Am 1. Mai

Wilde Diskussionen um Null-Lohnrunde

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Der 1. Mai stand heuer ganz im Zeichen einer drohenden Null-Lohnrunde. Die Industrie ist gegen höhere Gehälter, der Bundeskanzler schlägt sich auf die Seite der Arbeitnehmer.

Die Krise beutelt Österreich immer heftiger, das Budgetdefizit schießt in die Höhe, ganze Branchen sind auf Talfahrt, die Arbeitslosigkeit steigt. Die große Frage ist: Wer zahlt für die Krise? Da eine Reichensteuer kaum durchzusetzen ist, müssen andere bluten. Die Gewerkschaften befürchten, dass es die Arbeitnehmer sein werden.

Nicht ohne Grund: In höchsten Wirtschaftskreisen werden Rufe nach einer Null-Lohnrunde lauter:

Der Chef der Industriellenvereinigung (IV), Veit Sorger, hatte die Diskussion angeheizt und als erster Klartext gesprochen: „Wenn es Lohnerhöhungen gibt, dann führt das zu Kündigungen.“

Lohnverzicht
Der Industrielle Mirko Kovats (A-Tec Industries) sagt gegenüber ÖSTERREICH, das Thema heiße nicht Null-Lohnrunde, sondern Lohnsenkung. Wer das nicht diskutieren wolle, nehme Jobabbau in Kauf. Kovats: „Bei 50 % Umsatzrückgang wie in vielen Industriebetrieben ist das Thema nicht Null-Lohnrunde, sondern Lohnsenkung oder Arbeitsplatzverzicht.“ Ironischer Zusatz: „Gewerkschaftsfunktionäre ausgenommen.“

Beim Autozulieferer Magna ist das Thema Lohnverzicht bereits Realität. Dort wurde vom Management – Siegfried Wolf und Frank Stronach – ein freiwilliger befristeter Gehaltsverzicht von 5 bis 20% vorgeschlagen. Schon am ersten Tag unterzeichnete mehr als die Hälfte der Belegschaft.

Auch Milliardär und Red Bull-Boss Dietrich Mateschitz will die Null-Lohnrunde.

Großdemo am 13. Mai
Die Gewerkschaften haben für den 13. Mai zu einer Großdemo gegen eine Null-Lohnrunde aufgerufen. Auch Werner Faymann hielt gestern vor 100.000 Genossen am Wiener Rathausplatz dagegen. Zur Null-Lohnrunde sagte er: „Das lassen wir Sozialdemokraten nicht zu, hier stehen wir mit der Gewerkschaft Seite an Seite."

Vizekanzler Josef Pröll betont, Lohnrunden seien Sache der Sozialpartner, sagt aber auch: „Beide Seiten sind sich bewusst, dass man angesichts der Krise sehr maßvoll vorgehen muss.“

Das richtige Augenmaß fordert auch der Chef des Motorradherstellers KTM, Stefan Pierer. Er ist gegen eine generelle Null-Lohnrunde, glaubt aber, dass in vielen Firmen die Mitarbeiter angesichts der Lage ohnehin „zu vielem bereit sind“.

Nur 1% mehr Lohn?
„Die Löhne werden aus heutiger Sicht nur knapp 1% wachsen“, so IHS-Experte Ulrich Schuh zu ÖSTERREICH. Alles hänge vom weiteren Verlauf der Krise ab.

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