Kellner sollen eine deutlich höhere Abgabe auf ihr Trinkgeld zahlen, plant die Regierung. Jetzt wehren sich die Wirte im Land.
"Das ist eine Frechheit", sagt Top-Gastronom Luigi Barbaro gegenüber oe24 zur geplanten Trinkgeld-Abgabe für Kellner. "Das Trinkgeld ist jahrhundertelange Tradition und der Ansporn für anstrengende Dienste und Nachtschichten. Das ist ein Geschenk des Gastes und geht den Staat nichts an", sagt der Maestro mit Innenstadt-Lokalen wie Regina Margarita und Trattoria Martinelli.
"Das ist der völlige Wahnsinn"
Einer der bekanntesten Köche und Gastronomen des Landes, Toni Mörwald, sagt im Fellner! Live-Interview auf oe24.TV: "Ich sehe das als problematisch, weil Trinkgeld ja von jedem einzelnen Gast bereits von versteuertem Geld wieder verteilt wird.Und daher glaube ich, es ist der völlige Wahnsinn, hier nochmal Trinkgeld zu versteuern. Ich finde es nicht fair, hier die Mitarbeiter, die gerade in der Gastronomie arbeiten und in den Hotel- und Tourismusbetrieben, nochmals zur Kasse zu bitten."
Star-Koch Max Stiegl sagt gegenüber oe24: "Sepp, wo bist du? Jetzt haben wir einen Wirten als Staatssekretär und dann kommt das?" Der Chef des renommierten Gut Purbach am Neusiedler See sieht schon einen "Kellner-Aufstand" kommen. Man müsse sich nicht wundern, wenn diese bald die Arbeit niederlegten.
Christian Harisch, Star-Gastronom aus Kitzbühel, sagte zu oe24: "Die Trinkgelder dürfen nicht angerührt werden. Die Gastronomie ist durch wahnsinnige Abgaben und Belastungen schwer unter Druck. Viele Betriebe können sich die Öffnung samt Service nicht mehr leisten. Die Mitarbeiter arbeiten dann, wenn andere frei haben, Samstag, Sonntag, Weihnachten usw. Die Tüchtigen und Freundlichen bekommen als Dank ein Trinkgeld."
Staatssekretär wehrt sich
Die Forderung von Star-Koch Max Stiegl scheint auf offene Ohren zu stoßen. Staatssekretär Sepp Schellhorn (Neos) hält in einer Stellungnahme gegenüber oe24 fest, dass das Trinkgeld steuerfrei bleiben muss und dass er sich gegenüber ÖVP und SPÖ für ein abgabenfreies Trinkgeld einsetzt. "Als ehemaliger Arbeitgeber weiß ich, wie wichtig das Trinkgeld für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Gastronomie ist. Es ist eine direkte Wertschätzung der Gäste, ein Geld-Geschenk, das den oft anstrengenden Beruf im Service attraktiver macht. Hier noch einmal Belastungen on top zu packen, ist der falsche Weg. Ich werde mich für eine rasche Lösung einsetzen.“
"Hälfte der Gäste gibt weniger"
Der Gastro-Obmann in der Wirtschaftskammer (WKÖ), Alois Rainer, selbst mit langjähriger Wirte-Erfahrung (Gasthof Hotel Post in Strass im Zillertal) sagte am Donnerstag bei einem Pressegespräch in Wien, dass sich das Trinkgeldverhalten von Kunden über die vergangenen Jahre geändert habe. "Fast die Hälfte der Gäste gibt etwas weniger."
Auch der Branchensprecher fordert, Trinkgeld gänzlich abgabenfrei zu gestalten. Die Sozialpartner haben sich bereits auf Pauschalen geeinigt, die Neos legen sich noch quer. "Wenn schon Pauschalen kommen, sollen diese so niedrig wie möglich sein", forderte Rainer.
Falstaff-Chef Wolfgang Rosam hielt bereits fest: "Ohne Trinkgelder wären viele Gastrobetriebe nicht in der Lage, ihre Personalkosten zu schaffen: Trinkgeld ist existenziell!"