Wolfgang Fellner

Das sagt Österreich

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Wir wurden viel zu lange belogen …

Die Politiker haben uns ein Jahr lang belogen – zumindest das steht nach dem Euro-Gipfel von gestern Nacht fest. Was wurde uns nicht alles an Märchen erzählt: 20 % Schuldenerlass für die Griechen reichen völlig – ätsch, wir brauchen 50 oder 60 %. Hilfe für die Griechen gibt es nur, wenn alle Sparziele erreicht sind – schmecks, die nächsten 8 Milliarden sind schon unterwegs. Und schließlich: Mit 440 Milliarden Rettungsschirm ist Europa auf ewige Zeiten sicher – seit gestern wissen wir: Es braucht 1.000 Milliarden. Und selbst da zittern wir kräftig weiter.

Warum hat man Schuldenschnitt und EFSF nicht gleich gemacht?


Den EU-Staatschefs steht das Wasser bis zum Hals. Die Schuldenkrise des Euro ist so eskaliert, dass wir Stimmvieh endlich reinen Wein eingeschenkt bekommen.

Alles, was jetzt gesagt wird, ist richtig: Natürlich brauchen die Griechen den 50-%-Schuldenschnitt, weil sie sonst nicht einen Cent in den Aufschwung investieren können. Wahnwitzigerweise braucht die EU bereits 1.000 Milliarden als Schutzschirm, weil nur so die offenbar unabwendbare Pleite von Italien abgefangen werden kann. Und natürlich brauchen die Banken viel mehr Kapital, weil sie sonst reihenweise krachen.

Alle Lösungs-Modelle sind richtig, aber wer setzt sie endlich um?

All das hätte man uns ehrlicherweise auch schon vor einem Jahr sagen (und beschließen) können. Die Polit-Leuchten Merkel, Sarkozy und Barroso hätten uns viel Geld, viele Börsen-Abstürze und vermutlich das Minus beim Wachstum erspart.
Aber besser jetzt die Wahrheit als ein Schrecken ohne Ende. Die gestern vom EU-Gipfel beschlossenen Maßnahmen sind richtig: Der Schuldenschnitt für die Griechen würde die Märkte ebenso beruhigen wie der vergrößerte Rettungsschirm.

Das Zaudern der Politik hat uns viel Geld gekostet – wenn weiter gezaudert und gepokert wird, geht es direkt in den Abgrund. Merkel & Co. haben nur mehr wenig Zeit für die endgültige Durchsetzung der richtig angesagten Lösungen.

 

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