Vor dem Start in die neue Frauen-Bundesliga-Saison mit dem Heimspiel gegen die Vienna (Sa., 19.30 Uhr) sprach spusu SKN-St. Pölten-Rush-Präsidentin Andrea Pichler über ihre ambitionierten Saison-Ziele.
oe24: Frau Pichler, Sie sind seit April Präsidentin des spusu SKN St. Pölten Rush. Wie haben Sie die ersten Monate in dieser Position erlebt?
ANDREA PICHLER: Wer mich kennt, weiß, wenn ich mich für etwas engagiere, dann tue ich das mit aller Hingabe und Leidenschaft. Halbe Sachen gibt es bei mir nicht. Blickt man auf die letzten vier Monate zurück, so kann man sagen, dass wir einen Turbo gezündet haben – eine Steigerung von null auf 125 % quasi. In großen Schritten brechen wir zu neuen Ufern auf und bestreiten jetzt den Weg hin zum absoluten Profibetrieb.
oe24: Was sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen als Präsidentin des erfolgreichsten Frauenfußballvereins in Österreich?
PICHLER: Die größten Herausforderungen sind mit Sicherheit organisatorischer Natur. Wir mussten innerhalb von nur 4 Monaten den bisherigen Betrieb des Bundesliga-Teams auf einem kleinen Nebenplatz in St. Pölten zu einem vollumfänglichen und professionellen
Stadionbetrieb umbauen. Da ging es plötzlich um ganz andere Dimensionen. Verhandlungen mit dem Eigentümer des Stadions, dem Land Niederösterreich, Caterer im VIP, Caterer auf den Tribünen, neues Ticketing System, neuer Sponsor Rush mit Ausrüster Capelli und viele neue Kooperationen und Partnerschaften standen auf der Tagesordnung. Hinzu kamen die Gründung der spusu SKN GmbH und ein eigener Bürobetrieb im Stadion. Das alles ist nur ein kleiner Auszug einer enorm umfangreichen Agenda. Ich sah mich mit riesigen Herausforderungen konfrontiert, die ich anfangs tatsächlich stark unterschätzt hatte.
oe24: Wie hat sich die Mannschaft seit Ihrer Amtsübernahme als Präsidentin entwickelt, und welche Veränderungen haben Sie eingeführt?
PICHLER: Wir sind zum neunten Mal Meister, haben den zehnten Cupsieg errungen und die Gruppenphase in der Champions League erreicht. Sportlich also ein stetiger Höhenflug. Auch abseits davon sind wir am Weg nach oben. Zunächst ist mit Sicherheit unsere Partnerschaft mit dem weltweit größten Jugendfußballklub Rush Soccer zu erwähnen. Wir sind das erste Frauenteam in ihrem Portfolio. Durch Trainings, Testspiele und Coachingveranstaltungen sollen sich unsere Spielerinnen und Trainerinnen mit den anderen Vereinen austauschen und weiterentwickeln. Auch unseren neuen Ausrüster „Capelli“ haben sie mitgebracht. Außerdem haben wir mit der NV Arena endlich eine offizielle Heimstätte und werden den Männern gleichgestellt. Wir bestreiten von nun an nicht nur all unsere Heimspiele im Stadion, sondern verfügen auch über deutlich bessere Infrastruktur und haben alles unter einem Dach vereint. Unsere Spielerinnen, das Betreuerteam und alle, die hinter den Kulissen tolle Arbeit leisten, haben jetzt endlich jenes fußballerische Zuhause bekommen, das sie verdient haben.
oe24: Welche Initiativen gibt es, um mehr Mädchen und junge Frauen für den Fußball zu begeistern?
PICHLER: Zum einen haben wir heuer neben dem Bundesliga-Team, der Future League und der U19 auch eine U15 Mannschaft. Außerdem sind wir Teil eines regionalen Projektes in St. Pölten, bei dem junge Mädchen aus der Umgebung einmal pro Woche eine zusätzliche Trainingseinheit mit ausgewählten Top-Trainerinnen absolvieren. Der größte Schritt in Richtung professioneller Frauenfußball ist uns aber – wie bereits erwähnt - sicherlich mit der Eroberung der NV Arena, dem größten Stadion in Niederösterreich, gelungen. Unsere Heimspiele erreichen dadurch neue Dimensionen und wir können den Zuschauern eine ganz andere Atmosphäre bieten. Große Tribünen und ein hervorragender VIP-Bereich, der bei unserem ersten Heimspiel am Samstag mit weit über 300 Besuchern bereits gut ausgelastet ist – sprechen für sich.
oe24: Sie erwähnten, dass der Klub in den nächsten fünf Jahren das Ziel hat, ins Champions-League-Finale einzuziehen. Wie wollen Sie dieses ambitionierte Ziel erreichen?
PICHLER: Man merkt immer deutlicher, dass die Konkurrenz stärker und die Duelle immer enger werden. Die Gegner, aber auch wir treten athletischer und stärker auf und bringen konstant Leistung – das Niveau steigt. Cheftrainerin Lise Brancao und die Mannschaft arbeiten mit notwendiger Disziplin und optimaler Trainingsroutine. Wir haben den Kader mit absoluten Spitzenspielerinnen verstärkt und sind für die kommende Saison deutlich breiter aufgestellt. Jede Position ist doppelt besetzt. National haben wir schon alles erreicht, jetzt braucht es neue Ziele und Herausforderungen. Dem Champions-League-Finale steht nichts mehr im Wege.