Südkorea liefert keine WM-Live-Bilder an den nördlichen Nachbarn.
In Südkorea freuen sich die Fußball-Anhänger zur Weltmeisterschaft auf Public Viewing und die Live-Übertragung von Spielen in 3D im Kino, die nordkoreanischen Fans schauen wahrscheinlich selbst im eigenen Wohnzimmer durch die Finger. Neue politische Spannungen gefährden die Übertragungen aus Südafrika in dem weitgehend isolierten Land. Die Verhandlungen zwischen dem südkoreanischen Sender SBS - dem einzigen Rechteinhaber für die WM-Übertragung auf der Halbinsel - und Nordkorea über die direkte Weitergabe von WM-Bildern sind den politischen Konflikten zum Opfer gefallen.
Pfeift Nordkorea auf Erlaubnis?
Ob die Nordkoreaner jedoch völlig
im Dunkeln sitzen müssen, wenn zum ersten Mal seit 44 Jahren wieder eine
eigene Mannschaft an einem WM-Turnier teilnimmt, ist noch unklar. Technisch
gesehen hätte Nordkorea durchaus die Möglichkeit, WM-Bilder über
Satellitenantennen zu übertragen, sagt der Leiter der Abteilung für den
innerkoreanischen Austausch und Kooperation bei SBS, Yang Chul Hoon. "Wir
wissen, dass Nordkorea auch ohne Erlaubnis Spiele übertragen kann." Das
hätten sie auch schon früher gemacht. Vor vier Jahren hatte Südkorea im Zuge
der "Sonnenscheinpolitik" der damaligen Regierung noch großzügig die
Rechnung für die Übertragung von aufgezeichneten WM-Spielen in dem verarmten
Nachbarland übernommen.
Kooperation war schon fixiert
Seit der WM 2006 sind die
Fernsehanstalt und Nordkorea in Kontakt, um die Bedingungen für die
Übertragung für dieses Jahr zu erörtern. Unterhändler beider Seiten trafen
sich zweimal in Peking - einmal im Rahmen der Olympischen Spiele 2008 und
dann im Jänner dieses Jahres. Eigentlich sollten die Gespräche im April und
Mai fortgesetzt werden. Selbst über die Bedingungen war man sich prinzipiell
einig. "Wir verlangten, in Zukunft Berichte aus Nordkorea machen zu können.
Und Nordkorea war damit im Prinzip einverstanden", sagt Yang. Bei den
geplanten Gesprächen sollten die nächsten Schritte erörtert werden.
Neuer Konflikt
Doch der Konflikt um den Untergang eines
südkoreanische Marineschiffes Ende März im Gelben Meer machte dem Vorhaben
einen Strich durch die Rechnung. Nach südkoreanischen Angaben wurde das
Schiff von einem nordkoreanischen U-Boot versenkt. Nordkorea bestreitet
dies. Auf eine Reihe von Strafmaßnahmen durch Seoul erklärte Nordkorea am
25. Mai den Abbruch aller Beziehungen.
Damit hätten sich weitere Verhandlungen zwischen dem Sender und Nordkorea von selbst erledigt. Doch schon nach dem Schiffsuntergang wurde bald klar, dass die Gespräche nicht mehr fortgesetzt werden können. Der Sender wollte erst abwarten, wie sich die Lage entwickelt. SBS hätte die Regierung ohnehin um eine Genehmigung für die Übertragung von WM-Bildern nach Nordkorea bitten müssen. Doch seit die Spannungen hochkochen, wäre es auch dazu wohl nicht mehr gekommen. Seoul hatte bereits zuvor interveniert. "Die Regierung hat uns ihre Position übermittelt, wonach es unangemessen sei, dass SBS WM-Spiele direkt nach Nordkorea überträgt", sagt Yang.
Südkoreanische Zeitungen hatten unter Berufung auf Regierungsbeamte berichtet, dass Seoul bereits beschlossen habe, Nordkorea solle keine WM-Bilder erhalten, solange es nicht dafür bezahlen. Damit solle Nordkorea den Preis für seine "Provokationen" zahlen. Yang bedauert, dass es zu keinem Abschluss gekommen ist. "Doch wir respektieren das nationale Interesse und die öffentliche Meinung." Danach wolle sich der Sender auch bei künftigen Gesprächen mit Nordkorea richten.