Totaldebakel für die Wiener ÖVP ++ Mahrer-Truppe hat sich mehr als halbiert ++ Ablöse von Mahrer durch Döblings ÖVP-Bezirksvorsteher Daniel Resch im Gespräch.
ÖVP-Spitzenkandidat Karl Mahrer verlor bei der Wienwahl deutlich mehr als die Hälfte aller Stimmen, die Gernot Blümel 2020 noch geholt hatte. Er verlor sein Lachen und stürzte ab auf Platz 5. Zuvor ging er noch mit Hoffnung - und einer Anklage - in die Wahl.
Größtes Minus aller Parteien
Mahrer holte das größte Minus aller Parteien. Dabei setzte er auf die gleichen Themen wie FPÖ-Boss Dominik Nepp. War er der größte Wahlhelfer von Dominik Nepp?
„Die ÖVP hat massiv an Stimmen verloren und das war zu erwarten“, sagte Mahrer nach der Wahlschlappe im ORF. Und etwas unglücklich formuliert: „Das ist zu respektieren.“
Der Respekt blieb ihm von den schwarzen Landesorganisationen verwehrt – sie äußerten sich sehr verhalten.
Mahrer hofft auf Rettung durch Ludwig-Angebot
Mahrer hoffte am Wahlabend noch, dass ihn Bürgermeister Ludwig zu Koalitionsgesprächen einlädt. Allerdings würde Ludwig so den größten Wahlverlierer auswählen. Die Anklage in der Wienwert-Causa hat Mahrer ebenfalls nicht geholfen. Ob er zu Ludwig kommt? Fraglich.
Dass er sich vor Gericht verantworten muss, ist allerdings fix. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Landesorganisationen auf Distanz
ÖVP-Reaktionen: Verhalten reagierten Sonntagabend die ersten ÖVP-Landesparteien auf das Ergebnis der Wien-Wahl. Mit offener Kritik an Spitzenkandidat Karl Mahrer hielt man sich zwar noch zurück.
„Karl Mahrer und sein Team haben unter schwierigen Gesamtumständen einen engagierten Wahlkampf geführt“, bilanzierte Niederösterreichs ÖVP-Landesgeschäftsführer Matthias Zauner. „Niederösterreich wird seine Partnerschaft mit Wien im Sinne einer starken Ostregion auch in Zukunft fortführen.“
„Ein Minus bei einer Wahl ist niemals zufriedenstellend“, erklärte der neue ÖVP-Landeschef im Burgenland, Christoph Zarits. Wer in der ÖVP würde ihm da widersprechen.
"Mittlere Katastrophe"
Die Wiener ÖVP-Nationalratsmandatarin Romana Deckenbacher sprach von einer "mittleren Katastrophe". Aktuell hält die Landes-Volkspartei bei knapp unter zehn Prozent - das war bisher erst einmal, nämlich 2015, der Fall. Von allen Parteien, die es in den Gemeinderat schaffen, belegt man den letzten Platz.
Deckenbacher wollte sich zur Frage, ob es personelle Konsequenzen brauche, nicht äußern. Das müsse die Landespartei entscheiden. Das Ergebnis sei jedenfalls "enttäuschend und traurig", meinte die Abgeordnete. Sie hält daran fest, dass die ÖVP im Wahlkampf auf die richtigen Themen - Bildung, Sicherheit und Leistung - gesetzt habe. Es brauche nun eine genauere Analyse, warum es zu dem Ergebnis gekommen ist.
Rosam will Wechsel an VP-Spitze
Als erster rückte der mächtige VP-nahe Berater und PR-Profi Wolfgang Rosam aus und forderte den Rücktritt von VP-Chef Karl Mahrer. Rosam schrieb auf X: "Das ist eine Schande ersten Grades. Mahrer muss seinen Rücktritt bekannt geben." Rosam forderte einen neuen Chef für die Wiener Volkspartei, wenn eine Chance bestehen solle, dass die Volkspartei es noch auf die Regierungsbank im Wiener Rathaus schaffen solle.
Neuer Chef?
Am Sonntag war zu hören, dass Döblings VP-Chef Daniel Resch neuer Chef der ÖVP in Wien werden könnte.