ÖFB-Stars sprechen offen über EURO-Debakel: "Das war ein Fehler von Marcel Koller" und "Wir haben uns belogen."
In weniger als einen Monat startet die Europameisterschaft in Deutschland. Obwohl wichtige Spieler wie Alaba oder Schlager ausfallen, wird Österreichs Team bei der EURO viel zugetraut. Dies war auch schon vor 8 Jahren der Fall, als das ÖFB-Team als Geheimfavorit ins Turnier in Frankreich ging – und dann schon in der Gruppenphase scheiterte.
Ehemalige Teamspieler haben nun auf ServusTV über das Debakel bei der EURO 2016 gesprochen. „Die Vorbereitung auf die EURO 2016 hat mir nicht hundertprozentig gepasst. Auch von der Stimmung her. Ich find, so ehrlich müssen wir sein, in der Qualifikation hatten wir untereinander eine viel bessere Stimmung“, erzählt Zlatko Junuzovic.
"Fehler von Koller"
Martin Harnik sieht ein Problem darin, dass die Mannschaft schon fix war. „Ich glaube, dass ein Riesen-Problem vor der EURO 2016 war, dass die Mannschaft schon fix aufgestellt war. Jeder konnte sich sicher sein, dass er spielt. Ich glaub, das hat uns nicht gut getan“, so Harnik. „Im Nachhinein betrachtet war das ein Fehler von Marcel Koller. Er hat zu früh durchblicken lassen, was seine erste Elf ist.“ Dem wiederspricht Florian Klein. „Bei mir war’s umgekehrt. Mich hat Marcel Koller in Stuttgart angerufen und gesagt, mach dir keinen Kopf, du wirst bei mir spielen. Das hat mich extrem motiviert.“
B-Elf führte Stars vor
Sebastian Prödl erzählt dann von einem Trainingsspiel zwei Tage vor Turnierstart. „Vor dem ersten Match gab’s dieses interne Trainingsspiel A-Elf gegen B-Elf. Das Match wurde nach 8 Minuten abgebrochen, weil die B-Elf 6:0 geführt hatte. Das war der Zeitpunkt, wo wir dann im Hotel zusammengessen sind und gemeint haben, eigentlich müssen wir jetzt was sagen. Das war 48 Stunden vor Turnierbeginn.“
"Haben uns belogen"
Die Spieler glaubten aber weiterhin, dass alles gut werden würde. „Das ist ja keine Kritik an Marcel Koller, sondern absolute Selbstkritik, die wir hier betreiben. Dass wir die Situation falsch eingeschätzt und beurteilt haben und auch falsch angegangen sind. Es gab so viele Vorzeichen und wir haben die Situation einfach schöngeredet. Wir hätten viel früher intervenieren müssen“, so Harnik. Auch Junuzovic übt Selbstkritik: „Wir haben uns selbst belogen. Weil wir uns sicher waren: Wenn das Spiel beginnt, sind wir da.“