Das Parlaments-Restaurant verliert sein Zertifikat. Bio- und Nachhaltigkeitskriterien beim Einkauf sollen nicht eingehalten worden sein.
Das Restaurant "Kelsen" im Parlament in Wien hat das Österreichische Umweltzeichen verloren und damit auch die Vorgaben des Hohen Hauses nicht eingehalten, berichtet der "Falter". Rechnungen würden belegen, dass im Großhandel erworbene Produkte nicht den entsprechenden Richtlinien entsprochen hätten. Das Restaurant sprach in einer Stellungnahme von einzelnen Unregelmäßigkeiten, man arbeite an der Rezertifizierung.
So soll mit
- Goldbrassenfilets aus der Türkei,
- Zander aus Kasachstan,
- Garnelen aus Bangladesch,
- Tafelspitz aus den Niederlanden oder
- Frühlingsrollen aus China
gegen die Vorgabe von Regionalität und Bioqualität verstoßen worden sein, behauptet der Falter. Für den mutmaßlichen Richtlinienverstoß droht eine Strafe von 5.000 Euro. "Ob eine bewusste Nichteinhaltung vorliegt, wird geprüft", hieß es aus der Parlamentsdirektion, die sich im Austausch mit dem "Kelsen" und den Verantwortlichen für das Umweltzeichen befindet. Es wird vom Landwirtschaftsministerium vergeben, die Abwicklung läuft über den Verein für Konsumenteninformation.
"Nicht die tägliche Einkaufspraxis"
In einer schriftlichen Stellungnahme des Restaurants hieß es, man nehme die Vorwürfe sehr ernst. Die genannten Fälle beträfen einzelne Produkte, konkret 1,8 Prozent des Wareneinsatzes, und spiegelten nicht die tägliche Einkaufspraxis wider. Maßnahmen zur Korrektur seien bereits umgesetzt worden. Die betroffenen Produkte habe man aus dem Angebot entfernt, strenge interne Beschaffungskontrollen eingeführt, eine Nachhaltigkeitsschulung abgehalten und ein verbindliches Regelwerk erstellt.
Einer neuerlichen Prüfung für die Rezertifizierung des Österreichischen Umweltzeichens blicke man zuversichtlich entgegen, hieß es abschließend. Eine rasche Anhebung des Bioanteils sei ebenfalls angestrebt und befinde sich in Umsetzung.
Schon einmal negativ aufgefallen
Das "Kelsen" war schon einmal negativ aufgefallen. Im Sommer 2023 klagten mehrere Gäste nach dem Verzehr eines Käferbohnengerichts über Magen- und Darmprobleme. Vermutet wurde damals kein Hygieneproblem, sondern ein Fehler bei der Zubereitung von Käferbohnen-Falafel. Die Bohnen enthalten den giftigen Inhaltsstoff Phasin, der ausgekocht werden muss.
Fine Dining war schon sehr früh Geschichte
Das Fine Dining im Parlament war bereits 2023 nach nicht einmal einem Jahr Geschichte. Das für die Gastronomie im Hohen Haus zuständige Unternehmen Kelsen Kulinarik GmbH hat die Einstellung des abendlichen kulinarischen Angebots damals so bestätigt. "Die Nachfrage in Richtung Tagesgeschäft und Veranstaltungen zwingt uns, die vorhandenen Ressourcen noch zielgerichteter einzusetzen. Daher wird das Konzept des Fine Dining aufgegeben."
Kritik an Falter
Thomas Hahn, geschäftsführender Gesellschafter des Kelsen, stellt klar: „Ich schiebe die Schuld nicht auf Lebensmittelhändler und meine Mitarbeiter.“ Er erklärt: „Die Verantwortung liegt bei mir. Wir haben es verabsäumt, das gesamte Team regelmäßig in den Kriterien des Umweltzeichens zu schulen. Das war ein Fehler, den wir bedauern. Wichtig ist, dass wir sofort reagiert haben: Die betroffenen Produkte wurden entfernt, interne Abläufe angepasst und Schulungen umgesetzt. Unser Ziel ist es, die Anforderungen des Umweltzeichens künftig nicht nur einzuhalten, sondern konsequent abzusichern. Nachhaltigkeit ist für uns ein verbindlicher Anspruch und Teil unseres täglichen Handelns.“
Die im Falter-Artikel genannten Zahlungen von 500.000 Euro in den Jahren 2022/23 waren Teil des Gastronomiekonzepts des Parlaments und dienten in der Startphase der Deckung des hohen Personalaufwands – sie waren somit nicht für die Küche und das nachhaltige Speisenangebot gewidmet, sagt Hahn: 'Seither ist das Kelsen wirtschaftlich gänzlich auf sich selbst gestellt. Gegen die Falter-Headline „Geförderter Bio-Schwindel“ verwehren wir uns'.