Ein Kommentar von ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner.
Der alte Spruch „Hast du einen arbeitslosen Opa – dann schick ihn nach Europa“ erhält dieser Tage neue Aktualität.
Die SPÖ ist am konsequent beschrittenen Weg zur Selbstzerstörung auf die grandiose Idee gekommen, ausgerechnet Andreas Schieder als Spitzenkandidat für die EU-Wahl zu nominieren. Darauf muss man erst kommen ...
Andreas Schieder ist nämlich derzeit in Österreich unbestritten der Politiker mit dem krassesten „Verlierer-Image“. Er wurde nicht nur im Wien-Duell mit Michael Ludwig von den Genossen brutal abgewählt – mehr noch: Die eigene Parteichefin hat ihn als Klubobmann vor wenigen Tagen ins Ausgedinge geschickt. Zu allem Überfluss ist Schieder über Lebensgefährtin Sonja Wehsely – wenn auch ungerecht – mit dem Skandal um das Krankenhaus Nord verbunden. Einen idealeren Kandidaten für die wichtigste Wahl, die die SPÖ zu schlagen hat, muss man erst finden.
Die neue SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner, die in den Umfragen gerade einen respektablen Start hinlegt, dürfte sich mit der Schieder-Berufung ein gewaltiges Eigentor geschossen haben.
Es wäre ein Wunder, wenn Schieder die EU-Wahl gewinnt – es droht ihm sogar der Absturz auf Platz 3. Dann würde Rendi mit ihrem „EU-Verlierer“ wohl gleich mitstürzen – und die SPÖ könnte dann (kabarettreif) ihren vierten Vorsitzenden in drei Jahren wählen.
Der große Gewinner der Schieder-Kür ist ohne Zweifel der FPÖ-Kandidat Harald Vilimsky. Wenn die SPÖ bei der Mobilisierung ihrer Wähler für Schieder versagt (was zu erwarten ist), hat Vilimsky beste Chancen auf Platz 1. Das wäre dann die Sensation der EU-Wahl – und würde zeigen, wie sehr sich die SPÖ in Wahrheit durch ihre Kern-Demontage selbst zerstört hat.