Am Dienstagabend steigt das Champions-League-Rückspiel im Achtelfinale zwischen RB Leipzig und Tottenham.
Julian Nagelsmann hat sich am Wochenende erst einmal an seinen Computer gesetzt. Zur Vorbereitung auf das Champions-League-Achtelfinal-Rückspiel surfte der Trainer von RB Leipzig durch die Internetseiten englischer Medien und analysierte die Aussagen der Profis von Gegner Tottenham Hotspur.
"Ich höre jede Pressekonferenz, sehe jedes Interview. Meistens sind die Aussagen der Spieler nach einem Spiel ein Abbild von dem, was der Trainer wollte. Man kann da gut die Stimmung raushören", erklärte Nagelsmann vor dem Duell um den Einzug ins Viertelfinale der Champions League am Dienstagabend (21.00 Uhr im oe24 LIVE-Ticker).
Leipzig-Coach Julian Nagelsmann analysiert akribisch den nächsten Gegner
Mit ein paar Klicks, so lautet Nagelsmanns Theorie, bekomme man ein gutes Bild der Stimmungslage beim Gegner. Die Tottenham-Analyse dürfte dabei nicht viel Zeit in Anspruch genommen haben. Denn seit dem 0:1 aus dem Hinspiel sind die Spurs aus der Spur, scheiterten im FA-Cup und gewannen kein Spiel in der Liga mehr. Der mächtig angefressene Star-Trainer Jose Mourinho reagierte auf seine eigene Art und zerlegte am Samstag nach dem 1:1 in Burnley 60-Millionen-Einkauf Tanguy Ndombele öffentlich.
Leipzigs Motor stottert
Der Frust und das damit verbundene mäßige Betriebsklima bei Tottenham kommt RB gerade recht. Denn die Mannschaft bekommt seit dem starken Auftritt im Londoner Norden ebenfalls ihre PS nicht mehr auf den Platz. "Wir haben die Tempowechsel nicht drin, sind sehr ungenau in den letzten beiden Spielen. Das ist zu statisch. Wir müssen mehr in Bewegung kommen", kritisierte Sportdirektor Markus Krösche. Die Nullnummer am Samstag in Wolfsburg diente als Paradebeispiel für alles, was im Leipziger Spiel gerade nicht stimmt.
"Wenn wir so spielen wie im Hinspiel, bin ich davon überzeugt, dass wir weiterkommen", weiß RB-Kapitän und ÖFB-Teamspieler Marcel Sabitzer, dass Leipzig an die gute Vorstellung vom Match in London anschließen muss. Und da Tottenham ein 0:1 aufholen muss, sollte es den Gastgebern leichter fallen, ihren gefürchteten Konterfußball zu spielen. "Tottenham wird offener spielen, denn ein 0:0 reicht denen nicht. Wenn sie etwas höher und aggressiver spielen, würde uns das viel Raum hinter der Abwehr geben, den wir bespielen können", erklärte Tormann Peter Gulacsi. Für das nötige Tempo in der Spitze soll Stürmer Timo Werner sorgen, der nach seiner Auszeit in Wolfsburg am Dienstag wieder in der Startelf stehen dürfte.
Mourinho punktet mit Erfahrung in der Champions-League
Dadurch bleiben am Ende zwei Unwägbarkeiten. Die individuelle Klasse der Spurs-Edelkicker Dele Alli, Lucas Moura und Giovani Lo Celso. Und die mit nichts aufzuwiegende Erfahrung von Mourinho. Für den wieder zum zynischen Grantler mutierten Portugiesen ist die Partie in Leipzig bereits die 151. in der Champions League. Davon hat der 57-Jährige nur 34 Spiele verloren - und zumindest für die Verlängerung genügt in der ausverkauften Red Bull Arena bereits ein Tor.
Hinzu kommt, dass Mourinho gerade in den Achtelfinal-Spielen ganz entscheidende Momente seiner Karriere erlebt hat. 2004 setzte er sich mit dem FC Porto gegen das als übermächtig eingestufte Manchester United durch und gewann später die Trophäe. Ein Jahr später schaltete Mourinho mit Chelsea den FC Barcelona in der Runde der letzten 16 aus, und 2010 war für den Londoner Club gegen Mourinho und seinen neuen Arbeitgeber Inter Mailand ebenfalls im Achtelfinale Schluss. Auch mit Inter gewann "Mou" die Königsklasse.
José Mourinho ist Achtel-Final-Experte
Nagelsmann dürfte also gewarnt sein. Auf einen Trip zum Tottenham-Spiel in Burnley verzichtete RB übrigens am Samstag komplett. Auch hier setzt Nagelsmann auf einen Computer. "Wir haben Aufnahmen von allen Spielen aus derselben Perspektive. Das ist 1.000-mal besser, als wenn man vor Ort ist", betonte der 32-Jährige. Seine Suchmaschinen-Taktik scheint ein erfolgsversprechendes Modell, schließlich hat sie Leipzig erstmals in die K.o.-Phase gebracht.