Direktor einer Ottakringer Brennpunktschule hat weniger Lehrer als vor Corona.
Wien. „Wut-Direktor“ Michael Georgieff von der Brennpunkt-NMS in der Koppstraße in Ottakring empört sich darüber, dass ihm „pro Klasse in der NMS 1,3 Lehrer-Stunden gestrichen wurden“.
Verlorene Generation.„Ausgerechnet in Zeiten von Corona, wo wir viele Schüler monatelang gar nicht, oder nur ein bis zwei Mal gesprochen haben, ist das völlig unverantwortlich. Nach meiner Berechnung fehlen durch die Stundenstreichungen in ganz Wien 200 bis 250 Lehrer in Volksschulen und NMS. Es ist Feuer am Dach, weil wir eine ganze Generation von Kindern verlieren, die aus der Schule herauskommen und direkt beim AMS landen werden.“
An seiner Brennpunktschule sei die Lage schon fatal: „In meiner Schule sind viele Mädchen überlastet, weil sie, statt in die Schule zu gehen, daheim auf kleinere Geschwister aufpassen müssen. Und ich habe das Problem, dass viele Kinder, die ohnehin schon in den Deutsch-Förderklassen saßen, wochenlang nicht in Österreich waren und kein Wort Deutsch sprachen. Die haben alles vergessen.“
Neos-Kritik. In der Coronakrise hätten sich laut Neos-Chef Christoph Wiederkehr die ohnehin schon offensichtlichen Probleme des Wiener Bildungssystems noch verstärkt: „Wenn in Zeiten des Home Schoolings mehr als 3.000 Kinder für die Schulen nicht erreichbar waren, sollte das den Herrn Bürgermeister zum Nachdenken und raschen Handeln animieren. Es ist alarmierend, dass vier von zehn Kindern nicht Sinn erfassend lesen können.“
Bildungsdirektor kontert. „An der Verteilung der Ressourcen wurde nichts geändert – und die Mittel kommen 1:1 in den Schulen und bei den SchülerInnen an“, so Bildungsdirektor Heinrich Himmer in einer Stellungnahme für ÖSTERREICH.
Sehr wohl müsse Wien aber wegen unzureichender Bedeckung durch den Bund Lehrer für Deutschförderklassen aus anderen Bereichen abziehen. Gleiches gelte für die Sonderpädagogik. Trotz dieser Benachteiligung halte man die Qualität.
Josef Galley