Ein Kommentar von ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner.
In der neuen ÖSTERREICH-Umfrage kassiert die neue SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner zum zweiten Mal in Folge ein Minus – noch schlimmer: sie läuft Gefahr, von der FPÖ auf Platz 3 verdrängt zu werden.
Die Umfrage ist unfair, wenn man Rendis Persönlichkeit bewertet. Sie tut der Politik gut – endlich eine Frau, die keine Berufspolitikerin ist und die Politik unaufgeregt, sympathisch, aber auch sehr engagiert betreibt.
Die Umfrage ist freilich logisch, wenn man Rendis Performance bewertet: Sie ist weitgehend unsichtbar, viel zu wenig präsent und politisch völlig bedeutungslos – wirksame Opposition schaut anders aus.
Die sympathische Pamela wird Gas geben müssen, wenn sie für die SPÖ Erfolge einfahren will – und die sind dringend nötig:
In zwei Monaten steigt schon die EU-Wahl. Für die SPÖ ist hier laut Umfragen noch alles drin: Sie kann diese Wahl gewinnen, was wohl ein politisches Kurz
Strache-Erdbeben zu Folge hätte. Sie kann aber genauso gut Dritte werden, was der nächste Schritt zur roten Selbstzerstörung und wohl auch schon der Anfang von Rendis Ende wäre.
Wenn die SPÖ und Rendi nicht bald aufwachen und engagiert wahlkämpfen (sprich: ihre Basis mobilisieren), deutet mehr auf Platz 3 als auf Platz 1 hin.
Das wäre für die SPÖ auch deshalb dramatisch, weil schon ein Jahr nach der EU-Wahl die Wien-Wahl ansteht – und da geht’s für die Roten um alles. Die rot-grüne Mehrheit ist nach allen Umfragen verloren. Türkis-Blau ist angetreten, um den roten Bürgermeister zu stürzen – und der wackelt mittlerweile gewaltig.
Wenn die SPÖ nach der EU-Wahl in die Krise stürzt, dann stürzt Michael Ludwig gleich mit. Rendi-Wagner muss also dringend in den politischen Ring steigen. Nur sie kann diese EU-Wahl gegen die Polit-Machos Kurz und Strache
Vilimsky gewinnen – mit ihrer Frauenpower, ihrer Persönlichkeit, ihrer Menschlichkeit. Wenn sie die EU-Wahl verliert, werden Ludwig, Doskozil und Co. dafür sorgen, dass ihre Ära schon nach weniger als einem Jahr zu Ende geht …