Ein Kommentar aus den USA von ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner.
Der „Super Tuesday“ hat die Vorentscheidung im amerikanischen Präsidentschaftsrennen gebracht, aber ganz anders als von allen erwartet.
Joe Biden, der 77-jährige Vizepräsident unter Obama, der nach den ersten Vorwahlen bereits als „erledigt“ galt und vor der Aufgabe stand, hat das vielleicht größte Comeback der US-Politik gefeiert.
Die „linke Revolution“ von Bernie Sanders, der Trump mit einer sozialistischen „Bewegung“ schlagen wollte, scheint damit gestoppt. Jetzt wirkt er im Duell gegen Biden plötzlich chancenlos.
Der Grund dafür: Drei der sechs verbliebenen Kandidaten haben aufgegeben und sich alle für Biden ausgesprochen. Und sogar Bidens härtester Gegner, der Verleger und Multimilliardär Bloomberg hat gestern aufgegeben und sich hinter Biden gestellt.
Biden, der bisher nur lächerliche zwei Millionen für Werbung ausgegeben hat, gilt nun als klarer Favorit für die Kandidatur gegen Donald Trump.
Damit wird die US-Präsidentenwahl im November ein echter Thriller, ein Kampf der politischen Schwergewichte und ein Hassduell, wie es Amerika wohl noch nie erlebt hat.
Trump sollte bekanntlich über die „Biden-Affäre“ stürzen, weil er Militärhilfe für die Ukraine von Ermittlungen gegen Biden abhängig gemacht hat. Das „Impeachment“ der Demokraten scheiterte – seither hasst Trump Biden bis aufs Blut.
Joe Biden ist das politische Gegenmodell zu Trump. Er ist eher verbindlich statt aggressiv, politisch erfahren statt impulsiv, sympathisch statt polternd – vom Typ her ein „lieber Opa“, mit seinen 77 Jahren schon einmal ein wenig senil. Aber im Gegensatz zum fast gleich alten Trump ist er kein „Psycho“ und kein polarisierender Typ, sondern ein Politiker der linken Mitte.
Im Rennen um die Präsidentschaft liegen Biden und Trump derzeit gleichauf. Der Triumph bei den Vorwahlen wird Biden zum Medienstar und Favoriten für das Weiße Haus machen – aber niemand sollte Trump unterschätzen …
