Wrabetz-Interview

"Will TV-Information stärken"

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Im APA-Interview kündigt Neo-ORF-General Wrabetz eine "Zeit im Bild 2" am Wochenende an. Die Rundfunkgebühren sollen nicht steigen.

Die Schwerpunkte seiner Programmreform, das Verhalten der ORF-Information im laufenden Nationalratswahlkampf sowie Vorstellungen über sein Direktoren-Team skizziert der künftige ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz, der sein Amt am 1. Jänner 2007 antritt, im Interview mit der APA.

APA: Sie haben für 2007 die größte Programmreform in der Geschichte des ORF angekündigt. Was werden denn die Österreicher zu sehen bekommen?

Wrabetz: Neu wird es sicher Angebote im Informationsbereich geben. Erstens die Neugestaltung der "Zeit im Bild" in der Zeitzone 19.30 bis 20.15 Uhr. Hier wird es ein vermehrtes Angebot geben, verschiedene Angebote auf ORF 1 und ORF 2, mehr eigenes Angebot auf ORF 1. Zweitens brauchen wir auch einen Ausbau der Information am Wochenende, eine "ZiB 2" auch am Wochenende. Drittens werden wir den ganzen Talk-Bereich neu gestalten. Die Sendung "Offen gesagt" wird neu werden, ich möchte den Bereich Bürgersendungen ausbauen. Ich denke an ein Format ähnlich wie "Volksanwalt". Es gibt ja auch Patientenanwälte und Konsumentenanwälte etc. Im Informationsbereich wird es jedenfalls einen starken Schwerpunkt geben.

APA: Frühstücksfernsehen?

Wrabetz: Nein.

APA: Wo ziehen sie Mittel und Ressourcen ab?

Wrabetz: Am Nachmittag. Hier müssen Dinge überlegt werden.

APA: Werden die Österreicher künftig mehr Rundfunkgebühren zahlen müssen?

Wrabetz: Nein. Es gibt keine Überlegungen in diese Richtung. Eine Erhöhung ist unrealistisch, selbst wenn man wollte. Deshalb werden die Planungen für die jetzt absehbare Zeit ohne Gebührenerhöhung erfolgen.

APA: Soll es eine Änderung des ORF-Gesetzes geben und sollten dabei die Werbebestimmungen gelockert werden?

Wrabetz: Jetzt ist einmal der Nationalrat zu wählen, die Regierung neu zu bestellen und dann wird man mit einer neu gewählten Regierung und den anderen Marktteilnehmern, den Zeitungen, eine Evaluierung des Gesetzes durchführen und schauen, ob es Verbesserungsmöglichkeiten gibt. Aber ich stelle hier keine Forderungen in den Raum.

APA: Ziehen sie auch jenen Teil der Rundfunkgebühr in ihre Überlegungen ein, der derzeit an die Länder geht?

Wrabetz: Das ist eine Idee, die ich schon im Hearing angedeutet habe. Ich möchte eine Initiative bei den Ländern versuchen. 97 Millionen Euro der Rundfunkgebühren gehen ja unter verschiedenen Titeln an die Länder. Es ist eine Illusion, zu glauben, dass sich das kurzfristig ändert, aber ich möchte mit den Ländern reden, ob man nicht einen Teil dieser Mittel für regionale Medienprojekte, Filmprojekte mit ORF-Landesstudios verwenden kann. Damit würde man auch regionale Wertschöpfung schaffen und die Position der Landesstudios stärken.

APA: Bedeutet ihre Wahl eine Wende im ORF?

Wrabetz: Nicht im politischen Sinn. Es ist eine Wende zum besseren - zum noch besseren.

APA: Wie wird sich ORF-Fernsehinformation im Wahlkampf verhalten, teilen Sie die Befürchtungen der Opposition, Chefredakteur Werner Mück könnte die ÖVP bevorzugen?

Wrabetz: Ich gehe davon aus, dass in der Wahlkampfberichterstattung keine Bevorzugungen oder Benachteiligungen einzelner Parteien stattfinden, sondern dass hier gesetzeskonform gehandelt wird. Ich gehe auch davon aus, dass Herr Mück, der ja im Amt ist, hier sein bestes geben wird.

APA: Planen Sie eine Beurlaubung Mücks?

Wrabetz: Nein.

APA: Das BZÖ äußert angeblich erste Wünsche bei der Programmierung der ORF-Sommergespräche. Austria-Fan Peter Westenthaler will offenbar nicht gegen die die Fußball-Champions League auf ORF 1 antreten.

Wrabetz: Das ist ausschließlich Angelegenheit des Informationsdirektors, der nach sachlichen Kriterien zu entscheiden hat. Grundsätzlich versuchen wir immer, die Programmierung Fußball gegen Politik zu vermeiden. Das schadet dem Gesamtmarktanteil, da sich die Zielgruppen zu stark überschneiden. Und wenn die österreichischen Vereine weiterkommen, könnte uns das in diesem Herbst noch ein paar Mal blühen.

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