Aufregung

Schiri freut sich über Bayern-Niederlage

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Der Deutsche Fußball-Bund kann den Fall Manfred Amerell noch lange nicht zu den Akten legen. Schwere Anschuldigungen des ehemaligen Schiedsrichter-Funktionärs und ein pikantes Mail des in die Affäre verwickelten FIFA-Referees Michael Kempter haben den DFB unter Druck gesetzt.

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) sieht dringenden Handlungsbedarf und will den Fall Kempter bei der DFB-Präsidiumssitzung am kommenden Freitag in Frankfurt/Main zur Sprache bringen, Rekordmeister Bayern München hofft auf Aufklärung durch den DFB.

"Hoffentlich fliegen die Bayern raus"
Amerell hatte nur wenige Stunden nach der außergerichtlichen Einigung im Streit mit dem DFB am Donnerstag in München in der TV-Sendung "Kerner" für Wirbel gesorgt. Der 63-Jährige präsentierte ein angeblich von Kempter an seine Adresse verfasstes Mail. Darin soll der 27-Jährige vor der 0:2-Niederlage von Bayern München in der Champions League am 11. April 2007 gegen den AC Milan an Amerell geschrieben haben: "Hoffentlich fliegen die Bayern gleich raus, dann können wir anstoßen."

Amerells neue Enthüllungen machten die DFL und Bayern München mobil. Liga-Präsident Reinhard Rauball und Bayerns Vorstands-Chef Karl-Heinz Rummenigge einigten sich am Freitag in einem Telefonat laut Rauball darauf, "dass unter anderem das Thema Kempter unter Einschluss der öffentlich gemachten E-Mails im Rahmen der Gesamtaufarbeitung der 'Thematik Schiedsrichterwesen' bei der kommenden Präsidiumssitzung zur Sprache gebracht wird".

Bayern München will den "Vorgang Kempter" gemeinsam mit dem DFB verfolgen. "Nach Rücksprache und in Absprache mit dem Deutschen Fußball-Bund werden die in dieser E-Mail gemachten Aussagen bezüglich des FC Bayern München nun vom DFB geprüft. Wir haben in dieser Angelegenheit vollstes Vertrauen in den DFB", hieß es in einer Pressemitteilung des Clubs.

Kempter abgesetzt
Der DFB hat in einer ersten Reaktion den zunächst für das Zweitliga-Spiel am Sonntag zwischen Union Berlin und dem MSV Duisburg vorgesehenen Kempter wieder abgesetzt. In der Frankfurter Verbandszentrale beschäftigte sich der DFB auch mit den schweren Vorwürfen Amerells in der SAT.1-Sendung. Der Augsburger Hotelier bezeichnete die DFB-Behauptung, er sei von seinen Ämtern zurückgetreten, als "eine glatte Lüge. Ich wurde erpresst, das so zu machen."

Dagegen verwehrte sich der DFB. "Die Behauptung von Herrn Amerell, er sei in Bezug auf den Rücktritt von seinen Ämtern erpresst worden, weist der DFB entschieden als falsch zurück", teilte der Verband am Freitag mit. Als "völlig absurd" bezeichnete DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach in der Pressemitteilung Amerells Vorwürfe gegen den Verband und Präsident Theo Zwanziger. "Sie sind der verzweifelte Versuch, von seinem gravierenden Fehlverhalten abzulenken", sagte Niersbach.

Amerell plauderte unterdessen persönliche Details über sein Verhältnis zu Kempter ("Es war keine Liebesbeziehung. Ich mochte ihn sehr gern") aus, sprach über seine Neigungen und präsentierte sehr intime Mails. Schwere Geschütze fuhr Amerell gegen DFB-Präsident Theo Zwanziger auf. "Er hat in blindwütiger Art und Weise zwei Menschen, die damit geschädigt und kaputt sind, und ihre Ehre auf dem Altar der Öffentlichkeit geopfert", sagte der Ex-Funktionär. Zwanziger merke nicht, dass "es hier um Menschen geht, nicht um Holzstücke".

Unabhängig von der Reaktion des DFB wird der Schiedsrichter-Skandal ein Nachspiel haben. Amerell will gegen Kempter und drei weitere ihn belastenden Schiedsrichter, deren Namen ihm jetzt bekannt sind, klagen. "Mit allen vier wird sich in kürzester Zeit die Staatsanwaltschaft beschäftigen", sagte Amerell.

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