Ein Kommentar von ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner
Der Besuch unseres Junior-Kanzlers Sebastian Kurz in Berlin und das unglaubliche Presse-Echo haben gezeigt: Unsere deutschen Nachbarn beneiden uns Österreicher erstmals um unsere Regierung.
Bei aller Skepsis, die die meisten deutschen Journalisten gegenüber der ihrer Meinung nach „rechtsnationalen“ FPÖ haben, ist doch unbestritten: Im Tempo, im Umgang, vor allem aber in den Inhalten und Reformvorhaben ist unsere Kurz-Strache-Koalition der nach wie vor nicht startklaren deutschen „GroKo“ deutlich überlegen.
Erstmals haben wir „Ösis“ unseren lieben „Piefkes“ gezeigt, wie man eine Regierung in knapp 60 Tagen zügig und vor allem effizient verhandelt. Die Deutschen stümpern seit 120 Tagen herum, die SPD zerfleischt sich; die einst so strahlende Kanzlerin ist ramponiert; das Image der neuen deutschen Regierung ist ruiniert, bevor sie startet.
Im Gegensatz zur deutschen „GroKo“, die pokert, täuscht, blockiert, haben wir eine Regierung, die – egal ob man’s ihr glaubt oder nicht – das Miteinander predigt und auch lebt. Das führt bei uns Ösi-Zwergen zu einer ganz anderen Stimmung als bei den gelähmten deutschen Riesen. Erstmals ziehen wir den Deutschen im Wirtschaftswachstum davon. In Österreich regiert wieder der Optimismus (60 % zufrieden), während sich beim Nachbarn (nur 32 % zufrieden) Pessimismus breitmacht.
Das Wichtigste aber: Während im ersten Entwurf für das deutsche Regierungsprogramm der Stillstand regiert – und die „Große Koalition“ keine großen Würfe schafft –, merkt man im Ösi-Programm die Aufbruchstimmung, die Dynamik für Reformen (für wie richtig man sie auch halten will).
Kein Wunder, dass die Deutschen unseren „Basti“ als „Wonder Boy“ feiern. Es sieht fast so aus, als würden wir – trotz der Imagebelastung durch die angebliche „Nazi“-FPÖ – zu einem Vorbild in Europa werden: jung, sympathisch, reformfreudig, modern.
Der „Wonder Boy“ ist offenbar dabei, ein kleines Wunder zu vollbringen: Wir zählen wieder was in der EU und im Ausland. Wir sind – fast schon – ein bisschen Vorbild. Und das tut unserer geschundenen rot-weiß-roten Seele wirklich gut …