Wolfgang Fellner:

Das sagt Österreich

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Missverstanden: Großer tritt von EU-Bühne ab

Engagiert. Er war der letzte Große der alten österreichisch-ungarischen Monarchie. Eigentlich sollte er als Otto I. Kaiser werden, doch die politische Entwicklung machte ihn zu einer der unglücklichsten Figuren unserer Geschichte. Er war zeitweise verhasst, fast immer missverstanden, nie wirklich gewürdigt. Seine Fans waren Rechtsaußen oder Skurrilos. In der österreichischen Politik spielte er nie wirklich eine wichtige Rolle. Bei aller Kritik an seiner zeitweise seltsamen Rechtsaußen-Politik hat sich Otto von Habsburg zu seinem Tod doch die Anerkennung verdient: Er war ein Visionär.

Sein Kampf.
Zuerst kämpfte er ­engagiert gegen Hitler.
Dann engagierte er sich wie kaum ein anderer frühzeitig für ein gemeinsames Europa, als das noch als „Spinnerei“ galt.
Und schließlich initiierte er mit einem zunächst absurd wirkenden „Picknick“ den Fall des Eisernen Vorhangs und die offenen Grenzen, die heute Europa prägen.
Otto von Habsburg war einer der ersten großen Europäer. Er gehört zu jenen Visionären, denen wir die heutige EU verdanken. Seine Vision war ein Europa ohne Grenzen, eine EU, die auch Oststaaten integriert – ein modernes demokratisches europäisches „Reich“, wie es seine Ahnen nie geschafft haben.

Seine Vision. Dieser Traum von Otto Habsburg ist – mit allen Problemen der heutigen EU – vor seinem Tod in Erfüllung gegangen. Auch die Versöhnung mit Österreich ist gelungen. Jahrelang musste Habsburg im Exil leben. Kreisky hob die Verbotsgesetze auf, doch erst die jetzige Regierung beschloss vor einigen Wochen jenes Gesetz, wonach die Habsburger in Österreich auch wieder für politische Ämter kandidieren dürfen.
Das freilich ist nun Theorie.
Ein pompöses Begräbnis scheint nun übertrieben – aber Wertschätzung für seinen Einsatz für Europa hat sich Otto von Habsburg aus allen politischen Lagern verdient. Er war ein missverstandener Großer, dem wir unser heutiges Europa mit verdanken.

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