Meisterschaft, Cup und jetzt auch Champions League: Unter Jung-Trainer Guardiola ist Barcelona nicht zu stoppen.
Der FC Barcelona hat sich am Mittwochabend mit dem 2:0-Finalsieg in der Champions League gegen Manchester United einen Eintrag in die spanischen Geschichtsbücher gesichert. Zum ersten Mal ist es einem Fußball-Club aus dem Europameister-Land gelungen, nach dem nationalen Double auch die "Königsklasse" zu gewinnen. "Wir sind nicht das beste Team der Geschichte, aber wir haben die beste Saison der Geschichte gespielt", sagte Josep Guardiola, der die Katalanen gleich in seiner ersten Trainersaison zum "Triple" geführt hat.
Drittjüngster Trainer
Der Erfolg der Katalanen und damit die
gleichzeitige Entthronung des Titelverteidigers war völlig verdient,
immerhin konnte Manchester den Spaniern nur in den ersten zehn Minuten
wirklich Paroli bieten. "Wir sind sehr schlecht gestartet, aber das Tor hat
uns die nötige Ruhe gebracht. Danach haben wir ein gutes Spiel gemacht, wir
sind sehr glücklich", resümierte Guardiola. Der 38-Jährige avancierte zum
drittjüngsten Trainer in der 54-jährigen Geschichte des Bewerbs (inklusive
Meistercup), der die Champions League gewann. Dem Ex-Barcelona Spieler
gelang es zudem auch erst als drittem nach seiner Tätigkeit als Spieler
(1992) mit demselben Club auch als Trainer in der "Königsklasse" zu
triumphieren.
"Waren nie feige"
"Wenn du den Ball nimmst, attackierst
und etwas wagst, hast du mehr Chancen zu gewinnen. Wir waren im Spiel nie
feige, es ist nichts gefährlicher, als kein Risiko einzugehen", verriet
Guardiola seine Spiel-Philosophie. Mit dem Mittelfeld-Duo Iniesta/Xavi sowie
dem Traumsturm Messi/Eto'o/Henry hat der Coach natürlich auch das derzeit
wohl beste vorhandene Spielermaterial dafür zur Verfügung. Der dritte Erfolg
nach 1992 und 2006 sei der Lohn für die vielen, vielen harten
Trainingsstunden während der Saison.
Präsident lobt sein Team
Die Leistungen des Erfolgscoaches
wurden auch von Barcelona-Präsident Joan Laporta in den Mittelpunkt gerückt.
"Pep hat in dem einen Jahr ein geniales Team geformt. Der Spielstil hat
Wurzeln in der Philosophie von Johan Cruyff, aber genauso hat er etwas Neues
geschaffen", sagte der Vereinsboss. Man könne nun mit großer Freude und
Stolz verkünden, bei der Verpflichtung des unerfahrenen Trainers als
Nachfolger des Niederländers Frank Rijkaard im vergangenen Juni die richtige
Entscheidung getroffen zu haben. "Wir haben einen Trainer, der das Team
majestätisch managt, mit großer Qualität und viel Talent. Es liegt noch ein
langer Weg vor uns", fügte Laporta hinzu.
Messi euphorisch
Nach der Übernahme des Siegerpokals von Kapitän
Carles Puyol feierten die Spanier ausgelassen die Wachablöse im europäischen
Clubfußball. "Das ist der wichtigste Sieg meines Lebens", meinte der
2:0-Torschütze Lionel Messi. Und Andres Iniesta betonte: "Das ist die
Kirsche auf der Torte nach einer außergewöhnlichen Saison." Dessen
Mittelfeldkollege Xavi, der die Vorarbeit zum 2:0 von Messi leistete, wurde
übrigens zum Mann des Abends gewählt.
Im Gegensatz zum laufenden Spieljahr kämpfen nun in der kommenden Saison die Katalanen gegen den Fluch des Titelverteidigers. "Diese Barca-Mannschaft entzückt jeden, der sie sieht. Aber nächstes Jahr startet wieder jeder bei Null und der gesamte Mechanismus beginnt von vorne. Es wird ein schwieriges Jahr", meinte Barcelona-Legende Johan Cruyff.
ManU enttäuschend
Englands zuletzt in der Champions League
in 25 Partien ungeschlagener Serienmeister enttäuschte diesmal bis in den
Anfangsminuten auf allen Linien. Nach dem schnellen Gegentreffer (Eto'o,
10.) war die Elf von Chefcoach Alex Ferguson völlig verunsichert. Auch nach
der Pause vermochten die Engländer trotz forcierter Offensive gegen einen
gut kombinierenden und überlegenen Gegner nicht wirklich gefährlich zu
werden. "Das erste Tor war tödlich für uns. Unsere Abwehrleistung war
schlecht, unser Auftritt enttäuschend. Das bessere Team hat gewonnen",
musste sich Alex Ferguson eingestehen.
Abwehrpatzer
Ausgerechnet im wichtigsten Spiel des Jahres hatte
sich ManUnited, das zuvor auf dem Weg ins Finale nur sechs Gegentreffer
hinnehmen musste, zwei Patzer geleistet. Und das obwohl eigentlich die
Barca-Abwehr nach den Ausfällen von Marquez, Abidal, Alves und Milito als
anfällig gegolten hatte. Beim 0:1 ließ die Hintermannschaft Eto'o passieren
und machte Goalie Van der Sar das kurze Eck nicht zu, nach dem Seitenwechsel
kam der kleine Messi nach einem Stellungsfehler von Ferdinand zum
entscheidenden Kopfball. "Bestimmte Momente entscheiden solche Partien, sie
haben sich den Titel verdient", erklärte Rio Ferdinand.
Auch für Van der Sar war es ein bitterer Moment, hatte er doch auch schon 1996 im Stadio Olimpico ein Champions-League-Finale (mit Ajax Amsterdam gegen Juventus Turin) verloren. "Es ist wahr, Rom bringt mir kein Glück. Wir haben nicht auf unserem Level gespielt", sagte der Niederländer. Und der vollkommen blass gebliebene Wayne Rooney fügte noch hinzu. "Es tut sehr weh, aber wir müssen das hinter uns lassen und uns auf die nächsten Aufgaben konzentrieren."
Die "Red Devils", bei denen der Südkoreaner Park als erster asiatischer Spieler ein Champions-League-Finale absolvierte, können sich aber immerhin mit dem Gewinn des Meistertitels, Liga-Cups und der Club-WM trösten.