Wissenschaftsressort

Töchterle für Gebühren und Beschränkungen

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Neuer Wissenschaftsminister sieht seinen Wechsel als Wagnis.

An einen nach eigenem Bekunden "zähen Burschen" hat Beatrix Karl (V) Donnerstagmittag ihr Amt an der Spitze des Wissenschaftsministeriums übergeben. Der neue Ressortchef Töchterle spielte auf seine Zähigkeit beim Sport an, diese sei aber auch für sein neues Amt notwendig, wie er vor Journalisten und Beatmen des Hauses betonte. Sein neuer Posten sei ein "Wagnis", so Töchterle bei der Schlüsselübergabe, zu der auch seine Familie nach Wien gekommen war.

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Töchterle für Studiengebühr und Beschränkungen

Als Rektor der Universität Innsbruck hat sich Karlheinz Töchterle klar für Studiengebühren und Zugangsbeschränkungen zu den Unis ausgesprochen. Und auch als neuer Wissenschaftsminister hält Töchterle an diesen Forderungen fest. Zumal es wenig Aussicht auf eine deutliche Budgeterhöhung für die Universitäten gibt, wie der Altphilologe am Donnerstag im Gespräch mit der APA klar machte. (Siehe Seite 2)

Sportschuhe und Wanderpokal als Antrittsgeschenk
Karl überreichte Töchterle "für das glatte Wiener Parkett" Sportschuhe und einen "Wanderpokal": Jene Landkarte über die österreichische Hochschullandschaft, die sie bei ihrem Amtsantritt Anfang 2010 selbst von ihrem Amtsvorgänger Johannes Hahn bekommen hatte. Für Töchterle zeigt diese Karte die Vielfalt des Hochschulsystems, die eine der Stärken Österreichs sei. Seine Aufgabe sieht er darin, "die Landschaft vielfältig zu erhalten und synergetisch zu gestalten".

Karl sah ihren Abschied "mit einem lachenden und einem weinenden Auge". Es sei traurig das Ressort nach so kurzer Zeit - sie war nur rund eineinhalb Jahre an der Spitze des Wissenschaftsministeriums - schon wieder zu verlassen, "ich hätte noch viel vorgehabt". Froh stimme sie dagegen der Wechsel in den "spannenden und herausfordernden Justizbereich", dem sie mit "großen Respekt und Ehrfurcht" begegne.

Interview mit Minister Töchterle auf Seite 2 >>

Minister Töchterle im APA-Interview

APA: Sie haben im Vorjahr die Universitätslandschaft als "Trümmerfeld" bezeichnet. Sind Sie nun der Trümmermann, der an den Wiederaufbau geht?

Töchterle: Man muss diesen Sager in seinem Kontext sehen. Das war im Zuge der "uni brennt"-Bewegung, wo mir klar geworden ist, dass einiger Diskussions- und Reformbedarf herrscht, wie Universität künftig sein soll. Das Bild war vielleicht sehr stark gewählt und ich wusste damals noch nicht, dass ich damit einmal konfrontiert würde.

APA: Hat man Ihnen die von den Rektoren geforderten zusätzlichen 300 Mio. Euro im Jahr für die Unis versprochen, damit Sie diesen Job übernehmen und Ihre Glaubwürdigkeit bewahren können?

Töchterle: Das hat man mir nicht versprechen können, und auf den Finanzrahmen kann ich nicht mehr Einfluss nehmen. (Vizekanzler Anm.) Michael Spindelegger hat mir aber zugesagt, dass ich bei den Budgetverhandlungen im Herbst meine Wünsche deponieren kann und man damit im Rahmen des Möglichen umgehen wird.

APA: Aber Sie wissen um die dramatische Situation der Universitäten....

Töchterle: Natürlich, und ich werde mich bemühen, das beste herauszuholen. Man wird sehen, wie viel es ist. Klar ist, dass es schwierig sein wird auf die 300 Mio. Euro zu kommen, bei den derzeitigen beengten Mitteln.

APA: Können Sie sich andere Möglichkeiten vorstellen als zusätzliches Geld in das Uni-System zu pumpen? Ihre Vorgängerin hat etwa überlegt, Universitäten zuzusperren.

Töchterle: Ich bin alles andere als ein Zusperrer. Meines Erachtens wäre es die Kunst - wenn man schon vom Sparen redet - Synergien zu suchen, wo immer es geht. Ich habe dafür mit der Einrichtung der Tiroler Hochschulkonferenz schon einen Weg gewiesen.

APA: Sie haben sich in den vergangenen Jahren als Rektor sicher immer wieder gedacht, der Wissenschaftsminister bzw. die Ministerin müsste dies oder das machen. Was davon werden Sie nun als erstes umsetzen, wo liegen Ihre Prioritäten?

Töchterle: Ich habe die Wissenschaftspolitik aus nächster Nähe erlebt, weiß was am Programm steht und werde versuchen, diese Dinge, die mir Frau Karl (Ex-Wissenschaftsministerin Beatrix Karl, Anm.) vererbt hat, weiterzutreiben. Das sind der Hochschulplan, also Abstimmung der Standorte, Finanzierung, Studienplatzfinanzierung, usw..

APA: Es heißt immer, der Standort bestimmt den Standpunkt. Sie haben sich in den vergangenen Jahren für Studiengebühren und Zugangsbeschränkungen ausgesprochen. Sind Sie auch als Minister dafür?

Töchterle: Mein Standpunkt bleibt bestehen. Bei der Ablehnung gibt es ein sehr wichtiges und richtiges Motiv: möglichst vielen Menschen eine möglichst gute Bildung zu geben, und die Sorge, dass man das mit Studiengebühren verhindert. Ich bin nur deshalb für Studiengebühren, weil ich diese Sorge nicht teile. Wenn man mir plausibel machen kann, dass die Sorge zurecht besteht, verlasse ich meine Position. Ich werde aber meinerseits versuchen, meinen Gesprächspartnern diese Sorge zu nehmen und habe dafür gute Argumente.

 APA: Mit welchen Argumenten wollen sie hier den Koalitionspartner SPÖ überzeugen?

Töchterle: Ich habe die Hoffnung, dass es geht und wünsche mir auch, dass das in Form eines gewissen Stilwechsels geht und man sich nicht gegenseitig blockiert. Deshalb bemühe ich mich auch, meine Position als eine offene darzustellen, als eine die auch veränderbar ist. Das ist das Wesen eines Wissenschafters, dass er offen ist, für Gegenargumente.
 

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