesen kleiner Kreis von Entscheidungsträgern wusste, wurden in einer eigens dafür ins Leben gerufenen Tochterfirma aufbewahrt, die im Wesentlichen aus einem Büro in Genf bestand.
VIDEO: Graf Ali vor Gericht - 1. Prozess-Tag:
Briefkastenfirmen
Mittels mehrerer, ebenfalls auf den Virgin Islands etablierter Briefkastenfirmen - die Valurex International SA, die Foxbury International SA und die Prefinor International Inc., die nach der Liquidierung der Foxbury deren Agenden übernahm - ließ BAE Systems dann Millionen verteilen, die zum Teil bei der Brodmann Business SA landeten, als deren wahren Eigentümer die Staatsanwaltschaft Wien Mensdorff-Pouilly ansieht.
Formaler Geschäftsführer dieser Gesellschaft war allerdings Kurt D. (61), der dem Grafen seit gemeinsamen Schultagen freundschaftlich verbunden ist und mit diesem nun die Anklagebank teilt. Er soll die Gelder verschoben und dabei nicht unerhebliches Geschick bewiesen haben.
Eine Schwachstelle der Anklage stellt der Umstand dar, dass als Tatbestandsmerkmal des Delikts Geldwäsche das Vorliegen einer sogenannten Vortat Voraussetzung ist. Staatsanwalt Michael Radasztics unterstellt daher den drei BAE-Managern Hugh Dickenson, Richard Evans und Michael Turner, gemeinsam mit "weiteren Personen des Managements", wie es im Strafantrag wörtlich heißt, eine kriminelle Organisation gebildet zu haben. Mensdorff-Pouilly habe in Kenntnis dieses Umstands wissentlich Vermögensbestandteile dieser Organisation verwaltet bzw. verwertet und damit den Tatbestand gemäß § 165 Strafgesetzbuch (StGB) verwirklicht.
Da die namentlich genannten Manager vom Ankläger als einer Straftat Beschuldigte angeführt werden, könnten sie sich im Zeugenstand einer Aussage entschlagen. Tatsächlich hat sie Richter Stefan Apostol für den 15. Jänner von Amts wegen als Zeugen geladen. Ob die drei aber überhaupt anreisen werden, ist fraglich: BAE Systems dürfte kaum an einer weiteren öffentlichen Erörterung der inkriminierten Vorgänge interessiert sein, zumal der Konzern im Jahr 2010 gegen die Übernahme von Bußzahlungen von umgerechnet 326 Mio. Euro die Einstellung sämtlicher gegen ihn anhängiger Verfahren in Großbritannien und den USA erwirkt hat.
U-Haft in London
Davon profitierte auch Mensdorff-Pouilly, der zu diesem Zeitpunkt in London in U-Haft saß und - nachdem die Ermittlungen in England auch gegen ihn fallen gelassen wurden - im Nachhinein von der britischen Justiz eine Haftentschädigung von 430.000 Euro zugesprochen bekommen hat.
Außerdem sind einige Zeugen, die bei wahrheitsgemäßen Angaben die Darstellung der Wiener Anklagebehörde womöglich stützen könnten, nicht mehr greifbar. Timothy Landon, der Mensdorff seinerzeit bei BAE Systems eingeführt hat und als dessen Mentor galt, ist 2007 an Lungenkrebs gestorben. Josef Bernecker, pensionierter Chef der heimischen Luftwaffe, verschied am Heiligen Abend des Vorjahrs. Er soll im Ruhestand in Mensdorffs Wiener Büro der Valurex International SA über Jahre hinweg inhaltsleere Berichte geliefert haben, mit denen der Graf zum Schein seine Berater-Leistungen legitimierte.
Nächste Seite: Der LIVE-TICKER zum Nachlesen:
© APA, Mensdorff-Pouilly
12:51 Uhr: PAUKENSCHLAG: Mark Cliff wurde aufgefunden, er wird per VIDEOKONFERENZ eventuell im Jänner zugeschaltet! Der Richter beendet mit dieser Ankündigung die Befragung für heute.
Mark Cliff ist jener Zeuge, der dem britischen Serious Fraud Office (SFO) gegenüber ausgepackt und die Ermittlungen gegen BAE Systems ins Rollen gebracht hatte. Mangels Kenntnis seines aktuellen Aufenthaltsorts konnte die Wiener Justiz dem Steuer- und Finanzberater bisher keine Zeugenladung zustellen. Dies hat sich nun offenbar geändert. Er soll im Jänner aussagen.
12:50 Uhr: Gelächter im Saal
Staatsanwalt Michael Radasztics fragt, warum die Abrechnungen über die Valorex stattfinden sollten. Mensdorff wollte das eigentlich nicht, sei dann zu Landon geflogen, der ihm sagte: "Mach wie sie es haben wollen." Warum er selbst das nicht wollte? Wegen seiner Frau - Maria Rauch-Kallat war damals Ministerin. Gelächter im Saal, als der Staatsanwalt klarstellt: "Ich habe persönlich kein Interesse an ihrem Anwesen in Luising."
12:44 Uhr: "Keine Bestechungszahlungen"
Mensdorff hatte mit der obersten Riege von BA in Europa zu tun. "Drittzahlungen in diesem Fall sind also legale Zahlungen?" fragt Apostol. "Bei Drittzahlungen bin ich nie von illegalen Zahlungen ausgegangen." Der Richter liest Mensdorff aus einer Einvernahme vor. Dort warnt er: "Drittzahlungen sind zu gefährlich." Mensdorff sagt, er habe dort "Bestechungen" statt dem Wort "Drittzahlungen" gemeint. Ob er mit der BAE über solche Bestechungszahlungen geredet habe? "Nein." Mensdorff: "Wir haben Bestechungszahlungen gar nicht gebraucht."
12:38 Uhr: "Third Party Payments"
Zahlungen von Drittparteien, "Third Party Payments" - was versteht Mensdorff darunter? Mensdorff erklärt. Ob es ein "Gentleman´s Agreement" zwischen ihm und Timothy Landon gegeben habe? "Nein. Es kam schon ein paar Mal vor, dass für Extra-Geschichten auch etwas an ihn ging. Grundsätzlich hatten wir jeder unsere eigenen Geschäfte und ich wurde von British Aerospace bezahlt."
12:30 Uhr: Floss Geld für Informationen?
Ob er Geld bekommen habe, um an Informationen zu kommen? "Ja, ich habe sicherlich viel Geld dafür ausgegeben im Laufe der Jahre." - "Wir haben Geld ausgegeben etwa jährlich für eine große Schiffstour durch Budapest. Die Leute sind dann zwei Mal in Budapest hin- und hergefahren, dann haben sie ein gutes Büffet bekommen. Da hat man schon gute Informationen bekommen."
12:24 Uhr: Mensdorffs Rat war "mehrere Tausend Euro" wert
Welche Informationen in diesen Gesprächen weitergegeben werden, fragt der Richter. Mensdorff erzählt ein Beispiel aus Ungarn. Wieviel so ein Rat wert gewesen sei? "Herr Rat, er war damals monatlich mehrere Tausend Euro wert." Ob er selbst die Berichte abgefasst habe? "Nein, ich bin hoffnungslos schriftlich. Ich kann quatschen, aber schreiben, dafür habe ich meine Leute." Mensdorff habe die Berichte aber abgezeichnet.
12:20 Uhr: Mensdorff: "Habe bis heute keinen Computer"
Richter Apostol fragt nach "konkreten, geldwerten Leistungen", für die Mensdorff Geld bekam. Graf Ali erzählt, dass er Informationen gesammelt und 1 zu 1 weitergegeben hat. "Sind das Informationen, die man im Internet finden kann?" Die Frage des Richters sorgt für Gelächter. "Nein, nein." Es habe auch nicht viel schriftlich gegeben. Die Leute wollten auch keine Telefonanrufe, weil diese von Geheimdiensten abgehört werden konnten. Es habe auch schriftliche Berichte gegeben. "Aber das war oft nur Blabla. Die wichtigen Entscheidungsträger haben die Informationen immer persönlich haben wollen und bekommen."
Mensdorff weiter: "Herr Rat, ich bin kein Computermensch. Bis heute habe ich keinen Computer." - "Die ECHTEN politischen Informationen - nicht die, die aus den Zeitungen kommen - wollten diese Leute direkt in ihr Ohr und nicht schriftlich haben."
12:12 Uhr: Das war Mensdorffs Tätigkeitsbereich
Warum manche Länder über die MPA Wien und andere über Valorex gelaufen sind? "Herr Rat, das habe ich British Aerospace nie gefragt. Hat mich auch nie interessiert", sagt Mensdorff. "Was ist Ihre Aufgabe als Berater?" - Mensdorff.: "Ich habe nur in den obersten Ebenen - Vorstand und darunter - beraten. Das ist durch stunden- und tagelange Gespräche passiert. Die sind tagelang da gesessen in Wien. In Prag und Budapest hatten sie eigene Büros. Wir haben uns immer getroffen." Weshalb man trotz eigener Büros Mensdorff noch gebraucht habe? "Das machen fast alle so. Es gibt die offenen und die verdeckten Berater." Oft sei Mensdorff anderer Meinung gewesen als die "kleinen Angestellten" vor Ort, über die er auch Auskunft gab.
12:08 Uhr: Mensdorffs Leistungen
"Was war Ihre Leistung für British Aerospace?" fragt der Richter.
Mensdorff-Pouilly: "Der Aufbau der gesamten Ostblock-Geschäfte."
Richter Apostol: "Welche Ausbildung hatten Sie dafür?" Mensdorff-Pouilly: "Na gar keine. Aber ich hatte Verbindungen, auch wegen der Verbindungen aus den ehemaligen Kronländern. Das war sehr wertvoll."
Seit 2007 ist Mensdorff nicht mehr Berater bei BAE. Vertragspartner waren immer die Firmen von Mensdorff.
12:07 Uhr: British Aerospace suchte Kontakt in Österreich
Timothy Landon habe für British Aerospace gearbeitet und sei darauf angesprochen worden, warum man in Österreich nicht zum Zug gekommen sei - trotz überlegener Technik. Man habe immer nur zu hören bekommen, dass Bruno Kreisky gute Kontakte nach Schweden gehabt hatte und deshalb die Draken zum Zug gekommen seien, so Mensdorff weiter.
12:01 Uhr: Es geht weiter um Mensdorffs Jagden
Graf Ali erklärt im Detail, wie er zu dem Schloss in Schottland kam. Wo das Geld dafür gekommen sei? "Von der MPA Budapest." Und woher hatte die es? "Aus verschiedenen Quellen. Das können Sie alles der Buchhaltung entnehmen, die ich schon abgegeben habe." In Schottland mache er das gleiche wie in Luising. Dort sei es aber nicht so einfach. "Ich bin froh, wenn ich eine schwarze Null schreibe." Die Schotten seien anders als die ÖSterreicher.
11:55 Uhr: Firmen buchten Jagden
Der Richter fragt Mensdorff weiter zu seinen Besitzverhältnissen. In Österreich habe er 2 Jagdgatter, er verkauft in Österreich und in Ungarn Jagden. Im Vorjahr waren es 42 Jagdtage. "Laden Sie sie da ein?" fragt der Richter. "Nein, weil da würd ich ja kein Geld verdienen!" Es seien viele große Firmen gekommen, die besondere Gäste einladen würden. Wieviel dabei übrig bleibe, will der Richter wissen. Mensdorff-Pouilly antwortet: "Vor Abschreibungen 50.000-200.000 Euro". Mit diesem Geld und seinen anderen Tätigkeiten habe er auch das Haus abgezahlt. "Die Leute kommen gerne zu mir nach Luising. Da hat in meinem Haus ein jeder sein eigenes Zimmer und Badezimmer. Dafür waren die Leute auch bereit, viel Geld zu bezahlen."
11:51 Uhr: Ali nennt sein Schloss ein Haus
Richter Apostol fragt Mensdorff nach seinem "Schloss" in Luising. Es ist kein Schloss in den Augen von Mensdorff, sondern ein neues Haus, das er Ende der 80er Jahre bis Anfang des neuen Jahrtausends gebaut hat bzw. von seinen Arbeitern bauen ließ. "Am Land ist das so, da hilft man sich gegenseitig." Das Gebäude habe er mit "Geld der Bank" finanziert. Der Generaldirektor seiner Bank habe damals gesagt: "Ali, wir jagen bei Dir, komm, wir arbeiten zusammen." Mensdorff habe die Schulden bereits abbezahlt.
11:46 Uhr: Graf Ali als Schnecken-Züchter
Jetzt spricht Mensdorff zu seiner Straußenzucht im Burgenland. "Die war ein wirtschaftlicher Flop." Man habe die Firma dann in Konkurs gehen lassen. Die Handelsgesellschaft MPA habe er "1985 oder 1986" gegründet. In Paris habe ihm damals jemand gesagt "Ah, wir kriegen keine Schnecken...! Dann bin ich nach Ungarn geflogen, dort wussten sie nicht wohin mit den Schnecken. Ich wusste schon, wohin damit. Ich habe dann etwas aufgeschlagen und das Geschäft ist abgefahren."
11:45 Uhr: "Go to Ali": Mensdorff beschreibt seine Tätigkeit
Er habe dann schnell mit dem Geflügelverkaufen aufgehört, so Mensdorff. Es sei viel Geld gewesen, das er als Berater verdient habe. Dann kamen auch andere Firmen. "Es hieß schnell, wenn man etwas brauchte: Go to Ali", beschreibt Mensdorff.
1985 wechselte Mensdorff von der Firma Draxler zu einer anderen Firma - um internen Eifersüchteleien zu entfliehen. Er habe sich besser "mit dem alten Kommerzialrat Draxler verstanden als sein Sohn". Deshalb habe er sich abwerben lassen. Derzeit sei er "sehr zufrieden als Bauer".
11:40 Uhr: Es geht weiter Mensdorff im Zeugenstand
Er erzählt seinen Lebenslauf. Er habe vor der Gründung der MPA für eine Firma Wild und Geflügel gekauft und verkauft. Der Richter fragt nach, konnte akustisch schlecht verstehen. "Wild - Bum bum bum" erklärt Mensdorff.
Dann erzählt Mensdorff, wie er Timothy Landon kennenlernte, den späteren Ehemann einer seiner Cousinen und als "Weißer Sultan" bekannt gewordene Spion, der im Jahr 2007 gestorben ist. Mit ihm war er mehrere Male im Oman. Er fragte ihn, ob er für ihn "in Österreich nicht ein bisschen etwas machen kann." Es sei für Waffenfirmen "wahnsinnig interessant" gewesen, nach dem Fall des Eisernen Vorhangs jemanden in den COMECON-Staaten sitzen zu haben.
11:18 Uhr: Prozess wird für eine Pause unterbrochen
Verteidiger Schuster kommt jetzt zum Strafantrag. "Ich kenne den Staatsanwalt als guten Juristen. Man kann nicht wegen Bestechung anklagen, deshalb muss der Staatsanwalt eine "Notlösung" formulieren. Jetzt gibt es den Tatbestand der kriminellen Vereinigung. Das ist wie beim Tierschützer-Prozess. "Beim Geldwäsche-Vorwurf gibt es folgendes Problem: Das Gesetz wurde immer wieder novelliert." Schuster ergeht sich wieder in Details des Strafgesetzbuches. "Der Strafantrag, wie er hier formuliert wurde, geht überhaupt ned!" Schuster probiert´s noch einmal mit Humor, diesmal kommt mehr Resonanz aus dem Publikum: „Die meisten Leute stellen sich Geldwäsche ganz einfach vor: Man steckt das Geld in die Waschmaschine und stellt den Schleudergang ein. So einfach ist das aber nicht.“ Mensdorff-Pouilly plädoyiert auf Nicht schuldig. Nach Schuster hält der Verteidiger von Kurt Dalmata sein Plädoyer. Auch Dalmata plädiert für Nicht schuldig.
Jetzt 15 Minuten Pause!
10:51 Uhr: Mr Bean
"Der Richter in England hieß Mr. Bean - das ist aber nur zufällig", versucht Schuster Humor in den Gerichtssaal einzubringen. Es lacht aber niemand.
10:48 Uhr: Verteidiger weiter am Wort
Mensdorffs Verteidiger Schuster führt lang und breit aus, wie der Prozess am Oberlandesgericht verlaufen ist. Nicht nur Graf Ali scheint sich zu langweilen. Während er sich öfter bewegt, sitzt Kurt Dalmata völlig ruhig da, wechselt nur selten die Haltung.
10:41 Uhr: Falle?
Verteidiger Schuster spricht von einer "Falle", die die österreichischen Behörden Mensdorff gestellt hatte, als er zur Einvernahme nach London geladen wurde. Im Verfahren kam es zu einem Vergleich. SFO verpflichtete sich, gegen BAE oder ihre Mitarbeiter keine Bestechungsvorwürfe mehr zu erheben. "Es war wie eine Generalamnestie", so Schuster. Mensdorff sei in diesen Vergleich aber nicht eingebunden gewesen. "Dass sich Mensdorff freigekauft hat, ist absoluter Blödsinn."
10:33 Uhr: Mensdorff schneidet Grimassen
Alfons Mensdorff-Pouilly wirkt ruhig, konzentriert und vielleicht ein wenig gelangweilt. Er streicht sich über den Kopf bei den Ausführungen seines Anwalts, dass in England schon die "Conspiracy of Corruption" strafbar ist - sofern man sie nachweisen kann. Graf Ali gibt kleine aber feine Zeichen an seinen Anwalt, als dieser über die Verhaftung Mensdorffs in England spricht. Es folgen ein paar schwer zu deutende Grimassen, dann richtet Mensdorff den Blick vor sich auf den Boden.
10:29 Uhr: Verteidiger des Waffen-Grafen nun am Wort
Der Staatsanwalt hat einen 3. Anklagepunkt eingebracht, nämlich jenen der Falschaussage. Jetzt ist sein Plädoyer auch schon zu Ende. Der Verteidiger von Alfons Mensdorff-Pouilly, Harald Schuster, ist am Wort. Graf Ali scheint gut gelaunt, als sein Anwalt ins Publikum fragt "Hört man mich", ist ein Lachen von ihm zu sehen. Er hat sich mittlerweile vom Richter weg zum Publikum gedreht, zwirbelt an seinem Schnurrbart herum. Jetzt nimmt er ein Tic-Tac aus der Westentasche, bietet dem Mitangeklagten Dalmata eins an. Dieser lächelt und greift zu, beide lassen die kleine Erfrischung im Mund verschwinden, während Verteidiger Schuster weiterspricht.
10:19 Uhr: Dieser Prozess in Wien gegen Mensdorff laut Staatsanwalt legitim
"Wenn jemand in Europa wegen einer Straftat verfolgt wird und das Verfahren in einer Sache eingestellt wird, dann kann in dieser Sache in keinem anderen europäischen Land ein Prozess gemacht werden", führt der Staatsanwalt aus. Aber: Im Fall von Mensdorff liege dies jedoch nicht vor. "Warum dauert es so lange bis zum Prozess?" - Mehrere Jahre seien aus England keine Unterlagen gekommen wegen des dort gelaufenen Prozesses. "Aus Liechtenstein hat es 2 Jahre und 3 Monate gedauert, bis die Unterlagen kamen. Warum? Weil der Erstangeklagte alle möglichen und unmöglichen Rechtsmittel eingebracht wurden, um das zu verzögern."
Und dann weiter: "Anklage lautet nicht auf Bestechung"
"Ist es hier zu Bestechung gekommen? Dann sage ich als Privatperson: Ja sicher! Als Staatsanwalt kann ich aber nicht nachweisen, wer, wann und wo bestochen wurde. Das gibt das Ermittlungsverfahren aber nicht her." Es gibt keinen Kronzeugen in diesem Fall.
10:14 Uhr: "Am 31.3.2012 hat der Erstangeklagte vor dem Korruptions-Ausschuss gesagt: Die Firma Broadman ist keine meiner Firmen. Das ist so nicht richtig", sagt der Staatsanwalt. Im Juni hat Graf Ali im U-Ausschuss diese Aussage wiederholt. "Wenn eine Falschaussage noch einmal gemacht wird, dann erhöht sich das Strafmaß", erklärt der Staatsanwalt weiter und warnt den Angeklagten
10:07 Uhr: 15,1 Millionen Euro?
Der Staatsanwalt: "Herr Dalmata (Mitangeklagter von Alfons Mensdorff-Pouilly) ist mit einem Geldkoffer zu Herrn Mensdorff gefahren." Insgesamt geht es um 15,1 Millionen Euro, so der Staatsanwalt. Was ist mit dem Geld passiert? "Mensdorff hat uns 3 Projekte genannt, wo es zu Geldflüssen gekommen ist. Zwei Projekte in Dubai und eines in Russland mit einem vermeintlichen Abgeordneten der Duma, Herrn Jestschenko. Wir haben sehr umfangreiche Ermittlungen durchgeführt und haben keine solche Person gefunden." Rechnung Nummer 2 sei gefälscht gewesen und es sei nie Geld geflossen, so der Staatsanwalt. "Der dritte Vorwurf: Geldwäscherei. Alle Voraussetzungen, die im Strafgesetzbuch genannt werden, sind hier gegeben."
© APA, Der Staatsanwalt
09:55 Uhr: Der Staatsanwalt erwähnt zwei Zeugen: Den bereits verstorbenen "Weißen Scheich" Timothy Landon, der ein Vermögen von 500 Mio. Dollar besessen haben soll und Mark Cliff. Die zweite Gesellschaft, die Firma "Foxbury" gründete Cliff im Auftrag von Landon. Mensdorff war Miteigentümer. Die dritte Firma war die bereits bestehende Valorex. "Sie war dafür zuständig, den Wert von gesunkenen Schiffen zu ermitteln - nicht unbedingt eine Gesellschaft, die zur Bezahlung von Rüstungs-Beraterverträgen sein sollte."
09:53 Uhr: Firma auf den Virgin Islands
Der Staatsanwalt erklärt, wie BAE eine Offshore-Firma auf den Virgin Islands gegründet hat, um Zahlungen an Berater vorzunehmen. Er liest aus einem E-Mail vor, welchen Zweck die "Red Diamond"-AG hatte: "Sicherzustellen, dass keine Rückverfolgung möglich wäre".
09:50 Uhr: Plädoyer des Staatsanwalts geht weiter:
"Es bestand bei BAE Systems ein Interesse, Gelder - möglicherweise für Bestechungszwecke - bereitzustellen." - "Die BAE hat ein anderes System für die Geldflüsse verwendet. Die guten alten Beraterverträge. Dieses System hat immer schon bestanden. Ich will nicht sagen, dass das generell negativ wäre."
09:47 Uhr: Der Staatsanwalt hält sein Plädoyer
"I am so pleased that this story will be told - Ich bin so froh, dass diese Geschichte ans Licht kommt", habe ihm ein Kriminalbeamter in England geschrieben, als er diesen wegen Mensdorffs Machenschaften kontaktierte.
© APA, Der Richter
09:46 Uhr: Befragung von Mensdorff vorbei - nun 1. Zeuge des Tages
Jetzt Dr. Kurt Dalmata im Zeugenstand. Nach kurzer Befragung nehmen beide gleich wieder auf der Anklagebank Platz. "Ich darf Sie bitten, der Verhandlung aufmerksam zu folgen - es geht bei Ihnen beiden um ein maximales Strafausmaß von 5 Jahren", so der Richter.
09:33 Uhr: Graf Ali im Zeugenstand: "Bin von Beruf Landwirt"
Mensdorff schaut ins Publikum, Handshake mit dem 2. Angeklagten. Der Richter klärt auf, dass Handys auszuschalten sind. Jetzt geht´s los, Graf Ali in den Zeugenstand.
Mensdorff wie immer sehr fein angezogen im dunkelblauen Anzug mit Weste und roter Krawatte. "Was ist ihr Beruf?" fragt der Richter. "Landwirt" antwortet Graf Ali. "Welches Vermögen haben Sie?" - "Das, was in den Unterlagen steht. Die Aktien hab ich nicht mehr." "Was verdienen Sie im Monat?" - "Gar nichts. Mein Jahreseinkommen ist etwa 35.000 bis 40.000 Euro." Schulden hat Graf Ali "von 100.000 Schilling - entschuldigen Sie, Euro."
09:25 Uhr: In Kürze geht es los.
Das Medieninteresse ist enorm. Fast alle Plätze im Gerichtssaal sind belegt. Der Angeklagte Alfons Mensdorff-Pouilly ist auch schon da.
08:41 Uhr: Offizieller Beginn ist um halb zehn
Die Gerichtsverhandlung startet heute um 9:30 Uhr im Wiener Straflandesgericht. Noch ist es ruhig...doch erwartet wird ein großes Medieninteresse zum Prozessauftakt.
08:30 Uhr: Dem Staatsanwalt fehlen heute Zeugen beim Prozess
Timothy Landon war, der Mensdorff die Tür zum Rüstungsgeschäft öffnete. Der britische Ex-Geheimdienstler war mit Mensdorffs Cousine verheiratet. Ein wichtiger Zeuge – allerdings ist er 2007 verstorben. Ebenfalls für die Staatsanwaltschaft nicht greifbar ist der angebliche Empfänger der 4,6 Millionen, der Österreicher Wolfgang Hamsa. Er machte in Dubai Geschäfte und ist 2007 gestorben.
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